Dabei wurden zwei Szenarien unter ressourceneffizienten Gesichtspunkten verglichen: Aus 1 t Altholz wurden zunächst Schnittholz und anschließend zwei weitere Male Spanplatten produziert. Dieselben Produkte stellte man im Referenzszenario her, allerdings aus Frischholz. Das aus der Kaskadennutzung stammende Holz lässt sich mit einer Quote von 46 % deutlich effizienter verwenden als bei der einfachen Nutzung (21 %). Aus der Pressemitteilung geht hervor, dass die größte Einsparung am Anfang der Produktionskette durch den reduzierten Einsatz von Frischholz zu verzeichnen sei. Während der Weiterverarbeitung zu Spanplatten bleibt die Kaskadennutzung zwar effizienter, allerdings in deutlich geringerem Umfang. In beiden Szenarien verbraucht die Spanplattenherstellung die meisten Ressourcen, besonders bei der Trocknung und Verklebung.
Wenn man die kaskadische Nutzung von Holz in der Praxis betrachtet, sind vor allem notwendige Logistikprozesse und angepasste Verfahrenstechniken limitierende Faktoren. Univ.-Prof. Klaus Richter von der TUM sieht aber noch ein weiteres Problem: „Die energetische Nutzung von Holz hat noch Vorrang vor der stofflichen“. Die Hälfte der jährlich in Deutschland geernteten 60 Mio. t Frischholz fließt direkt oder dann bei der industriellen Verarbeitung in die energetische Nutzung. Auch die Art der Subventionierung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz fördert durch Investitionszuschüsse diesen Zustand. Richter plädiert für eine intensivere stoffliche Nutzung von Holz. Vom materialtechnischen Standpunkt aus steht einer Kaskadennutzung von Holz nichts im Weg. Damit Mehrfachnutzungen Realität werden können, sind planerische und konzeptionelle Anpassungen nötig. Handlungsbedarf sieht Richter vor allem in der Praxis: „Nur theoretische Analysen reichen nicht. Wir brauchen ein Handeln der Politik und der Industrie.“