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Reitplatzüberdachung - 190 fm Schwachholz von bis zu 6 m wurden in die 33 mal 63 m Konstruktion verbaut © Burböck

Rundholzbau

Ein Artikel von Hubert Burböck | 12.01.2005 - 00:00
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Reitplatzüberdachung - 190 fm Schwachholz von bis zu 6 m wurden in die 33 mal 63 m Konstruktion verbaut © Burböck

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Konstruktion wurde großteils mittels Zapfenverbindungen ausgeführt © Burböck

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Der Pferdestall wurde im vergangenen Jahr neu gebaut © Burböck

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Kuhstall in offener Bauweise. Der hohe Eigenleistungsanteil überzeugte den Bauherrn © Burböck

Landwirtschaftliche Wirtschaftsgebäude werden zunehmend mit hoher Eigenleistung und Einbringung von Rohmaterial aus dem Bauernwald gebaut. Baumeister auf Nischensuche. Das traditionelle Bauunternehmen Ing. Gerhard Feldgrill in Passail unterhält neben klassischen Baumeister-Agenden seit elf Jahren eine Zimmerei. Aufgrund der Marktsituation sah man sich bald dazu gezwungen, neue Märkte und Nischen zu bearbeiten. Seit 2002 glaubt man, eine erfolgreiche Nische gefunden zu haben und investierte in den Rundholzbau. Für mehr als 150.000 € wurden mobile Rundholzbearbeitungsmaschinen von Neuhauser, Weißkirchen, und diverse Werkzeuge angeschafft.
„Wir verarbeiten entweder entrindetes oder gefrästes Rundholz“, erklärte der Baumeister die unterschiedlichen Arten der Verwendung. Der Trend geht laut eigener Aussage in Richtung gefrästes Rundholz, da eine Verarbeitung einheitlicher Stämme weniger Aufwand darstellt. Holz von 5 bis maximal 20 cm Durchmesser kann gegenwärtig mit den eingesetzten Maschinen gefräst werden – allerdings sei eine Bearbeitung von Durchmessern bis 31 cm geplant.
Bauern als Schwachholzverwerter. Der Grundgedanke im Rundholz-Bau liegt laut Feldgrill darin, dass Bauern beim Bau eines neuen Wirtschaftsgebäudes das im eigenen Wald anfallende Schwachholz verwerten können. Der Baumeister stellt seine Dienstleistungen wie Beratung, Planung und Baukoordination sowie Maschinen zur Verfügung. „Vereinzelt arbeiten wir bereits mit anderen Zimmereien zusammen, denen wir Know-how und Maschinen für einzelne Projekte zur Verfügung stellen“, erklärte Feldgrill.
Mit zwei Zimmerern wird vor Ort das Rundholz mit mobilen Fräsen bearbeitet. Für Bauern bedeutet dies, dass bis zu 90% an Eigenleistung eingebracht werden kann. Neben Bauholz kann er auch das anfallende Restholz, wie Hackschnitzel selbst verwerten. „Somit erreicht der Bauherr eine Holzausbeute von bis zu 80%“, so Feldgrill. Optimales Preis-Leistungsverhältnis. „Rundholz ist um 15% tragfähiger als Kantholz“, erläuterte der Zimmermeister Werner Zottler. Zudem liege es kostenmäßig bei einem Viertel von prismiertem Konstruktionsholz, das sich mit etwa 400 €/m³ zu Buche schlägt. Gerade für den Stall-Bau eigne sich Rundholz optimal. Es wird nicht so leicht verbissen und passe perfekt in landwirtschaftliches Umfeld. Projekte seien grundsätzlich um bis zu 10% günstiger als mit traditioneller Holzbauweise, stellte Feldgrill fest. Vorzeigeprojekt mit 32 m lichter Weite. Kurz vor Weihnachten wurde ein Referenzprojekt in Rundholzbauweise fertiggestellt. Eine Reitplatz-Überdachung mit einer Grundfläche von 33 mal 63 m wird noch während der Wintermonate seiner Bestimmung übergeben. „Die Ausführung in Rundholz war für uns selbstverständlich, da wir bereits zuvor mit der Rundholz-Konstruktion bei unserem Stallgebäude gute Erfahrungen gemacht haben“, begründet der Architekt und Bruder des Bauherrn, DI Franz Windisch, die Entscheidung für diese Technologie. „Die ästhetische und in die Landschaft passende Bauweise kam uns sehr entgegen und passt zudem optimal ins Umfeld unserer Pferdezucht.“
Vom Zeitdruck abgeworfen. Der Bauherr und Züchter von Westernpferden, Robert Windisch, kann vor allem dem Konzept der Eigenleistungs-Einbringung einiges abgewinnen. „Allerdings war es uns bei der Überdachung aus zeitlichen Gründen nicht möglich, eigenes Holz zu verwenden“, verwies er auf die Baukosten von über 200.000 €, wovon etwa 12% auf das verwendete Holz fiel. Die Konstruktion wurde zimmermannsmäßig mittels Zapfen, Verschraubungen, Zug- und Gewindestangen ausgeführt, erläuterte Zimmermeister Zottler. Stall um 20.000 €. Ein ebenfalls vor kurzem fertig gestelltes Projekt ist ein 20 mal 16 m großer Stall des Mutterkuhbetriebes der Familie Knoll. „Das Konzept ist uns sehr entgegengekommen. Wir konnten 30 fm des Holzbedarfes aus dem eigenen Wald decken und die Baukosten durch Eigenleistung mit 20.000 € relativ niedrig halten“, so Theresia Knoll. Sie hob die kurze Bauzeit hervor: eine Woche.