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Weithin sichtbar ist das neue Biomasseheizwerk (rechts) von Urbas, mit dem Piveteau Bois in Sainte-Florence seine Wertschöpfung optimiert © Christoph Zeppetzauer

Auch Rinde hat Bedeutung

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 24.04.2013 - 00:49
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Weithin sichtbar ist das neue Biomasseheizwerk (rechts) von Urbas, mit dem Piveteau Bois in Sainte-Florence seine Wertschöpfung optimiert © Christoph Zeppetzauer

Bereits seit über 60 Jahren verarbeitet Piveteau Bois Douglasie, Fichte, Lärche und Kiefer zu insgesamt 160.000 m³/J Schnittholz für Gartenholz, BSH und KVH. Dadurch zählt Piveteau Bois zu den größten Sägewerken Frankreichs. Um die Wertschöpfung am Standort Sainte-Florence nochmals zu erhöhen, überlegte man den Einstieg in die Bioenergiesparte mittels einer KWK-Anlage. Zum einen wollte man die Rinde einem besseren Zweck zuführen, zum anderen sah man die Chance, mit den Sägenebenprodukten in der aufstrebenden französischen Pelletsindustrie Fuß zu fassen. Kurzum: die effiziente Nutzung und Erstellung eines kaskadischen Stoffkreislaufes. Nachdem man zuerst eine exakte Standortanalyse vorgenommen hatte, entwickelte Urbas für die Anforderungen von Piveteau Bois eine maßgeschneiderte Lösung, mit der die Franzosen, technologisch gesehen, in der ersten Liga spielen.

Thermische Energie zum Eigennutzen

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Rinde mit bis zu 60?% Feuchte bildet überwiegend den Brennstoff für den Biomassekessel © Christoph Zeppetzauer

Man kann es vom ganzen Sägewerksgelände aus erspähen – das Biomasse-Heizkraftwerk, welches in nur 8 Monaten Bauzeit im April 2012 erstmals in Betrieb ging. Die großzügige Gestaltung des Kesselhauses sorgt für einfachen Zugang und einen bedienerfreundlichen Betrieb. Die Anlage von Urbas Energietechnik leistet bei einem Betriebsdruck von 40 bar 3,5 MWel sowie 11 MWth. Mithilfe der thermischen Energie werden die Trockenkammern sowie der Bandtrockner mit Wärme versorgt. Damit nutzt Piveteau Bois sämtliche in der KWK-Anlage produzierte Wärme am eigenen Gelände. Der Turbogenerator MARC I von MAN, Hamburg/DE, erzeugt elektrischen Strom, den die Franzosen als grünen Strom zu einem festgesetzten Tarif in das öffentliche Netz einspeisen. Als Brennstoff dient überwiegend Rinde von altgelagerten Seekiefern. Diese Rinde ist durch die Nasslagerung hinsichtlich der unterschiedlichen Feuchten und Heizwerte ein extrem herausfordernder Brennstoff, den der Heizkessel optimal meistert und damit seine Leistungsfähigkeit unterstreicht.

In Frankreich präsent

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Die Biomasseheizanlage befindet sich unmittelbar neben der Pelletsproduktion - das sorgt für eine hohe Wirtschaftlichkeit © Christoph Zeppetzauer

Wie kam man in Westfrankreich auf die Idee, ein Kraftwerk aus Österreich zu beziehen? „Man kennt Urbas in Frankreich. Es gibt auch bereits einige Anlagen in unserer Größenordnung, die als Referenz dienen (siehe Holzkurier Heft 8/2012, S. 24). Man spricht unter Kollegen und nachdem diese mit der Umsetzung und der Leistung zufrieden waren, haben wir nicht lange gezögert mit der Kontaktaufnahme“, schildert Lionel Dihars, bei Piveteau Bois verantwortlich für die Pelletsproduktion und die KWK-Anlage.

Bandtrockner für passende Endfeuchte

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Rinde mit unterschiedlichen Heizwerten und Feuchten fordert den Kessel: Hier beweist er seine Leistungsfähigkeit © Christoph Zeppetzauer

Die Restfeuchte von Sägespänen, die in die Pelletsproduktion gehen, ist ein heikler Faktor. Umso mehr Bedeutung kommt dem neben dem Biomasse-Heizkraftwerk realisierten Bandtrockner zu, der von Urbas Energietechnik zeitgleich mit der KWK-Anlage geplant und installiert wurde. Die Produktionskapazität liegt bei 15 t/h, die erreichte Endfeuchte idealerweise bei 8 bis 12 %. Die Ausgangsfeuchte der Sägenebenprodukte vor dem Trocknen beträgt über 50%. Der Bandtrockner ist abgestimmt auf das atlantische Klima, das neben –10° C im Winter bis zu 35° C im Sommer beschert. Darüber hinaus ist der Trockner auf eine Luftfeuchtigkeit von 40 bis 100% ausgelegt. Dieses Konzept von KWK-Anlage und anbei liegendem Bandtrockner sorgt für eine energietechnisch optimale Arbeitsweise (der Bandtrockner dient gleichzeitig als Kühlkreis für den Dampfprozess) –, die so auf eine hohe Gesamtwirtschaftlichkeit umgemünzt wird.

90.000 t/J Pellets

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Die Ventilatoren des Bandtrockners, der die Sägespäne auf 8 bis 12?% Restfeuchte herabtrocknet © Christoph Zeppetzauer

Der Bandtrockner ist ein fundamentaler Baustein der Pelletsproduktion, die bei Piveteau Bois mit rund 90.000 t/J angegeben wird. Es zeigte sich, dass die Investition in die KWK-Anlage und die Pelletsproduktion der richtige Schritt für das Team aus Sainte-Florence war. „Wir sind nun in der Lage, quasi 100 % Wertschöpfung aus unserem Rundholz herauszuholen“, erklärt Dihars, der, wie seine Kollegen, mit der unkomplizierten Betriebsführung und der stattlichen Anzahl an erreichten Betriebsstunden bei der von Urbas installierten Anlage zufrieden sei, wie er betont. Neben den Sortimenten für Gartenholz, für die Piveteau bekannt ist, kann man nun neben den Sägeerzeugnissen auch Sägenebenprodukte veredeln und holt das Optimum heraus. „So hat auch die Rinde ihre berechtigte Bedeutung“, teilt das Piveteau-Team mit. Der Status quo bezüglich der Ausnutzung der Rohstoffe gibt ihnen recht, schwingt man sich so auf einen Schlag zu einem der größten Pelletshersteller Frankreichs auf.

Interessante Projekte

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Der Turbogenerator mit einer Leistung von 3,5?MW speist Ökostrom in das öffentliche Netz ein © Christoph Zeppetzauer

Die Leistungsfähigkeit der Anlage in Sainte-Florence hat Geschäftsführer Pierre Piveteau sichtlich überzeugt, erteilte man Urbas doch im Januar den Auftrag, im Sägewerk Égletons, das ebenfalls zum Konzern gehört, eine baugleiche Anlage zu installieren, die 3,5 MWel und 13 MWth zu leisten imstande ist. Diese KWK-Anlage wird eine bestehende 6 MW-Kesselanlage ergänzen, die ebenfalls von den Kärntnern errichtet wurde. Außerdem erfolgte vor Kurzem bei Stora Enso Wood Products in Zdirec/CZ die Inbetriebnahme einer KWK-Anlage, die 17 MW Wärme für die Trockenkammern des Werkes liefert sowie 6 MW Strom in das öffentliche Netz einspeist. Erst kürzlich erhielt Urbas Energietechnik den Auftrag, bei der estnischen Graanul Invest, einem der größten Pelletsproduzenten Europas, ein Biomassekraftwerk mit einer Leistung von 11,3 MWth und 4 MWel in der lettischen Region In?ukalns zu errichten. Die geplante Inbetriebnahme ist im November 2014.