Die Ausstellung des Modern Art Museums in New York (MoMA) sollte den Amerikanern architektonische Alternativen zu den üblichen uniformen Trashomes bieten. MoMA-Kurator Barry Bergdoll knüpft damit an eine Tradition an, da der Skulpturengarten des Museums schon mehrmals als kurzzeitige Heimstätte für Architekturprojekte diente. Rund 400 eingereichte Projekte standen den Kuratoren zur Auswahl. Fünf davon wurden im Skulpturenpark, einer Baulücke neben dem Museum, drei Monate ausgestellt. Dabei wurden die Herstellung, Transport und Montage der Projekte filmisch dokumentiert und medienwirksam in Szene gesetzt.
Ein Haus in zwei Containern
Eines der fünf ausgestellten Konzepte stammt aus Österreich. Das System3-Haus von Oskar Leo Kaufmann, Albert Rüf und Projektleiter Jochen Specht wurde auf Einladung des MoMA entwickelt. Bei dem Haus handelt es sich um die Weiterentwicklung bereits erprobter Modulbau-Fertigsysteme des Architektenteams. Im Unterschied zu diesen, teilweise in Holzständerbauweise ausgeführten Systemen, ist das modular aufgebaute Gebäude aus Kreuzlagenholz (KLH) gefertigt. In einer Zentraleinheit werden alle aufwendigen Teile des Hauses wie Küche, Nassräume, Stiege und Leitungen zusammengefasst. Die Anlieferung zur Baustelle erfolgte bereits fertig montiert. Im Unterschied dazu wurden die Elemente des eigentlichen Wohnraums vor Ort zusammengefügt. Alle Bauteile wurden trotz hohem Vorfertigungsgrad so konzipiert, dass der Transportaufwand niedrig gehalten werden konnte. Mit einer Wohnfläche von 53 m2 fand das Haus daher in zwei Überseecontainern Platz.KLH millimetergenau abgebunden
Das Gebäude wurde in der Zimmerei Kaufmann, Reuthe, gefertigt. Brettsperrholz-Lieferant war KLH-Massivholz, Katsch an der Mur. Die vorgefertigten Wand-, Decken- und Bodenelemente erfüllen allen Anforderungen an Konstruktion, Wärmedämmung und Oberfläche. Für die Konstruktion wurden Platten mit 10 cm Dicke verwendet. Mit höheren Wandstärken könnte problemlos Niedrig- oder Passivhausstandard erreicht werden. Dank dem richtungsneutralen Kräfteverhältnis von KLH konnten die Durchbrüche für Fenster und Türen an beliebiger Stelle gesetzt werden. Durch die CNC-gesteuerte Abbundanlage bei KLH-Massivholz wurden Maßtoleranzen von wenigen Millimetern eingehalten. Lochförmige Perforierungen der Außenwand dienen als zusätzliches Design-Element. Bootslack schützt die Außenhaut vor Witterungseinflüssen. Die Holzoberflächen im Innenraum wurden geölt.Aufgrund der modularen Bauweise steht der nachträglichen Erweiterung des Gebäudes nichts im Wege. Zubauten wie Gästezimmer, 200 m2 Bürofläche oder Ähnliches können ohne großen Aufwand an das bestehende Objekt angedockt werden. Mit den voraussichtlichen Baukosten von 2000 €/m2 bleibt das Objekt erschwinglich und könnte Individualität und Massenproduktion miteinander vereinbaren. Neben der Architektur beeindruckte die Bauzeit. Die Montage begann um 9 Uhr, viereinhalb Stunden später stand das System3-Haus schlüsselfertig an seinem Platz.