Stolz auf neuartige technische Lösungen im Heizhaus (re.)für die Holztrocknung (li.): Ing. Dietmar Riegler, Mag. Josef Urbas, Hans Binder in Fügen © Eder
Die 50 °C warme Luft wird in einer Menge von 250.000 m³ pro Stunde aus der Rauchgaskondensation der neuen Fernwärmeheizanlage von Urbas, Völkermarkt, geliefert. Da bläst selbst die restliche Abluft noch wie ein Föhnsturm. Technikleiter Helmut Dengg hat dort seine hochwertigen Lärchenstapel zum Vortrocknen in Stellung gebracht. Gute Verdauung gefragt. Die Treppenvorschubrost-Feuerung von Urbas besitzt einen guten Magen. Sie muss alles verdauen, was an Rinde nicht kompostiert wird (Wassergehalt bis 65%) und ab und zu auch ganz minderwertiges Heizmaterial verkraften. Die zwei Kessel mit 8 und 5 MW, deren Leistung durch die Rauchgaskondensationsanlage um weitere 4 MW aufgestockt wird, bekommen ihr Futter über zwei getrennte Stränge zur Verfügung gestellt. Damit kann die Ortschaft Fügen, deren Fernwärmenetz imEndausbau 18 km lang sein wird, von zwei völlig voneinander unabhängigen Anlagen versorgt werden. Zwei 110 kW starke Pumpen hauchen dem Fernwärme-Strang Leben ein.
Als letzte Ausfallsicherheit musste (auf Kosten der Fernwärmegenossenschaft Fügen) ein 7 MW-Ölkessel installiert werden. „Den werden wir sicher nie brauchen und so bald als möglich durch eine weitere Biomasse-Anlage ersetzen”, meint Hans Binder im Holzkurier-Gespräch.
Endlos wird die Perspektive, wenn man den Kessel entlang in die Tiefe aus dem dritten Stockwerk blickt © Eder
Die Binder-Beteiligung an der Gesamtinvestition der 60 Mio. S teuren Anlage beträgt 70% (Ölkessel exklusive). In der Gemeinde braucht sich niemand um die Wartung und Pflege der Maschinen zu kümmern und die Ortschaft wird frei von emissionsträchtigen Kleinfeuerungen. Binder sorgt mit 95 °C Vorlauftemperatur sowohl für Heiz- als auch für Warmwasser.
Der eingebrachte Brennstoff (eventuell geshreddert von Maschinen von Rudnick & Enners, Alpenrod/D) wird durch eine Neuentwicklung von Urbas im Beschickungskanal vorverdichtet. Dadurch wird kontinuierlich und Last anhängig exakt regelbar die benötigte Brennstoffmenge in die Feuerung eingebracht. Der Treppenrost bewegt das Material so lange nach vorne, bis es vollständig ausgebrannt ist und die Asche einfach in den Keller fällt.
„Dort erwartet sie eine Miniaturausgabe der Zillertalbahn”, veranschaulicht Mag. Josef Urbas die großzügige Ausführung der im Keller situierten Container-Verfahranlage. Die Behälter fassen einVolumen von 18 m³ und werden nach jedem Beladevorgang mittels Kettenzug auf ihren Geleisen ein Stückchen weitergerückt, damit sie wirklich voll befüllt werden können. Aus dem Kellergeschoß werden sie mittels eines Demag-Kranes (Leistung: 2 mal 10 t) aus der wasserdichten Betonwanne (Grundwasser ab 150 cm Tiefe) emporgehoben. Entsorgungsintervall: 1 Container pro Woche pro Kesselanlage in der Wintersaison.
„Da die Asche durchaus auch als Zuschlagstoff in der Zementindustrie Verwendung findet, liegen die Entsorgungsofferte mehrere hundert Prozent auseinan- der”, wundert sich Binder. Für die Asche aus dem Elektrofilter, die stärker mit Schwermetallen belastet ist, gibt es einen eigenen Container.
Miniaturausgabe der Zillertalbahn: 18 m3 fassende Container, mittels Kettenzug bei der Befüllung verfahrbar, 1 mal pro Woche zu entleeren © Eder
Dass die Visualisierung der Prozesse in der Anlage und die detailverliebte Steuerung nicht nur Liebhaberei ist, zeigt die deutliche Verringerung des Stromverbrauchs. Der Gesamtwirkungsgrad übersteigt 100% und liegt somit weit höher als bei konventionellen Anlagen.Hat KWK Zukunft? Binder reizen die interessant gewordenen Einspeisetarife ins Netz für Ökostrom mit 1,14 S/kWh etwa in Tirol und Salzburg. Daher denkt er laut über Investitionen in Kraft-Wärme-Kopplungen an den Standorten Jenbach und St. Georgen nach.