1228145972.jpg

Brettsperrholz-Konstruktion beim Binderholz-Headquarter in Fügen © Binder Holz

Baukunst mit Flächen aus Holz

Ein Artikel von DI Christoph Pfemeter | 02.12.2008 - 10:34
Fürs Marketing ist BSP fantastisch. Es bietet Antworten auf alle Mega-Trends, die im Bauwesen auf uns zukommen”, schwärmte Mag. Georg Binder, Geschäftsführer proHolz Austria. Vor allem mit dem Massivcharakter von BSP könne man sich die Kunden abholen. In Italien sei das Wort massiv beim Bauen sehr wichtig. Daher laute der Italienische Name auch pannelli di legno massiccio. Mit den vorliegenden Projekten sei man am richtigen Weg. Das Thema „Baukunst mit Flächen aus Holz” brachte die sechs größten BSP-Produzenten zum Holzbau-Sonderfachtag nach Graz. Die Vorträge gaben den 150 Zuhörern einen Überblick über die Möglichkeiten von BSP.

Hohe Genauigkeit

1228146020.jpg

Höchste Präzision bei der Fertigung von gewölbten BSP-Bauteilen bei Finnforest Merk © Finnforest Merk

Finnforest Merk, Aidach, präsentierte das evangelische Gemeindezentrum in Burgweinting/DE. 17 gebogene Wandelemente und 20 Dachelemente wurden in diesem Projekt verbaut. Der Grundriss des Sakralbaus mit 20m-Durchmesser ist rund und in der Mitte mit einer Kuppel versehen. Besondere Herausforderung war die geforderte Passgenauigkeit der gewölbten Bauteile. „Die Elemente federn nach dem Ausspannen aus der Presse immer etwas nach, es erfordert viel Übung den richtigen Radius zu erzeugen”, erklärte DI Johannes Renzmayer. Über der Kuppel befindet sich ein Glockenturm, dessen Stützen durch die Kuppel geführt werden mussten. Um die durch die Glocken entstehenden Schwingungen nicht in die Kuppel einzuleiten, wurden sie an der Schnittstelle beweglich gelagert. Aus Blitzschutzgründen bestehen die vier Stützen im oberen Teil aus Stahl und im unteren aus Holz.

Feuchte-Regulierung mit BSP

Um die akustischen und feuchte-regulierenden Eigenschaften von BSP ging es im Vortrag von KLH Massivholz, Katsch an der Mur. Aufgrund der Faltwerkkonstruktion mit vielen schrägen Flächen und den akustischen Eigenschaften von BSP wurden beim Musikproberaum in Stallhofen nur 1/3 der normalerweise benötigten Fläche an Schallverkleidungen verbaut. In einem weiteren Projekt wurde ein Winzerhaus in St. Nikolai generalsaniert und mit einem angeschlossenen Neubau in eine Whisky-Schau-Brennerei umfunktioniert. Die Konstruktion des Neubaus ist äußerst minimalistisch und mit vielen Glasflächen ausgeführt. Da beim Produktionsprozess von Whisky hohe Temperaturen und viel feuchte Luft entstehen, besteht die Gefahr von Kondenswasserbildung an den Glasflächen. „Aufgrund der feuchte-regulierenden Eigenschaften von Holz ist es aber gelungen, angelaufene Scheiben zu vermeiden”, freute sich Architekt Gerhard Mitterberger.

F60 mit BSP

1228145972.jpg

Brettsperrholz-Konstruktion beim Binderholz-Headquarter in Fügen © Binder Holz

Seitens Binder Holz präsentierte man das vierstöckige und in F60 ausgeführte Headquarter in Fügen. Das Bürogebäude wurde vollständig in Holz konstruiert - auch der Liftschacht und die Stiege. Der Tragwerksentwurf ermöglicht eine weitestgehend puristische Konstruktion aus BSP. Durch einen entsprechenden Gebäuderaster, ein Vielfaches von 1,25 m (der Standardbreite von Binder-Brettsperrholz), konnte der Verschnitt der innen sichtbaren Wand- und Deckenelemente minimiert werden.

Für die Erfüllung der Brandschutzanforderung F60 konnte man das BSP, mit Ausnahme der für die Aussteifung erforderlichen Wände, ohne zusätzliche Bekleidung verbauen. Das Binder-BSP und die verwendeten standardisierten Anschlüsse wurden über IBS brandschutztechnisch genehmigt, so sei der Brandschutz kein Thema mehr, ist man sich bei Binder sicher.

„Wir lassen oft die Finger von Spezialprojekten. Wir engagieren uns in der Produktion von Standardelementen, nicht so sehr in Einzelprojekten, die nur einmal gebaut werden”, erklärt Hans Binder, Geschäftsführer von Binderholz, die Ausrichtung der Binder-BSP-Produktion.

Individualität im Massenprodukt

In Eichgraben steht ein Projekt von Stora Enso Timber und Superreal, Wien. „Unser Fokus liegt eindeutig im verdichteten Wohnbau, das Konzept dahinter ist ein industriell vorgefertigtes System, in dem wir individuelle Lösungen für die einzelnen Parteien liefern wollen. Wir geben dabei nur einen Rahmen vor, um das Gesamtbild einheitlich erscheinen zu lassen”, informiert Mag. Christian Hasenauer von Superreal. Bei dem kubusförmigen zweistöckigen Einfamilienhaus mit 160m2 Wohnfläche sollen die bautechnischen Eigenschaften von BSP abgetestet werden. Neben einer sägerauen Lärchen-Fassade wurden Holz-Glas-Verbundkonstruktionen (HGV) eingesetzt. So konnte die statische Scheibentragfähigkeit des Glases aktiviert werden. Die HGV-Elemente wurden von der Holzforschung Austria patentiert und in Eichgraben zum ersten Mal eingesetzt. Ein weiters Ziel des Projekts war es, die Kosten inklusive Heizung und Steuer unter 2000€/m2 zu halten. Ob dieses Ziel erreicht werden kann, wird man erst nach der Endabrechnung erfahren, berichtete Hasenauer, der auch für mehr Kostentransparenz am Bau plädierte.

Chance CO2

„Die Projekte haben gezeigt, welches Potenzial im Produkt BSP steckt. Wir haben jetzt den richtigen Werkstoff in der Hand, um dem Massivbau die Stirn zu bieten. Wenn die CO2-Thematik in der Entscheidungsfindung zunehmend thematisiert wird, haben wir noch ein schlagendes Argument mehr”, blickt Univ.- Prof. DI Dr. Gerhard Schickhofer in die Zukunft.