13757056722843.jpg

Der Vergaser erzeugt das Pyrolysegas, das anschließend in die Brennkammer geleitet wird © Christoph Zeppetzauer

Energietechnischer Maßanzug

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 06.08.2013 - 15:00
13757056722843.jpg

Der Vergaser erzeugt das Pyrolysegas, das anschließend in die Brennkammer geleitet wird © Christoph Zeppetzauer

In seiner langjährigen Geschichte hatte Arcobräu stets die Möglichkeit, autark für die benötigte Energie der Brauerei zu sorgen. Lange Zeit gestaltete man die örtliche Versorgung mithilfe eines Wasserkraftwerkes, 1953 baute man die erst vierte Biogasanlage Deutschlands, die 120.000 m3/J Gas produzierte. Seit Juni läuft das Kombi-Power-System von Gammel Engineering bei Arcobräu, das für eine Wärmeleistung von 1 MW sowie eine Gasturbinenleistung von 225 kWel konzipiert ist. Zum Abfangen der Spitzenlasten ist zusätzlich ein Kessel mit 4,5 MWth installiert. Die Versorgung mit Hackschnitzeln gewährleistet Arcobräu durch seinen großen Waldbesitz überwiegend selbst. Als Brennstoff fungieren Hackschnitzel der Größe G 100. Das Funktionsprinzip erklärte Entwickler Klaus Röhrmoser, Geschäftsführer der Gammel-Tochter Regawatt, anlässlich des Betreiberstammtisches für Betreiber von Biomasse-Heizwerken.

Hocheffizientes Energiesystem

13757056553917.jpg

In der Brennkammer wird eine Wärmeleistung von 1,5?MW erzielt © Christoph Zeppetzauer

Vom Schubboden aus gelangt der Brennstoff in den Vergaser. Im Gegenstromverfahren bläst dem feuchten, inhomogenen Brennstoff Luft entgegen, mit der in der Oxidationszone 800° C entstehen. Das hier entstehende Pyrolysegas wird zur Verbrennung in die Brennkammer geleitet. Von dort gelangt das heiße Rauchgas zu Lufterhitzer und modifizierter Gasturbine. Die dabei entstehende Wärme wird in das Fernwärmenetz Moos eingespeist. Bevor die Heißluft in die Gasturbine strömt, weist sie eine Temperatur von 890° C auf. Später auf dem Weg zum Abhitzedampfkessel sind es immerhin noch 570° C. Um die produzierte Energie effektiver zu nutzen, sind im Anschluss an den Abhitzedampfkessel zusätzlich vier Mikrodampfturbinen mit 80 kWel vorgesehen. Weiters wird der für die Bierproduktion benötigte Prozessdampf mit 7 Bar hier generiert.

Vorteile liegen auf der Hand

13757056620716.jpg

Gekonnt verdichtet: Vor der Gasturbine agiert ein Kompressor, der die heiße Luft verdichtet © Christoph Zeppetzauer

Laut Röhrmoser bietet das Kombi-Power-System im täglichen Einsatz zahlreiche Vorteile:
    Rauchgase entweichen ohne Staub, daher sind keine nachgeschalteten Filter notwendig.Sauberer Ausbrand findet klar unter den vorgegebenen Emissions-Grenzwerten statt.An die Hackgutqualität wird kein hoher Anspruch gestellt, waldfrisch ist optimal.Konfigurierbare Module für Strom, Warmwasser, Dampf, Heißluft, Kälte.Stromkennzahl lastabhängig bis zu 70 %

Den elektrischen Wirkungsgrad bei Arcobräu beziffert Röhrmoser mit 20 %. Mithilfe der Restverstromung durch die vier Mikrodampfturbinen kann dieser auf 25 % gesteigert werden. Rechnet man hier die thermische Leistung noch dazu, ergibt sich ein Gesamtwirkungsgrad von 80 %. Die Gaserzeugung regelt sich über ein Gasgebläse. Im Falle einer Störung des Systems wird dem Vergaser rasch die Luftzufuhr abgeschnitten und das Kraftwerk heruntergefahren. Eine gewisse Menge Glut bleibt jedoch ständig erhalten, sodass auch nach Wochenend-Abschaltung der Vergasungsprozess ehestmöglich wieder aufgenommen wird.

Ideenschmiede für Energie von morgen

Beginnend mit einem Einmannbetrieb 1989, hat sich Gammel-Engineering mit seinen Ideen der Energiebereitstellung einen Namen gemacht. Für energieintensive Betriebe wie die Lebensmittelindustrie wurden viele Energieprojekte realisiert. Bei Holz verarbeitenden Betrieben hat das Ingenieurteam zahlreiche innovative energietechnische „Maßanzüge“ umgesetzt, die auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden abgestimmt sind. Die modulare Bauweise bietet darüber hinaus die Möglichkeit, auf Expansionen gut zu reagieren.