Großes internationales Publikum zeigte Interesse am energieeffizienten Bauen © DI (FH) Florian Strauß
Im Rahmen der eröffnenden Plenarsitzung berichtete Joachim Herrmann, bayerischer Staatsminister des Inneren, von den öffentlichen Bauaktivitäten im Freistaat. In den kommenden drei Jahren sollen 150 Mio. € zur energetischen Sanierung von staatlichen Gebäuden verwendet werden. „Die bayerische Regierung möchte dadurch ein Beispiel geben und Wirtschaft sowie private Bauherren motivieren, den gleichen Weg zu beschreiten”, erklärte Herrmann.
50 % Einsparungspotenzial
„Gebäude machen etwa 40% des weltweiten Energieverbrauchs aus”, gab Jens Laustsen, Leiter der Internationalen Energieagentur (IEA), zu bedenken. Man solle den Bauherren eine langfristige Sichtweise vermitteln, bei der das Einsparungspotenzial im Vordergrund steht. Europäische Studien würden zeigen, dass in den Bereichen Heizung und Kühlung von bestehenden Gebäuden über 50% Energie gespart werden kann. Besonders bei Fenstern ließen sich schnell Verbesserungen erzielen. Im Neubaubereich solle man weiter das Ziel verfolgen, Häuser mit null Energiebedarf zu realisieren.
Einen Blick auf die architektonische Dimension des Passivhausbaus gab der Architekt Dr. Burkhard Schulze Darup, Nürnberg, mit seinem Vortrag. Die Geschichte der Passivhäuser begann bei kleinen Einfamilienhäusern, obwohl ein Passivhaus mit zunehmender Größe kostengünstiger wird. Schulze Darup lobte die Aufgeschlossenheit und Experimentierfreude der privaten Bauherren. Ein gutes Beispiel für gelungene Architektur sei das preisgekrönte Gemeindezentrum in Ludesch. Im städtischen Bereich hob er Wien mit drei großen Passivhaus-Bauvorhaben als beispielhaft hervor. Im bayerischen Ansbach sind Sanierungen an fünf Schulen geplant. Davon erhofft sich der Architekt eine Signalwirkung im öffentlichen Bau.
Von zu kalt bis zu heiß
Das erste zertifizierte Passivhaus Norwegens stellte der Architekt DI Michael Klinski, Oslo, vor. Der norwegische Bauherr hat 17 Jahre in Deutschland gewohnt und formulierte für sein Bauvorhaben zwei Bedingungen: Zertifizierung durch das PHI und energetische Selbstversorgung des Hauses. „Der Standort Sørumsand weist ein ähnliches Klima wie Norddeutschland auf”, informierte Klinski. Einen Heizwärmebedarf von 14 kWh/m2J konnte man unter anderem durch zweilagige Zellulose-Dämmung in der Wandkonstruktion erreichen. Für die geplanten Fotovoltaik-Elemente war keine staatliche Subventionierung zu bekommen. So musste der Bauherr darauf verzichten. 90% der Norweger leben in den küstennahen Regionen, in denen die Realisierung von Passivhäusern möglich ist. Im Landesinneren herrschen nach Klinskis Angabe dafür zu niedrige Temperaturen.
Sein eigenes Haus im dänischen Ebeltoft präsentierte der Architekt Olav Langenkamp. Das erste zertifizierte Passivhaus in Dänemark widerspricht auf den ersten Blick den Regeln der Bauweise. Durch die eingeschossige Form erhält das Gebäude ein sehr hohes A/V-Verhältnis - Mantelfläche zu umbautem Volumen -, was sich negativ auf den Heizenergiebedarf auswirkt. Außerdem sorgt eine große Glasfassade für hohe Wärmeverluste sowie Handlungsbedarf beim Beschatten gegen sommerliche Überhitzung. Für die Passivhaus-Zertifizierung dieser Architektur erhielt Langenkamp den Beifall der anwesenden Experten. „Nur Mangel an Geld oder Fantasie kann am Bau eines Passivhauses auch mit großen Fensterflächen hindern”, bemerkte der Architekt schmunzelnd. Für den dänischen Markt sagte er einen Boom für die Passivhaus-Bauweise voraus. Es fehle nicht an Interessenten.
Über die Auswirkungen der verschiedenen klimatischen Bedingungen im Süden der USA auf die Anforderungen der Passivhaus-Bauweise berichtete John Broniek. Der Manager bei IBACOS, Pittsburgh, unterschied zwischen gemischt-feuchtem - St. Louis und Atlanta - und heiß-feuchtem - Dallas und Miami - Klima. Modellrechnungen an einem typischen US-Haus mit 200 m2 Wohnfläche ergaben, dass an den Standorten mit gemischt-feuchtem Klima die Passivhaus-Standards mit gängigen Elementen und Konstruktionen erreicht werden können. Für die heiß-feuchte Klimazone sieht Broniek die Bauweise nicht anwendbar. Als Hauptprobleme gab er die sommerliche Überhitzung und den zu hohen Primärenergiebedarf an. Auf die Frage, warum keine Beschattungsmaßnahmen in die Berechnungen aufgenommen wurden, antwortete Broniek: „Wir gehen davon aus, dass sie von den amerikanischen Hausbewohnern nicht verwendet würden.