Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 17.09.2013 - 17:28
Mithilfe von Pellets erzeugt der Holzvergaser von Burkhardt Strom und Wärme. Dabei macht man sich den homogenen Brennstoff zunutze, der – anders als Hackschnitzel oder Rinde – gleichmäßige Qualität liefert. Wie sich das die Holzindustrie zunutze machen kann, durfte sich der Holzkurier bei Josef Ziegler ansehen.
Josef Ziegler, Plößberg/DE, schneidet 250.000 fm/J ein. Neben dem Säge- und Hobelwerk wird ab Herbst ein KVH- und BSH-Werk laufen, das zusätzlichen Wärmebedarf für den Betrieb bedeutet. „Für die technische Trocknung und die Versorgung der Betriebsgebäude reichte unser 800 kWth-Heizkessel nicht mehr aus“, erzählt Besitzer Josef Ziegler. Ein zweiter Kessel dieser Dimension kam nicht infrage, also musste eine andere Lösung her. Diese bot Gerhard Burkhardt mit seinem Holzvergaser, welcher mit der Verwertung von Pellets das ganze Jahr lang Strom und Wärme erzeugt.
Zwei Anlagen in Modularbauweise versehen in Plößberg seit Dezember 2012 ihren Dienst. Sie leisten zusammen am Papier 540 kWth sowie 360 kWel. Tatsächlich konnten beide Module bei Besichtigung vor Ort nach mehr als 5000 Betriebsstunden jeweils 190 kW aufweisen. Mit dem jährlichen Ziel von 8000 Betriebsstunden sieht es ebenfalls sehr gut aus. „Die hohe Verfügbarkeit der Anlage begeistert mich“, gesteht Ziegler. Neben der vollautomatischen Regelung kann man per Tablet und Handy ständig über die Leistung der Anlage informiert werden. Der Strom wird zu barer Münze, indem er ins öffentliche Netz eingespeist wird. Während der warmen Jahreszeiten kann die Wärmeproduktion des Holzvergasers die Grundlast des Betriebes stemmen. In dieser Zeit kann der Heizkessel beträchtliche Mengen an Hackschnitzeln einsparen. „Bei den stark gestiegenen Hackschnitzelpreisen konnte ich die eingesparten Mengen problemlos am Markt absetzen“, ergänzt er. Während der große Kessel sonst teillastig laufen müsste, kann der Holzvergaser in Volllast Strom und Wärme produzieren, was die Wirtschaftlichkeit des Systems erhöht.
Die Pellets erhält Josef Ziegler vom Pelletswerk Gregor Ziegler, das praktischerweise einen Steinwurf entfernt liegt und seinem Cousin gehört. Den Bedarf der beiden Anlagen gibt er mit 220 kg/h an. Warum Pellets für Burkhardt-Holzvergaser perfekt geeignet sind, erklärt Geschäftsführer Burkhardt wie folgt: „Zunächst ist es so, dass Pellets ein genormter Brennstoff sind. Bei Hackschnitzeln und Rinde kann jeder Schüttraummeter unterschiedliche Feuchte oder Verschmutzungsgrad aufweisen. Pellets hingegen haben einen festgesetzten Ascheschmelzpunkt, Asche- und Wassergehalt.“ Das sorgt dafür, dass die Anlage mit einem leicht zu verarbeitenden Brennstoff geschont wird und langlebig ist. Darüber hinaus sind Pellets einfach transportier- und lagerbar. Das Vorurteil, dass Pellets wesentlich teurer seien als beispielsweise Hackschnitzel, könne angesichts der stark gestiegenen Sägenebenprodukt-Preise vergangener Quartale nicht bestätigt werden. Die Entsorgung stellt dementsprechend kein Problem dar. „Man kann mit 2 % Asche rechnen. Die besteht ihrerseits großteils aus Kohlenstoff“, erläutert Burkhardt. Dieser weist 80 % Heizwert auf und wird zum Beispiel in einem Heizkessel noch einmal nachverbrannt. Burkhardt berichtet überdies von Versuchen, diesen Reststoff in der Kunststoffindustrie zu Färbezwecken beizumengen.
Platznot gibt‘s nicht
Da bei Ziegler der Neubau der BSH-Produktion anstand, fand die Planung gemeinsam mit Stephan Lohmeyer statt, der mit seinem Unternehmen Scantec als Generalunternehmer die Ausrüstung des Werkes besorgte. Getreu dem Grundsatz: „Kurze Wege sind vorteilhaft“ wurde die Holzvergaseranlage nahe an der neuen Halle gebaut. Da die Platzverhältnisse bei Ziegler beengt sind, mussten das Blockheizkraftwerk und der Holzvergaser auf zwei Ebenen untergebracht werden. Die Anlieferung und die Inbetriebnahme konnten innerhalb von zwei Wochen über die Bühne gehen. Die Lagerung der Pellets geschieht in Bunkern oder Silos. Die Aufstellung des BHKW und des Vergasers erfolgt zumeist in Hallen – oder aber in Betonraumzellen, die für sich bereits ein Gebäude darstellen. Die Anlagen werden anschlussfertig zum Kunden geliefert und können innerhalb kürzester Zeit in das Projekt integriert werden.
Service rund um die Uhr
Die richtige Bedienung ist eine Grundvoraussetzung für eine langlebige Anlage. Nach einer ausgiebigen Einschulung bietet Burkhardt entweder Teil- oder Vollwartung an. „Speziell für nicht produzierende Betriebe ohne passende Werkstatt (zum Beispiel Krankenhäuser oder Hotels) kann dies eine angenehme Option sein“, berichtet Gerhardt Burkhardt. Fünf Standorte in Deutschland und Italien haben jederzeit Rat und Ersatzteile bereit, wenn sprichwörtlich der Hut brennt. „Denn wenn die Heizung nicht funktioniert, kann das existenzbedrohend sein“, weiß der Geschäftsführer. So kann auch ein Servicefall am Wochenende schnell und unkompliziert abgewickelt werden. Daneben gibt es in regelmäßigem Abstand per Fernwartung und vor Ort Optimierungsarbeiten an den Parametern der Anlage. Für Kunden, die sich nicht mit der Rohstoffbeschaffung konfrontieren wollen, bieten die Mühlhausener sogar Brennstofflieferung an. Dies geschieht durch langfristige Lieferverträge, in denen Versorgungssicherheit garantiert wird. Hier wird zumeist mit regionalen Pelletsproduzenten zusammengearbeitet.
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