„Das Angebot von Polytechnik hat uns viel Investitionskosten erspart. Es war das technisch beste und gleichzeitig wirtschaftlich günstigste Angebot für die neue 2 MW-Fernwärmeanlage“, erklärt Matthias Lehner, Prokurist und Bereichsleiter Fernwärme und Wasserkraft bei der BE Energy, einer 100%igen Tochter des Energieanbieters Burgenland Energie, Eisenstadt.
Mehr als nur Ersatzinvestition
Die BE Energy hatte eine Ausschreibung des Krankenhauses für eine Fernwärmeversorgung für sich entschieden und sich in einer eigenen Ausschreibung über das Bundesvergabegesetz für das Konzept der emissionsarmen Verbrennungstechnologie Poly-Held des Biomassespezialisten Polytechnik, Weissenbach an der Triesting, als Ersatzinvestition der alten Kraft-Wärme-Kopplungs (KWK)-Anlage ausgesprochen. Die technische Planung übernahm das Büro für Erneuerbare Energie von Leo Riebenbauer.
Die BE Energy hat bereits das 10-MW-Heizkraftwerk im Altbestand im Industriegebiet von Oberpullendorf betreut. Nachdem die BE Energy aber mittlerweile den Strom ausschließlich mithilfe von Windkraft und Photovoltaik erzeugt und Holzbiomasse nur noch für die Wärme-, aber nicht zur Verstromung einsetzt, wurde die Strom- und Wärmeversorgung örtlich getrennt. Die BE Energy betreibt im Burgenland insgesamt zehn Heizwerke, die allesamt mit 40.000 t/J Waldhackgut aus der Region versorgt werden. Die gesamte Zufuhr wird digital über eine Software von Felixtools, Gössendorf, gesteuert. Das Oberpullendorfer Heizwerk wird jeweils zur Hälfte mit Nadel- und Laubhackgut beliefert. „Im Volllastbetrieb benötigt die Anlage alle vier bis fünf Tage rund 50 m3 Hackgut. Bei der alten KWK-Anlage mussten wir zwei Mal täglich dem Schubboden Material zuführen“, informiert Andreas Schmidt von der BE Energy.
Schmidt arbeitet hauptsächlich im Heizwerk in Oberpullendorf, die restliche Zeit bei einem der anderen Heizwerke im Verbund. Über eine App ist er immer am Laufenden, sollte es in einem der Heizwerke Störungen geben. Dann entscheidet er, ob er diese online lösen kann oder vor Ort sein muss.
Klimaneutrale Technik
Seit der Marktpräsentation vor fünf Jahren hat Polytechnik zehn Biomassekessel der CO2-neutralen, auf dem Holzvergasungsprinzip beruhenden, emissionsarmen Verbrennungstechnologie Poly-Held in Betrieb genommen. Mit der gestuften Verbrennung ohne Filteranlagen werden die gesetzlichen Emissionswerte laut Hersteller weit unterschritten – im Falle der Staubemissionen im Regelbetrieb mit 5 bis 15 mg/Nm3 sogar um das Hundertfache. Die Poly-Held-Anlagen haben einen Wirkungsgrad von über 92% und einen im Vergleich zu herkömmlichen Feuerungen einen deutlich reduzierten Strom- und Brennstoffverbrauch, betont man seitens Polytechnik. Der NOx-Anteil ist um 25% geringer als bei klassischen Biomassekesseln. Es können unterschiedliche Feststoffe aus der Holz- und Forstwirtschaft eingesetzt werden. Bis zu M45 (Wassergehalt unter 45%) besteht sogar Brennstoffflexibilität.
Der extra für diese Technologie entwickelte Spezialrost ist unter dem Brennstoffbett angeordnet. Die bei der Vergasung freigesetzten Staubpartikel werden im Brennstoffbett gefiltert. Der Feinstaub wird gemeinsam mit der Rostasche vollautomatisch ausgetragen. Das Holzgas strömt unter geregelter und gestufter Luftzufuhr in eine Brennkammer, wo es vollständig verbrannt wird. Die Temperaturregelung in der Brennkammer wird mithilfe von rezirkuliertem Rauchgas sichergestellt, betont man weiter. „Wir haben mit der gesamten Abgasreinigung sehr wenig Aufwand“, informiert Schmidt.
Herausforderung Beschickung
„Das ist unsere bislang größte Poly-Held-Anlage. Die Beschickung war herausfordernd, da wir den Brennkessel bis zu einer Höhe von 2,5 m auffüllen müssen. Mithilfe von Feuerungs- und Beschickungssimulationen haben wir eine sehr gute Lösung erarbeitet“, erklärt Zsolt Garai, internationaler Vertrieb bei Polytechnik. Die Trogkettenförderung vom Schubboden zum Kessel ist 30 m lang, weitere 15 bis 20 m lange Förderschnecken kommen noch hinzu, um das Rohmaterial auf die Kesselhöhe von rund 25 m zu transportieren. „Bei unterschiedlichen Brennstoffqualitäten strömt das Gas immer in Richtung des geringeren Widerstandes, das führt zu keinem effizienten Vergasungsprozess“, betont Garai.
Ausbau möglich
Die gesamte Anlage versorgt neben dem Krankenhaus auch die Volksschule sowie mehrere andere Gebäude in Oberpullendorf. Ziel der BE Energy ist es, die gesamte Stadt mit Fernwärme zu versorgen, sollte der Fernwärmeausbau weiter voranschreiten und die BE Energy den Auftrag für die Erweiterungsinvestition seitens der Stadt erhalten. Bislang werden viele private Haushalte in Oberpullendorf mit Gas oder Scheitholz beheizt. Platz und Anschluss für ein zweites 2-MW-Heizwerk sind vorhanden.
BE Energy
Standort: Eisenstadt
Geschäftsführer: Klaus Maras und Tomasz Nowosielski
Mitarbeiter: 13
Produkte: Fernwärme, Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik
Rohstoff: 40.000 t/J Waldhackgut
Wärmeleistung: 110 GWh/J mit zehn Anlagen von 400 kW bis 14 MW Leistung