Acht Jahre sind in einer Unternehmensgeschichte normalerweise ein Katzensprung. In nicht einmal einem Jahrzehnt schaffte es jedoch German Pellets, zum weltweit größten Pelletsproduzenten aufzusteigen. Beginnend mit dem Pelletswerk Wismar, nahm man 2006 Herbrechtingen und Ettenheim in Betrieb. 2009 folgte Torgau, ehe man ein Jahr später in Erndtebrück zu produzieren begann. Im gleichen Jahr startete man in Wilburgstetten. 2010 übernahm man ebenfalls die bestehenden Werke in Oranienbaum, Osterfeld und Löbau. Vor zwei Jahren gelang mit der Übernahme der Firestixx-Gruppe, Vilsbiburg/DE, ein großer Coup, der die Reichweite von German Pellets bis nach Österreich (Pelletswerk Abtenau) erhöhte. Im vergangenen Jahr übernahm man schließlich die österreichische Hott‘s-Gruppe mit drei Werken: Oberweis, Mattighofen und Pfarrkirchen/DE. Neben den genannten Standorten ist German Pellets außerdem für den Vertrieb bei WUN Bioenergie, Biopellet Magdeburg sowie Sonnen Pellet, Buchholz/DE, zuständig.
Engagement in den USA
Die Bestrebungen von German Pellets, die großzügigen Holzvorräte in den USA zu nutzen, wurden erstmals 2011 deutlich, als man ein Joint-Venture mit dem US-amerikanischen Pelletsproduzenten Westervelt Renewable Energy verlautbarte. Das Werk soll 250.000 t/J Kapazität aufweisen und auf 500.000 t/J erweiterbar sein. „Diese Kooperation ermöglicht uns Zugriff auf zusätzliche Holzressourcen, erweitert unsere internationale Lieferkette und ergänzt unsere bestehenden Bezugsquellen“, erklärte damals German Pellets-Geschäftsführer Leibold. Schließlich gab man wenige Monate später bekannt, selbst ein Pelletswerk in Woodville/Texas errichten zu wollen. Dieses ging mit kleiner zeitlicher Verzögerung Ende des I.Quartals mit einer Produktionskapazität von 500.000 t/J in Betrieb.Da war bereits bekannt, dass das Wismarer Unternehmen ein zweites Pelletsprojekt in Louisiana gestartet hatte. In Urania soll das größte Pelletswerk der USA mit einer überlieferten Kapazität von 1 Mio. t/J entstehen. Jene Menge würde ausreichen, um ganz Österreich 2013 mit Pellets zu versorgen. Über kurz oder lang will German Pellets 2 Mio. t/J für den europäischen Markt erzeugen, denn die Exportquote nach Europa ist mit 100 % veranschlagt. „In puncto Rohstoffverfügbarkeit und Rohstoffpreis gewinnt German Pellets damit deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber europäischen Produzenten“, kommentierte die German Pellets-Geschäftsführung. Langfristige Lieferverträge für großteils Kiefernarten, die früher die Papier- und Holzwerkstoff-Industrie versorgten, sollen einen kontinuierlichen Rohstoffstrom garantieren und den Wettbewerbsvorteil gegenüber den heimischen Konkurrenten herausschinden. Alleine für Woodville sind 1 Mio. fm/J Kiefer zehn Jahre lang vertraglich gesichert.
Wie ist das leistbar?
Zahlreiche Kenner der Branche fragen sich, wie sich das Unternehmen diese rasche Expansion leisten kann. Klar ist: Nur zwei Unternehmensanleihen 2011 und 2013 spülten knapp 150 Mio. € in die Kasse, die zur Finanzierung der US-Werke sowie zum Ausbau der Logistik dienen sollen. German Pellets konnte seit 2010 den Umsatz verdreifachen, setzte zuletzt 519 Mio. € (2012) um. Bereits bei der Zeichnung der Anleihe kritisierten Wirtschaftsexperten, dass die Eigenkapitalquote mit nicht einmal 12 % sehr gering sei. Darüber hinaus sei der Gewinn im Vergleich zum Umsatz klar unterdurchschnittlich gewachsen, was die Rentabilität anzweifeln lässt. Die Börsianer sagen unter Anbetracht der Bedarfsentwicklung bei Pellets dennoch dem Unternehmen zweistellige Wachstumsraten voraus.Zuletzt kam mit einer Untersuchung der Staatsanwaltschaft Schwerin Unruhe in das Unternehmen. Der Vorwurf an Geschäftsführer Leibold: Subventions- und Kreditbetrug. In einer Stellungnahme wies German Pellets die Vorwürfe von sich und erklärte, dass die Vorwürfe gezielt von konkurrierenden Unternehmen in Deutschland gestreut worden wären, um Unruhe in das Unternehmen zu bringen. Dies allein zeigt schon die Brisanz um German Pellets, die sich in beeindruckenden Zahlen belegen lässt. Die Vorwürfe stammen aus der Anfangszeit von German Pellets, in der des Öfteren Gerüchte um eine mögliche Insolvenz die Runde machten.