Hasslacher Eco Power

Energieautark dank Biomasse-Heizkraftwerks

Ein Artikel von Philipp Matzku | 27.06.2023 - 12:42
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Die neue Biomasse-Heizkesselanlage von Urbas wurde schlüsselfertig in einer Rekordbauzeit von neun Monaten ausgeführt © Hasslacher Norrica Timber

„Das neue Biomasse-Heizkraftwerk mit einer Leistung von 5 MWel und 15 MWth läuft seit mehr als einem Jahr ohne Probleme kontinuierlich im Volllastbetrieb. Wir wollten am Standort energieautark sein, das ist uns gelungen“, informiert Gerhard Pirih, Betriebsleiter der Hasslacher Eco Power am Standort der Hasslacher Gruppe in Preding, in dessen Modernisierung in den vergangenen Jahren stark investiert wurde. Ferner wurden am Standort die Kapazitäten des Sägewerks, der Weiterverarbeitung sowie Pelletierung stark erhöht. Zusammen mit der KWK-Anlage wurde ein Kanaltrockner in Betrieb genommen, der die Trocknungskapazität auf 280.000 m3/J steigen ließ. Insgesamt sind rund 30 Trocknungskammern am Standort in Preding im Einsatz. Die Kapazität des Pelletswerks liegt bei 110.000 t/J. Zwei Bandtrockner (7 und 4 MW) trocknen die Sägespäne für die Pelletierung.

Rekordbauzeit

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Von der Urbas-Technik überzeugt: Gerhard Pirih, Betriebsleiter Hasslacher Eco Power, und Peter Fehrer, technischer Berater bei der Hasslacher Gruppe (v. li.) © Philipp Matzku

„Wir standen vor der Frage: Ersetzen wir den Altbestand, einen an seine Grenzen gestoßenen 10 MW-Heisswasserkessel, oder investieren wir gleich in ein Biomasse-Heizkraftwerk? Ziel war ein integrierter, energieautarker Standort. Insofern war schnell klar: Es wird eine KWK-Anlage“, erklärt Peter Fercher, technischer Berater für die HasslacherGruppe. Hasslacher und Urbas arbeiten schon sehr lange vertrauensvoll zusammen. „Wir sind von der Technik von Urbas total überzeugt“, bekräftigt Fercher. Der alte Kessel dient weiterhin als Stand-by sowie zur Deckung von Spitzenlasten.

Das rund 20 Mio. €-Projekt wurde bereits vor Beginn der Coronapandemie geplant. Die Implementierung des Ökostromgesetzes verzögerte aber die Umsetzung. Im September 2020 erfolgte dann die Auftragsvergabe, im Februar des Folgejahres begann man bei Hasslacher mit den Betonbauarbeiten auf der 1 ha großen Fläche am Rande des Werksgeländes. Alle Schlüsselkomponenten des acht Stockwerke (32 m) hohen Gebäudes stammen von Urbas. Der Auftrag umfasst die schlüsselfertige Errichtung des Kraftwerkskomplexes auf bauseits vorgerichteten Betonarbeiten. „Trotz aller Schwierigkeiten während der Pandemie konnten wir in der Rekordbauzeit von nur neun Monaten die gesamte Anlage errichten und in Betrieb nehmen. Die Zusammenarbeit mit allen Unternehmen beziehungsweise deren Mitarbeitern, insbesondere dem Urbas-Projektleiter, Michael Skreinig, hat hervorragend geklappt“, konstatiert Fercher.

„Seit Anfang Dezember 2021 liefern wir kontinuierlich Wärme, seit Anfang Februar haben wir einen durchgehenden Turbinenbetrieb – und das in beiden Fällen in Volllast“, berichtet Pirih. „Die von uns erzeugte Wärme entspricht dem Jahresbedarf des Standorts“, informiert Pirih. Die neue Anlage hat eine Jahresstromerzeugung von 40 GWh, das entspricht dem Jahresbedarf von rund 12.000 Haushalten.

Variabel im Brennstoff

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250.000 Srm/J Rinde und Waldhackgut werden der Urbas-KWK-Anlage als Brennstoffe zugeführt © Urbas

Als Brennstoffe werden von Hasslacher Eco Power rund 250.000 Srm/J Rinde und Waldhackgut eingesetzt. Die Rinde stammt von dem am Standort verwendeten Rundholz. Das Waldhackgut kommt aus Energieholz von regionalen Waldbesitzern und Landschaftspflegebetrieben. Der Rindenbedarf liegt bei rund 140.000 Srm/J, wobei die Urbas-Anlage ungehackte Rinde von 30 bis 100 cm verarbeiten kann. Gerade bei nasser und feuchter Rinde sowie Sägespänen mit bis zu 60% Wassergehalt bringen die robusten Urbas-Anlagen immer die volle Leistung, betont man seitens des Kärntner Spezialisten für Biomasseanlagen.

Ein Forstdienstleister kommt ein Mal im Monat mit einer Hackmaschine, um das Energieholz zu zerkleinern. Die Hasslacher Eco Power hat keinen eigenen Einkauf für Biomasse und Industrieholz. Das geschieht über den Zentraleinkauf der Gruppe. Verwendet werden nicht sägefähiges Schad- oder Käferholz zur Verbrennung. In der Regel lagert Brennmaterial für drei bis vier Monate am Standort in Preding. In zwei Bunkern werden die Rinde und das Hackgut im Verhältnis 2 zu 1 gemischt. Alle 1,3 Minuten wird Brennmaterial mit einem robusten Trogkettenförderer auf 6 m Höhe transportiert und über einen hydraulischen Brennstoffschieber der Brennkammer zugeführt.

Kontrolle ist wichtig

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Die Turbine des Typs BT 25 zur Stromerzeugung hat eine maximale Leistung von 5300 kW © Urbas

„Das Thema Wasserqualität hat für das Kraftwerk eine zentrale Bedeutung. Wir haben hier in der Steiermark sehr mineralstoffhaltiges Wasser, das über eine Aufbereitungsanlage völlig demineralisiert werden muss. Es gibt sehr exakte Vorgaben und Richtwerte für die Beschaffenheit des eingesetzten Kesselwassers. Die Qualität von Kondensat, Speise- und Kesselwasser sowie Frischdampf wird kontinuierlich mittels Onlinemessung geprüft. Dies sichert die Langlebigkeit der Anlagekomponenten – insbesondere des Dampfkessels und der Dampfturbine. Das gesamte System der Kesselanlage kontrolliert sich im Prinzip selbst. Wir haben insgesamt vier Monitore zur Anlagensteuerung und Überwachung. Bei Bedarf kann Urbas mithilfe von Fernwartung unterstützen“, gibt Pirih zu verstehen. „Nach 72 Stunden ohne Eingriff beziehungsweise Kontrolle würde sich die Anlage automatisch abschalten. Man nennt das BosB oder Betrieb ohne ständige Beaufsichtigung“, ergänzt Fercher.

Urbas Maschinenfabrik

Gründung: 1929
Geschäftsführer: Josef Urbas, Andreas Urbas, Peter Urbas
Mitarbeiter: 420
Standorte: Völkermarkt, Ruden
Produkte: Warmwasser-, Nieder- und Hochdruck-Dampfkessel bis 77 bar, Spänetrockner, Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen

Hasslacher Eco Power

Standort: Preding
Geschäftsführung: Franz Meliessnig
Mitarbeiter: 5 (gesamter Standort der Hasslacher Preding Holzindustrie: 240)
Biomasseeinsatz: 250.000 Srm/J Rinde und Waldhackgut
Stromerzeugung: 40 GWh/J
Prozesswärme: 120 GWh/J