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Insgesamt wurden in die 28 m lange Nationalpark-Brücke über 200 m2 Lärchenschindel in dreifacher Deckung verbaut © Timber Force - Unegg

200 Jahre haltbar

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 28.02.2006 - 00:00
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Insgesamt wurden in die 28 m lange Nationalpark-Brücke über 200 m2 Lärchenschindel in dreifacher Deckung verbaut © Timber Force - Unegg

Mit dem statischen Konzept und ihrer handwerklichen Ausführung konnten wir in Mörtschach einen seltenen Vertreter des klassischen Holzbrückenbaus umsetzen”, meint Geschäftsführer DI Franz Unegg, Timber Force Holzbau, Klagenfurt. Mit der bereits 2003 im Nationalpark Hohe Tauern errichteten Holzbrücke habe man im Gesamtkonzept den Anforderungen an Natürlichkeit, nahezu ewiger Haltbarkeit und dem klassischen Holzbrückenbau Rechnung getragen.

Zimmermannsmäßiger Abbund vor Ort. Die 28 m lange Brücke wurde mit einer Stützweite von 25,5 m, einer Fahrbahnbreite von 2,5 m, einer lichten Innenhöhe von 2,8 m und einer Dachneigung von 40° im statischen System eines Howe’schen Trägers ausgeführt.
Von Seiten der Nationalpark-Verwaltung waren die Anforderungen an traditioneller Bauweise unter Verwendung natürlicher Bau- und Schutzmaterialien vorgegeben. „Das gesamte Tragwerk wurde vor Ort zimmermannsmäßig abgebunden und mit einem Mobilkran eingehoben”, berichtet Unegg.

Möglichst wenig BSH und Stahl. Für das Projekt wurde ausschließlich Lärchen-Vollholz verwendet - lediglich die Ober- und Untergurte des Fachwerkes wurden in blockverleimten 36 mal 22 cm Lärchen-Brettschichtholz ausgeführt. „Um auch den Stahleinsatz gering zu halten, haben wir die Fachwerksknoten in Eiche umgesetzt”, so Unegg. Damit machte man sich die hohe Druckfestigkeit der Eiche zu Nutze.
Die Spannstangen des Fachwerks und die horizontalen Windverbände wurden aus Istor-Spannstangen hergestellt. Die Fachwerkdiagonalen führte Timber Force doppelt mit zwei 12 mal 24 cm zur Tragwerksmitte ansteigend beziehungsweise einfach mit 12 mal 24 cm zur Tragwerksmitte fallend aus. Insgesamt wurden für das 160.000 €-Projekt 8,7 m³ Lärchen-BSH, 36 m³ Lärchen-Vollholz, 2 m³ Eichen-Vollholz und 200 m² Lärchen-Schindelabdeckung eingesetzt.

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Fachwerksausführung ist bewusst überdimensioniert © Timber Force - Unegg

100% konstruktiver Holzschutz. „Sämtliche Details wurden nach der Prämisse eines optimalen konstruktiven Holzschutzes konstruiert, so dass eine Haltbarkeit von über  200 Jahren zu erwarten ist”, ist sich Unegg sicher.
Den seitlichen Dachvorsprung hat man mit 1,1 m und an den Brückenenden mit 1,5 m ausgelegt. Seitlich wurde beim Schutz gegen Schlagregen ein Lamellen-Geländer angebracht. Trotz des Daches wurden die Fahrbahnlängs- und -Querträger mit einer Blechabdeckung gegen Schmutzeintrag versehen. „Weiters haben wir der Philosophie des klassischen Holzbaus Rechnung getragen, indem wir bei bestimmten Bauteilen mehr Holz verbaut haben, als statisch notwendig wäre” erklärt der Geschäftsführer.
Das schaffe zusätzliche Reserven, führe zu einem gediegenen Erscheinungsbild und verlängere die Haltbarkeit der Konstruktion. „Nach drei Jahren weist das Lärchenholz bereits die rötliche Patina auf, lediglich das Schindeldach nimmt die für bewitterte Holzflächen typische silbergraue Färbung an”, zeigt sich Unegg zufrieden.

Brücken aus Rundholz. Das Kärntner Unternehmen hat sich auf die Verwendung von Rundholz beim Brückenbau spezialisiert. „Damit erreicht man die  wirtschaftlichste Bauweise im Holzbrückenbau”, umschreibt der Geschäftsführer die Vorteile: um 20% höhere zulässige Spannungen als bei Schnittholz, vertikal und horizontal gleiche Steifigkeiten und einen geringen Energieeinsatz bei der Bearbeitung.
„Wir haben die Grenze des Machbaren beim Einsatz von ganzen Bäumen gefunden”, meint Unegg. Man verwendet dabei Tannen mit einer Länge von 19 m und einem Mittendurchmesser von 90 cm. Bis zu 40% der gesamten Brücken-Projekte realisiert er in Rundholz, wobei die Konstruktion vor allem im kommunalen Bereich zum Einsatz komme. Derzeit realisiere man ein Projekt im Auftrag der Stadt Klagenfurt: Eine Rundholz-Brücke mit einer Länge von 16 m.    

Timber Force Holzbau-Facts

Gesellschafter und Geschäftsführer: DI Franz Unegg
Geschäftsbereich: Planung, Konstruktion, Errichtung und Beurteilung von Holzbauten, Spezialgebiet Brücken und Sonderkonstruktionen
Standort: Klagenfurt
Märkte:
Süd- und Westösterreich
Mitarbeiter: 2