Vom Niedrigtemperaturtrockner überzeugt: Christoph Schmid, Betriebsleiter Werk Ramstein; Georg Reis, Vertriebsleiter DACH Dryer One; Hans Jürgen Litschel, Projektleiter Energie Rettenmeier-Gruppe (v. li.) © Technic One/NPS Beratung
„Wir hatten bereits auf der Ligna 2019 Kontakt mit Technic One. Gerade der geringe Flächenbedarf des Dryer One-Trocknungssystem hat uns sofort angesprochen. Für Bandtrockner, welche in unserem Fall eine Länge von bis zu 60 m benötigen würde, fehlt uns der Platz“, informierte Hans Jürgen Litschel, Projektleiter Energie der Rettenmeier-Gruppe. Am Standort Lauterbach/DE der Pfeifer-Gruppe hat man sich ein Dryer One- Trockner in Betrieb angeschaut. Die Rettenmeier-Gruppe nutzt einen Bandtrockner bei ihrem Pelletswerk in der Slowakei. Neben dem geringeren Flächenbedarf überzeugte Rettenmeier die Möglichkeit, mit sehr niedriger Temperatur zu trocknen. Ein weiterer Grund für den Dryer One war der im Vergleich zu anderen Lösungen geringere Strombedarf von 5 % für die Luftgebläse und Ventilatoren.
Projektbeginn für das Pelletswerk bei Rettenmeier Holzindustrie in Ramstein war 2020. Die Inbetriebnahme erfolgte im Dezember 2021. Dabei werden die am Standort anfallenden Reststoffe des Säge- und Hobelwerks zur Pelletierung genutzt. Der Trockner wurde zuerst bestellt, dann folgten die Nass- und Trockenspansilos.
Alle drei Ebenen des Spänetrockners, wie hier die Wärmetauscher, sind leicht zugänglich und artungsfreundlich © Technic One/NPS Beratung
Wie bereits an anderen Standorten der Rettenmeier-Gruppe zeichnete Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, für die Planung, Montage bis hin zur Inbetriebnahme der gesamten Anlagenfördertechnik von der Sägewerksanbindung bis zum fertig abgesackten 15 kg-Pelletssack Verantwortlich (s. Bericht Voll integrierter Standort). 80.000 t ENplus-Pellets in HD-Qualität will man heuer produzieren.
Am Standort ist seit 2010 ein 29 MW-Biomasse-Heizkraftwerk im Betrieb. Dieses versorgt unter anderem die 16 Trockenkammern und die vier Durchlauftrockner sowie die Produktionshallen und Verwaltungsgebäude mit Wärme. Der Strom wird in der Regel verkauft.
Platzsparende Lösung
20 m Durchmesser weist der Dryer One des Typs DO-400 auf und ist gleichzeitig mit 400 m2 rocknungsfläche sehr effizient © Technic One/NPS Beratung
Der Dryer One mit seiner kompakten zylindrischen Form und den nebeneinander angeordneten Ein- und Ausgängen sieht von außen aus wie ein Silo. Auf einem Durchmesser von 20 m bietet der Trockner 400 m2 spezifische Trocknungsfläche. Technic One bietet Anlagen von 200 bis 500 m2 Trocknungsfläche an. In Ramstein ist ein Dryer One des Typs DO 400 im Einsatz. Die Materialzuführung sowie die Entnahme erfolgen an der gleichen Stelle. Der runde Trockner habe eine optimale Wärmedämmung und besitze aufgrund der innen liegenden Ventilatoren eine geringe Geräuschemission, betont man seitens Technic One.
Drei Heizkreisläufe im Einsatz
Drei Wärmetauscher, Dampfkondensation, Rauchgasrückgewinnung sowie Nahnetzkreislauf (li.) © Technic One/NPS Beratung
Eine Besonderheit des Sägespantrockners sind die drei Wärmetauscher. Neben dem Nahwärmenetz mit 95º C werden auch der Wärmerückgewinnung des Abgases (45º C) vor dem Schornstein der KWK-Anlage sowie die Wärme eines Dampfkondensators unter der Niedertemperatur (ND)- Turbine (55º C) als Wärmequellen genutzt. „Wir streben an, zuerst die Wärme aus den günstigen Kreisläufen zu nutzen. Wir können aus dem ND-Dampf mit 0,3 bar Wärme mit 95° C oder Strom erzeugen“, erklärt Litschel. „Wenn wir die Möglichkeit haben, erzeugen wir lieber Strom“. Bei Minusgraden droht der Rauchgaskreislauf einzufrieren. Die Heizregister werden im Winter deshalb mit Glykol gefüllt. „Bei 0° C liefert jeder der drei Wärmekreisläufe rund 33% des gesamten Energiebedarfes und werden dabei mehr als ein Drittel genutzt. Bei Plusgraden ist die Rauchgasrückgewinnung geringer, da die Außenluft nicht mehr so viel Energie aufnimmt“, informieren der Energieexperte weiter.
Im Sommer wurde aufgrund von Revisions- und Wartungsarbeiten einen der beiden Linien des Kraftwerks gestoppt und nur mit Teillast gearbeitet. Rettenmeier versorgte in dieser Zeit den Trockner nicht mit Heizwärme, sondern nur mit Wärme der Abgaskondensation von den anderen beiden Wärmekreisläufen. Damit konnten auch alle drei Salmatec-Pelletspressen ausgelastet werden.
Schichtdicke beeinflusst Stromverbrauch
Hinter den vier Zugangstüren liegt das Restholz auf zwei kreisförmigen Platten, die sich in entgegengesetzter Richtung um einen zentralen Schornstein drehen. Dabei wird die erwärmte Luft permanent von oben nach unten durch die beiden Platten gesaugt und ihre Fähigkeit, dem zu trocknenden Produkt Wasser zu entziehen, voll genutzt. „Die runde Bauweise hat zusätzlich den Vorteil der kurzen Rohrleitungsführung. Die Wärmetauscher können vom Anschluss an der Außenseite in zwei Halbkreisen mit kurzen Wasserleitungen erreicht werden. Das spart Kosten“, informiert Georg Reis, Vertriebsleiter-DACH bei Dryer One. „Die Platten sind leicht zugänglich. Man kann sehr einfach die Materialschichtdicke korrigieren. Bei einer geringen Schichtdicke bewegen sich die Platten schneller. Wenn ich sehr viel Material im Trockner verwende, bewegen sich die Platten viel langsamer und verbrauchen gleichzeitig weniger Energie. Ich habe also bei einem doppelten Output nur die Hälfte des Stromverbrauchs“, betont Christoph Schmid, Betriebsleiter in Ramstein.
Materialmix und Feuchtigkeit
Ein Technic One-Patent: Das zu trocknende Material wird über zwei rotierende Scheiben fahren, die von einem Heißluftstrom durchströmt werden © Technic One
Der Dryer One DO 400 ist zwischen dem Nassspansilo beziehungsweise der -hammermühle sowie den Pressen positioniert. Technic One nutzt für ihren Trockner eine eigene Software. Die Schnittstelle mit der Software von Rudnick & Enner ist der 12 m3-Vorbunker, welcher durch Füllstände die Materialzuführung regelt. Der Austrag geht in die Zufuhrschnecke von Dryer One.
Der Sägepanmix erfolgt bereits vor der Hammermühle. „Das Mischungsverhältnis der Späne ist aber nicht so wichtig wie die Eingangsfeuchte auf der unteren Trocknerebene oder die Ausgangsfeuchte auf der oberen Ebene“, wusste Reis. Die Hobelspäne aus dem Gartenholz haben eine Feuchte von bis zu 20%, die Sägespäne rund 50 bis 55%. „Unser Ziel ist, einen Mittelwert von 30 bis 40% Eingangsfeuchte zu erzielen. Bei einer Feuchtigkeit von maximal 36% brauche ich keine Fernwärme, sondern kann allein aus der Anfallwärme den Trockner laufen lassen“, gab Schmid zu verstehen.
„Anfallende nasse Späne können sich der unteren Platten am Boden absetzen, aber nicht ablagern. Ein umlaufender Mitnehmer führt diese über eine Rückführschnecke in den Trocknungsprozess zurück. Es können sich dadurch keine Späneablagerungen aufbauen und eine Selbstzündung von Ablagerungen wird sicher vermieden“, konstatiert Reis. „Aufgrund all dieser genannten Vorteile bin ich von dem System des Dryer One gänzlich überzeugt“, betont Schmid.