Gute Zusammenarbeit: Julius Pirklbauer, Syncraft-Projektmanager, Matthias Schlögl, Syncraft-Vertriebsleiter, Thomas Biringer, Wiehag-Geschäftsführer, Otto Baier, Leiter Instandhaltung bei Wiehag (v. li.), vor dem 500 kW Gasmotor © Syncraft
Zur Sicherung der Wärmeversorgung hat Wiehag seit dem Sommer 2019 ein neues Biomasseheizwerk in Betrieb, wobei zur Verbrennung eigenes Restholz sowie zugekauftes Waldhackgut verwendet (Optimierte Abbrandgeschwindigkeit). Bei der seit Ende 2021 in Betrieb genommenen Holzvergasungsanlage des Typs CW1800-500 von Syncraft soll mittelfristig nur noch der eigene Brennstoff aus der Fehlerauskappung der BSH-Lamellenfertigung zum Einsatz kommen. „Am Anfang war ein Trog voller Holzstücke auf der Suche nach einer geeigneten Vergasungsanlage. Die Vorteile einer Großanlage gegenüber einer Kaskade war bei unserer Brennstoffspezifikation bald erkannt“, erklärt Otto Baier, Leiter Instandhaltung bei Wiehag. „Wir haben die Montage der Anlage innerhalb von 10 Monaten mit den Kunden realisiert. Im Dezember konnten wir schon die erste Leistungsfahrt zeigen“, berichtet Syncraft-Vertriebsleiter Matthias Schlögl stolz. Die Brennstoff-Wärmeleistung liegt bei 1808 kW, die elektrische Leistung bei 500 kW und die thermische bei 740 kW. 362 kg/h Brennstoff wird verwendet. Dies erzeugt eine Heizwärme von 5,5 Mio. kW/J und 3,75 Mio. kW/J Strom.
Der 500 kW-Gasmotor wurde von Innio Jenbacher, Jenbach, dem Tiroler Spezialisten in dezentraler Energieerzeugung, geliefert.
Das Restholz hat eine Restfeuchte von rund 11 %. Zielvorgabe im Vergasungsprozess sind aber weniger als 10 % Restfeuchtegehalt. Das Material wird gehackt, entsprechend aufbereitet und dann dem Vergasungsprozess zugeführt. „Das derzeit noch zugeführte Waldhackgut wird in einer von Syncraft gelieferten Trocknungsbox mit 50° C Niedertemperatur getrocknet, bevor sie aus dem eigenen Prozess ausgebunden wird. Die Hochtemperatur von 90 bis 93° C im Vorlauf und 70° C im Rücklauf kann von Wiehag für Fernwärme oder Trocknungsprozesse verwendet und muss nicht zur Trocknung des Brennstoffes eingesetzt werden“, erläutert Schlögl.
Herausforderung spezifisches Gewicht
Die Schüttdichte des verwendeten Brennstoffes sollte bei 180 kg/Srm liegen. „Der Brennstoff ist sehr spezifisch für die Holzvergasung, da sowohl die Stückigkeit als auch die Schüttdichte heikel sind. Das spezifische Gewicht bei Buche oder Eiche ist höher als beispielsweise bei der Fichte. Im Fall von Wiehag ist das spezifische Gewicht je Schüttraummeter verwendeten Materials sehr gering. Da tun sich die meisten Holzvergaser bereits sehr schwer. Auch für uns ist der Brennstoff eine Herausforderung. Damit ich aber den notwendigen Gasoutput habe, benötige ich eine bestimmte Schüttdichte. Wir können aber diesen sehr speziellen und leichten Brennstoff in unseren Prozessen erfolgreich verwenden“, betont Schlögl.
Pflanzenkohle zur CO2-Reduktion
Holzvergasung in zwei Stufen: Der Schwebebettreaktor „crackt“ den Teer auf und im Filter wird dem Gas gezielt die verbliebene Pflanzenkohle entnommen © Syncraft
Neben Strom und Gas hat Syncraft mit der Pflanzenkohle ein weiteres Produkt in ihrem Portfolio. „In der klassischen Vergasung sind die Pyrolyse und Vergasung in einer Stufe, Syncraft nutzt hier zwei Schritte“, informiert Schlögl. In der zweiten Stufe, dem Schwebebettreaktor, wird der Teer bei rund 850° C aufgespalten. In dem danach folgenden Filter wird gezielt dem Gas die Pflanzenkohle entnommen. „Wir haben keine Abfallstoffe, wie Teer, Asche oder andere Medien, wie sie zum Abreinigen vom Gas bei anderen Holzvergasern nötig sind. Das macht uns einzigartig“, hebt Schlögl hervor.
Syncraft nennt diesen Anlagentyp Rückwärtskraftwerk, da aus der Atmosphäre CO2 gezielt entzogen und in Pflanzenkohle gespeichert wird.
CO2-Senkenzertifikat
Der Holzvergaser von Syncraft entzieht der Atmosphäre mithilfe von 500 t Pflanzenkohle dauerhaft 1500 t /J CO2 © Syncraft
Bei Wiehag wird die Pflanzenkohle derzeit noch zu Grillbriketts verarbeitet. Das gespeicherte CO2 entweicht auf dem Grill wieder in die Atmosphäre. „Wenn die Kohle weiterverarbeitet wird, dann habe ich eine CO2-Senke, da das CO2 in der Pflanzenkohle gespeichert bleibt“, informiert Schlögl. So kann die Kohle beispielsweise als Zuschlagstoff in Futtermittel oder in Klimabeton als Ersatzstoff für Zement gebunden werden. Kurzfristig besteht bei Wiehag die Absicht, die Kohle entsprechend anderen Kanälen zuzuführen und somit eine CO2-Reduktion nachhaltig zu garantieren. „Die Kompetenz und die Erfahrung von Syncraft sowie die besichtigten Anlagen überzeugten uns. Im Nachhinein betrachtet, war die Entscheidung für die Tiroler Energietechnikspezialisten genau die richtige“, betont Baier.