Aufgrund von laufenden Investitionen und einem damit einhergehenden gestiegenen Einschnitt steht mittlerweile im Sägewerk Heinrich Holtmeyer mehr Rohmaterial für die Pelletsproduktion zur Verfügung. Aus diesem Grund entschied sich Geschäftsführer Stefan Holtmeyer, eine neue Pelletspresse anzuschaffen. „Wir hatten schon bei der Planung Platz für eine zweite Presse vorgesehen, darum konnten wir die Erweiterung relativ leicht umsetzen. Außerdem können wir die Pellets in einem Umkreis von rund 100 km über Händler gut absetzen“, erläutert Holtmeyer beim Holzkurier-Besuch in Ottersberg.
Aufgrund der sehr guten Zusammenarbeit sowie einiger technischer Vorteile gegenüber anderen Produkten entschied sich Holtmeyer für die Pelletspresse des Typs PM7 aus dem Hause Rudnick & Enners, Alpenrod. Wie eingangs erwähnt, war der Westerwälder Anlagenspezialist bereits 2017/18 für die Planung, Projektierung und Lieferung des Pelletswerks zuständig.
Mehrere Anforderungen an die neue Pelletspresse
Das Sägewerk Holtmeyer verarbeitet unterschiedliche Nadelhölzer. Daher muss die neue Pelletspresse mit Fichte, Kiefer, Douglasie und Lärche – auch in unterschiedlichen Mischungsformen – zurechtkommen. „Wir wollten die Leistung unseres Pelletswerks steigern, jedoch zugleich unsere Anlagenbediener entlasten. Die Pelletspresse muss sich daher auf schwankende Eingangsmischungen ohne großen Aufwand einstellen können und zugleich qualitativ hochwertige Pellets herstellen. Des Weiteren wollten wir den Stromverbrauch pro Tonne senken sowie den Wartungsaufwand reduzieren“, umreißt Benjamin Rohmeyer, Betriebsleiter Pellets bei Holtmeyer. Dass die Qualität der Presslinge passt, beweist auch die Reklamationsquote bei den Pellets, die praktisch gegen null geht. „Wir haben wahrscheinlich die besten Pellets in unserer Region. Auch die Händler loben unsere hohe Qualität“, meint Rohmeyer und schmunzelt. Die Sägenebenprodukte werden mittels eines Rohrgurtförderers von Rudnick & Enners direkt in das Pelletswerk transportiert. Über zwei Nassspanbunker sowie eine Nassspanhammermühle, welche das Material auf eine pelletierfähige Größe vermahlt, gelangen die Sägespäne auf die beiden Bandtrockner und anschließend in den Reifebunker mit Stärkedosierung.
Zudem lieferte Rudnick & Enners eine Fremdaufgabe, um zugekauftes Restholz in den Stoffstrom einbinden zu können. Nach der Presse werden die Pellets gekühlt, gesiebt und anschließend gelagert. Die Lkw-Verladestation stammt ebenfalls von Rudnick & Enners.
Neue 7 t/h-Pelletspresse mit technischen Innovationen
Die Leistung der Pelletspresse PM7 beziffert Geschäftsführer Sven Rudnick für Nadelholz mit 7 bis 8 t/h, je nach Motorisierung. Neben der Leistung überzeugt die Pelletspresse mit einer automatischen Kollerverstellung sowie einer integrierten Pelletsdichtesteuerung. „Die Pelletspresse verfügt über einen breiten Arbeits- und Regelbereich. Die Notwendigkeit händischer Eingriffe für den Bediener wird dadurch reduziert. Weitere Pelletspressen dieser Baugröße werden in Kürze ausgeliefert“, erläutert Rudnick.
Nach der Pelletspresse gelangen die Presslinge direkt in den Rudnick & Enners-Horizontalkühler, wo sie gekühlt werden. „Wir wollen die Pellets schonend kühlen, möglichst ohne weiteren mechanischen Abrieb zu erzeugen. Darüber hinaus wollen wir die Pellets nicht ,übertrocknen‘“, ergänzt Rudnick.
Vereinfachte Pressenwartung
„Wir fahren seit November eigentlich nur mit der neuen Presse. Die Arbeitsabläufe sind für unsere Bediener entspannter, da wir beispielsweise bei Schwankungen im Eingangsmaterial nicht sofort reagieren müssen. Bisher hatten wir unterschiedliche Matrizen mit unterschiedlichen Presskanallängen im Einsatz – je nachdem, wie hoch zum Beispiel der Kiefernanteil war. Das brauchen wir mit der neuen Presse so nicht mehr. Das Handling ist deutlich einfacher“, erläutert Holtmeyer. Der Wechsel von Verschleißteilen funktioniert ebenso zufriedenstellend. „Den Matrizenwechsel schaffen wir in gut einer Stunde“, sagt Florian Janzon, zuständig für die Pelletsproduktion.
Ein weiterer Pluspunkt der PM7 ist die automatische Kollerverstellung: „Die Mitarbeiter haben dadurch weniger Arbeit an den Kollern und diese sind für Wartungen leichter zugänglich“, berichtet Rohmeyer. Hervorzuheben ist zudem das automatische Ab- und Anfahren, welches ebenfalls sehr bedienerfreundlich ist. Besonders zufrieden ist Holtmeyer mit der stabilen Bauweise: „Die Presse hat eine enorme Laufruhe.“ Das Gesamtgewicht liegt bei rund 18 t. Ein weiteres Anliegen ist Holtmeyer der Sicherheitsaspekt: „Beim Abfahren oder bei einer Anlagenstörung fahren die Koller automatisch in eine Warteposition, also von der Matrize weg. Damit haben auch die Bediener mehr Zeit zum Reagieren – das reduziert den Reaktionsdruck auf die Mitarbeiter“, weiß Rohmeyer.
Vor zwei Jahren lieferte Rudnick & Enners zudem einen zweiten Bandtrockner inklusive einer Wärmerückgewinnung.
Beim Start der Pelletsanlage 2018 lag die Kapazität bei knapp 30.000 t/J. „Wir wollten damals das Werk zunächst nur im Zweischichtbetrieb betreiben, haben aber sehr schnell auf eine 24/7-Produktion umgestellt. Mit der neuen Presse sind wir nun in der Lage, rund 55.000 t/J herzustellen“, erläutert Holtmeyer. In dieser Menge nicht miteingerechnet ist die alte Pelletspresse, die als Back-up stehen geblieben ist. Ein Großteil der Pellets geht an den Handel. Knapp 10 % benötigt Holtmeyer selbst für das Blockheizkraftwerk. „Wir sind hinsichtlich des Pelletsabsatzes zuversichtlich. Wir punkten mit hoher Qualität und können dadurch auch gegen Importmengen punkten“, ist Holtmeyer überzeugt und ergänzt abschließend: „Unsere Anforderungen an die neue Pelletspresse wurden erfüllt. Wir sind daher mit der neuen Pelletspresse und auch dem neuen Horizontalkühler sehr zufrieden.“