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Das neue Hackschnitzelhaus besteht aus einer Doppelständer-Holzkonstruktion © Schachinger

Hackgut dämmt besser

Ein Artikel von Administrator | 28.06.2001 - 00:00
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Das neue Hackschnitzelhaus besteht aus einer Doppelständer-Holzkonstruktion © Schachinger

Waldhackgut ist nicht nur ein komfortables Heizmaterial, sondern auch ein hervorragender Baustoff. Das innovative Bauunternehmen Hochholzer, Untergriesbach/OÖ, setzt Lehm ummantelte Hackschnitzel als Isoliermaterial in Wand und Decken ein und erzielt damit eine bessere Wärmedämmung als mit Tonziegel und Ytong. Der kostengünstige, neue Dämmstoff ist unbrennbar und lässt sich durch Kompostierung umweltfreundlich entsorgen.Hackschnitzel als Dämmmaterial. Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Hochholzer mit Entwicklung, Ausführung und Vollendung ökologischer Putzsysteme für innen- und außen. Seit 1997 errichtet er Lehmhäuser (auch im Innenausbau mit Lehm) und experimentiert seit drei Jahren mit Hackschnitzeln als Dämmmaterial. Beim neuen „Holzleichtlehm” wird Hackgut mit Lehmschlamm gemischt und dann getrocknet. Das Verfahren wurde mit den Betreibern eines Bioheizwerkes entwickelt, welche das erneuerbare Dämmmaterial erzeugen werden.Holzleichtlehm in Brandklasse B 1. Laut Prüfgutachten der TU Wien beträgt die Wärmeleitfähigkeit von Holzleichtlehm im Mittel nur 0,096 W/m²K. Seine Dämmeigenschaft stellt damit sogar Tonziegel (0,13) und Ytong-Bausteine (0,11 W/m²K) in den Schatten. Dazu kommt, dass Holz und Lehm relativ schwer sind und sich somit durch einen hohen Schallschutzwert auszeichnen.
Überraschend hoch ist auch die brandhemmende Wirkung. Die Brandschutzprüfungen werden demnächst an der Brandverhütungsstelle in Linz abgeschlossen. Sie ordnet Holzleichtlehm der Brandklasse B 1 (schwer brennbare Stoffe) zu. Er garantiert ein behagliches Raumklima, ist problemlos wiederverwertbar und preislich wettbe- werbsfähig.Für Nassräume nicht geeignet. Aufgrund seiner Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit ist Holzleichtlehm für Nassräume nicht geeignet. Eine entsprechende Bauwerkisolierung ist in jedem Fall zwingend erforderlich. Die Wände werden bei dieser Bauweise in Doppelständer-Holzkonstruktion ausgeführt und die Bauelemente maschinell von einer mit der Baufirma kooperierenden Zimmerei vorgefertigt. Sie werden fassadenseitig mit handelsüblichen Schilfdämmmatten und innen mit den ebenfalls von Hochholzer entwickelten Lehmbauplatten beplankt. Wenn die Fertigteile verankert sind, wird die Holzleichtlehmmischung eingebracht.
Dachstuhl und Dachdeckung werden wie üblich ausgeführt. Für die Dämmung zwischen den Sparren ist lehmummanteltes Hackgut aus Platzgründen weniger geeignet. Hier sind Schafwolle, Hanf oder Flachs besser.Keine Einschränkung im Innenausbau. Als Zwischenwände werden 12 cm starke Holzständerkonstruktionen empfohlen, die mit ungebrannten Lehmziegeln ausgemauert und mit Lehmbauplatten verkleidet werden. Die Zwischenwände können nach Bedarf verputzt oder verfliest werden. Die Decken werden als Tramdecken ausgeführt. Für die Wärme- und Schallisolierung bietet sich wieder in Lehm getränktes Hackgut an.
Mit dem Innenausbau kann ohne Wartezeit begonnen werden. Auch in der Fassadengestaltung bestehen keinerlei Einschränkungen; auf Schilf als Putzträger lassen sich sogar erhabene Zierteile aufputzen. Das System ist in hohem Maße eigenleistungsfreundlich und erlaubt Bauhöhen bis drei Stockwerke. Das „Hackschnitzelhaus” wurde erstmals auf der Grünen Woche in Berlin ausgestellt und fand dort große Beachtung.