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Für minimalistische oder historische Objekte: Dielen aus süddeutscher Douglasie oder dänischer Eiche produziert Dinesen © Dr. Stefan Peters

Königliche Eröffnung

Ein Artikel von Dr. Stefan Peters | 09.09.2005 - 00:00
Joachim Prinz von Dänemark ließ es sich nicht nehmen, die 50. Nordbau am 8. September in Neumünster/DE persönlich zusammen mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen zu eröffnen – während sich eine komplette Halle dem Holz widmete, feierte „Dänisch Bauen – Dänisch Wohnen“ 30-jähriges Bestehen.Modische Hanseaten. Noch zum deutschen Landesteil Schleswig zählt Schlossdielen Schönlein, Niebüll/DE. Das Unternehmen bietet Dielen mit einer Breite zwischen 20 und 50 cm sowie bis zu 15m Länge, gefertigt aus Douglasie oder Tanne. Auch Sonderanfertigungen und Unikate lässt Bruno Schönlein bundesweit tischlern. Während Schleswig-Holsteiner und Sylter helle Holzfarben nachfragen, ordern die Hamburger verstärkt auch dunkle Farben – was Schönlein allerdings nur für eine Modeerscheinung hält. Zu prominenten Projekten zählen Schloss Dornburg sowie 800 m² Eichendielen für das Bernstein-Museum in Ribnitz/DE.
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Für minimalistische oder historische Objekte: Dielen aus süddeutscher Douglasie oder dänischer Eiche produziert Dinesen © Dr. Stefan Peters

Böden statt Krieg. Dinesen, hervorgegangen aus Jels Sägewerk in R∅dding/DK, be-dient sich seit Beginn diesen Jahres eines eigenen Vertriebes. Ulrich Brahe, Verkaufsleiter bei Dinesen Deutschland, Hamburg/DE, erklärte, dass sich die bis 15 m langen und 45 cm breiten Dielen aus Douglasie ebenso für klassische wie für moderne, minimalistische Architektur eignen. Das Unternehmen startete vor 40 Jahren mit der Ausstattung von Schloß Sonderborg und bietet seine Dielen gelaugt und geseift ohne Öl an.
Während die Douglasien in Süddeutschland aufgewachsen sind, stammen die 200-jährigen Eichen aus dänischen Wäldern, die ursprünglich Holz für die Kriegsmarine liefern sollten. Statt Kriegsschiffen entstehen heute bis 30 cm breite und 5 m lange Eichendielen.
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Dänisches Kunstwerk: Acht verschiedene Öffnungssysteme plus patentierte Dosierlüftung © Dr. Stefan Peters

Tradition und Technologie. Rationel, Södra Felding/DK, 100%-ige Tochter des Fensterherstellers Velux, H∅rsholm/DK, fertigt seit 100 Jahren im Profil konstante Fenster. Zu den Merkmalen des dänischen Fensters zählt der auch für Vertriebspartner Skanlux, Hamburg/DE, engagierte Brahe die zu 90% aus nordskandinavischem Kiefernkernholz gefertigten Elemente, nach außen öffnende Flügel sowie ebenfalls außen montierte Glasleisten. Diese fertigt Rationel zwecks Witterungsbeständigkeit jetzt aus sibirischer Lärche. Die per Imbus höhenverstellbaren Bänder sind zum Schutz gegen Salzeinträge von der Nordsee pulverlackiert. Eine patentierte Dosierlüftung im Flügelfalz erlaubt das Lüften bei geschlossenem Fenster.Normen angeprangert. Während Verkaufsleiter Ulrich Brahe den Anteil der Kunststofffenster in Dänemark auf 12% schätzt, zeigen die Dänen vermehrt auch Interesse an pflegeleichten Holz-Alu-Fenstern. Von der gesamten Rationel-Produktion verbleiben zwei Drittel in Dä-nemark, über ein weiteres Drittel freuen sich Kunden in Großbritannien.
Die gemäß deutscher Industrienorm (DIN) gefertigten Fenster hält Brahe lüftungstechnisch sowie in Bezug auf Einbruchsicherheit als „schlecht“ und bezeichnete entsprechender Normen als veraltet und gar „absurd“.
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Ziel Berlin: 120 Stück dieses Schiebefensters statten eine Künstlersiedlung aus © Dr. Stefan Peters

Australische Wurzeln. Vrogum, Oksb∅l/DK, vertreibt 35 bis 40% seiner Produktion von Fenstern und Innenraumtüren in Deutschland über 150 Tischlereien und Zimmereien. Neben Dänemark befinden sich laut Peter Plauborg, Vertriebsleiter Deutschland, auch in Großbritannien zahlreiche Kunden: Im Zuge der lahmenden deutschen Nachfrage während der 1990-er Jahre eroberte das Unternehmen mit 80 Mitarbeitern neue Märkte auf der Insel.
Während 75% der Fenster aus nordischer, feinringiger Kiefer gefertigt werden, bietet Vrogum seit 5 Jahren auch australische Victoria-Eiche an: Kunden verlangten Hartholz, Vrogum wollte jedoch kein Tropenholz einsetzen. Den dänischen Marktanteil für Kunststofffenster schätzt Plauborg auf lediglich 5 bis 7%.Ende der Trockenzeit? Nach einer Aussage von Wilhelm, Wees/DE, Hersteller von individualistischen und historisierenden, landestypischen Fenstern und Außentüren, die sich als „gute Mischung aus Handwerk und moderner Technik verstehen, zieht die Anfang diesen Jahres noch verhaltene Nachfrage nach Fenstern im Norden jetzt tendenziell an.