Nahwärme Ulrichsberg

Mehr Wärme, weniger Staub

Ein Artikel von Philipp Matzku | 24.02.2022 - 09:14

Der größte Kunde der genossenschaftlich organisierten Nahwärme Ulrichsberg im nördlichen Mühlviertel, der Lebensmittelproduzent Neuburger, nahm 2020 eine weitere Verarbeitungshalle in Betrieb. „Mit unseren beiden Kesselanlagen mit insgesamt 1600 kW-Leistung und dem 25 m3-Puffer waren wir zu Spitzenlastzeiten komplett an unserer Leistungsgrenze. Wenn wir einen zusätzlichen Puffer und eine Rauchgaskondensation installieren, dann können wir den Netzwärmebedarf abdecken, erklärt Josef Natschläger, Obmann der Nahwärme Ulrichsberg, die damalige Situation.

2005 wurde in einen 1000 kW-Heizkessel von Kohlbach, Wolfsberg, investiert und 2013, nachdem Neuburger als Abnehmer gewonnen werden konnte, ein weiterer 600 kW-Kessel angeschafft. 14.000 Srm meist feuchte Hackschnitzel werden in der Anlage pro Heizperiode verheizt, wobei die eine Hälfte von den Genossenschaftsmitgliedern und die andere von Lieferanten aus der Region zur Verfügung gestellt wird. Neben etwas über 100 Privathaushalten und einigen Gewerbegebieten werden ein Altersheim sowie die örtliche Schule mit Wärmeenergie versorgt.

Weniger Energiebedarf und Kosten

Wir haben die Betreiber der Nahwärme Ulrichsberg im Herbst 2020 darüber informiert, wie sie mithilfe einer richtig dimensionierten Rauchgaskondensationsanlage einerseits den durchschnittlichen Wirkungsgrad um rund 15 % erhöhen und andererseits den Feinstaubgehalt um die Hälfte reduzieren können. Das Hauptziel ist die Minimierung des Primärenergiebedarfs und der Brennstoffkosten. Aufgrund der Wirkungsgraderhöhung wird kein zusätzlicher Brennstoff benötigt“, informiert Robert Pretzl, Geschäftsführer von Heger Edelstahl.

Schnell wurde man sich handelseinig. Nach der Bestandsaufnahme der wesentlichen Anlagenparameter, wie Brennstoffwassergehalts, der Netzrücklauftemperatur, Kesselleistung und örtlichen Aufstellungssituation, waren die Maßnahmen schnell klar. Neben der Installation eines 100 m3-Pufferspeichers von einem Drittanbieter wurde im Februar 2021 mit der Installation der kombinierten Wärmerückgewinnungsanlage des Typs HEGC-0200 von Heger Edelstahl begonnen. Die Inbetriebnahme der Anlage erfolgte im September, jene des Pufferspeichers einen Monat später. „Unsere kesselunabhängigen und jederzeit nachrüstbaren Wärmerückgewinnungsanlagen werden vormontiert geliefert, nur die Rauchgasleitungen müssen vor Ort angepasst werden“, erläutert Pretzl.

3 MW Spitzenleistung

„Im Nennlastbetrieb können wir mit unserer Anlage rund 320 kW Abwärme aus dem Rauchgas rückgewinnen und haben eine Rücklauftemperatur von 45° C. Die Wärmerückgewinnungsanlage wird auf die vorhandenen Kesselanlagen samt Planung und Engineering abgestimmt. Das umfasst die rauchgasseitige Einbindung, Steuerung, Regelung und Staubabscheidung, wobei wir den gesetzlichen Staubgrenzwert von 50 mg/Nm3 für Anlagen bis 2000 kW garantieren“, betont Pretzl. „Netzspitzen von 3000 kW, gerade in den Morgenstunden, können wir jetzt dank der Pufferspeicher und der neuen Anlage von Heger Edelstahl problemlos bewerkstelligen“, erläutert Natschläger. Die Gesamtinvestition der Nahwärme Ulrichsberg beläuft sich auf € 750.000, wobei 2021 mehrere Förderungen angefragt wurden.