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Schwierige Dachgeometrie: Der lang gezogene und verwinkelte Baukörper der Villa wird von einem Satteldach und drei Walmdächern gekrönt © Linzmeier

Kostengünstig dämmen

Ein Artikel von DI Michael Reitberger (für Timber-Online bearbeitet) | 22.08.2012 - 00:48
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Schwierige Dachgeometrie: Der lang gezogene und verwinkelte Baukörper der Villa wird von einem Satteldach und drei Walmdächern gekrönt © Linzmeier

Über mangelnde Auslastung kann Georg Schurz nicht klagen. Seit er Anfang 2010 die väterliche Zimmerei übernommen hat, ist so viel zu tun, dass er vor Büroarbeit nicht mehr auf die Baustelle kommt. Mit Friedrich Schurz & Sohn, angesiedelt im fränkischen Schillingsfürst, produziert und montiert der Zimmermeister Holzhäuser und Dachstühle und ist auch im Sanierungsbereich aktiv. Weitere Geschäftsfelder sind der Bau von Paletten und Holzverpackungen für den Maschinenbau. Auch Gewerbeobjekte und Gebäude für öffentliche Auftraggeber baut das neun Mann starke Unternehmen.

Komplizierte Dachgeometrie

Zu den laufenden Projekten gehört das Dach einer neuen Villa in Aurach/DE, dessen Geometrie nicht einfach ist: Der lang gezogene und verwinkelte Baukörper wird von einem Satteldach und drei Walmdächern gekrönt, die ineinander verschnitten und teilweise in sich gebogen sind. Große Flächen sind die Ausnahme. Schiftungen und kleinteiliges Arbeiten sind die Regel.
Den Sichtdachstuhl hat Schurz selbst aufgerichtet. Angesichts der komplizierten Dachgeometrie hat man sich dabei für Balken aus dem Abbundzentrum entschieden, während man Dachstühle sonst in der Regel händisch abbindet. Auch die Sichtschalung aus 19 mm gewachsten Fichtefasebrettern und die Folie sind bereits auf dem Dach. Auf den Blower-Door-Test hat sich die Zimmerei mit luftdichten Anschlüssen an die Außenwände vorbereitet.

Luftdichte Anschlüsse aus dem Lehrbuch

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Das Dach dieser Villa erstreckt sich über 480?m2 und wurde von nur zwei Zimmerern gedämmt © Linzmeier

Das Know-how dazu hat man unter anderem in Schulungen bei Linzmeier Bauelemente, Riedlingen/DE, erworben. Das Unternehmen hat das Dämmmaterial für das Dach in Aurach geliefert. Der Dämmstoffhersteller empfiehlt bei der Verlegung seiner Dämmelemente auf einer Schalung generell den Einsatz der zum System gehörenden L+D-Folie zur Herstellung der luftdichten Ebene.
Für den luftdichten Anschluss der Folie an das Mauerwerk mussten die Maurer in Aurach die Sparrenzwischenräume ausmauern. Der Anschluss erfolgte durch das Aufbringen einer Linitherm-Spritzschaumraupe plus Kompriband zwischen aufgehendem Mauerwerk, Sparren und L+D-Folie. Dabei dient die Spritzschaumraupe der Vermeidung von Wärmebrücken, während das Kompriband den eigentlichen luftdichten Anschluss herstellt. Sparrenauflager und -flanken müssen bei dieser Abdichtungsvariante an der Traufe zusätzlich mit einem Kompriband abgedichtet werden. Im eingebauten Zustand sollte es auf mindestens 30 % seiner Dicke komprimiert werden. Um einen dauerhaft luftdichten Anschluss zu erreichen, ist eventuell eine zusätzliche Anpressleiste erforderlich. Die Schalung muss in diesem Bereich getrennt oder ausgespart werden, verbleibende Hohlräume kann der Verarbeiter ausschäumen.
Alternativ ist auch der Einsatz von Knaggen oder – bei kleinen Dachüberständen – die Herstellung des Dachüberstands über eine Konterlattung möglich. Weitere Varianten kann man einem Detailkatalog von Linzmeier entnehmen, der Lösungen für den Neu- und Altbau, für verkleidete oder sichtbare Sparren oder für die schalungslose Verlegung der Dämmung auf den Sparren anbietet. Für Letztere empfiehlt Linzmeier Linitherm PAL SIL T, ein Dämmelement mit integrierter Kalziumsilikatplatte.

Einfaches Handling bei hoher Effizienz

In Aurach kamen über der Holzschalung Linitherm PAL N+F-Dämmelemente in einer Stärke von 200 mm zum Einsatz, mit denen sich problemlos Passivhausstandard erreichen lässt. Für Schurz durchaus ein Vorteil, „weil man die Linitherm PAL N+F-Platten wenden kann. So haben wir trotz der verwinkelten Dachgeometrie praktisch keinen Verschnitt. Bei nicht wendefähigem Material hätten wir mit einem Verschnitt von 25 bis 30 % rechnen müssen.“
Einen weiteren Vorteil des PUR/PIR-Systems sieht der Zimmerer im leichten Handling. Dank der geringen Rohdichte lassen sich die Linitherm -Dämmelemente schnell und mit wenig Kraftaufwand aufs Dach bringen und montieren. „Der in Aurach erreichte Element-U-Wert von 0,12 W/m2K wäre mit einem anderen Dämmmaterial nur mit sehr hohem Aufwand zu realisieren gewesen. Bei einer Holzweichfaserdämmung hätte man drei Plattenlagen übereinanderschichten müssen, um ähnlich effizient zu dämmen“, informiert Schurz. Dazu hätte man die Platten drei Mal schneiden und an ihren Bestimmungsort auf dem Dach transportieren müssen. Dabei wären die einzelnen Lagen nicht wesentlich leichter gewesen als die 200 mm starken PUR/PIR-Elemente, heißt es.
Die Befestigung auf dem Dach verursacht bei einer Lage Linitherm PAL N+F weniger Aufwand. Sie erfolgt über die Verschraubung der Konterlatten mit den zum System gehörenden Schrauben. Durchdringungen, wie bei Kaminen, Antennenhalterungen oder Entlüftungsrohren, lassen sich dabei mit der Stichsäge aus den Dämmplatten ausschneiden und werden anschließend mit einem zum System gehörenden Butylkautschuk-Klebeband abgeklebt. Dieses Band kommt auch
am Dachfirst zum Einsatz, wo Zimmerer die V-förmige Fuge zunächst ausschäumen und sie dann mit dem Klebeband abdichten. Da man bei Friedrich Schurz & Sohn vor Kurzem eine spezielle Dämmstoffsäge von Protool angeschafft hat, geht der Zuschnitt der Platten staubfrei vonstatten: „Das Sägen mit der Schiene funktioniert sogar besser als bei anderen Dämmstoffen. Bei PUR/PIR-Elementen bekommt man eine präzise Schnittkante, während anderes Material an den Rändern zerfasern kann“, erläutert Schurz. Ein Rasteraufdruck auf den Platten vereinfacht den Zuschnitt und die Ausrichtung auf dem Dach. Da sich die PUR/PIR-Dämmplatten einfach auf jedes Format zuschneiden lassen, verlaufe die Montage auch bei komplizierten Dächern erstaunlich schnell, gibt Linzmeier an. In Aurach war für die Dämmung der 480 m2-Dachfläche durch zwei Mitarbeiter nur eine gute Woche veranschlagt.

Kostenvorteil

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Der U-Wert von 0,12?W/m2K wäre mit einer vergleichbaren Holzweichfaserdämmung nur mit drei übereinandergeschichteten Lagen erreichbar gewesen © Linzmeier

Einer der Vorteile des Bausystems liegt bei den niedrigen Montagekosten. „Diese wären bei einer Holzweichfaserdämmung bedeutend höher. Gleiches gilt, wenn ich das auf den U-Wert und damit auf die Zahl der Schichten umrechne, auch für die Materialkosten“, weiß Schurz. Dementsprechend verwendet der Zimmerer PUR/PIR überwiegend für Aufdachdämmungen – auch dann, wenn dies nicht von der Bauleitung vorgeschrieben ist.
„Vor allem, wenn es KfW-Vorgaben gibt, komme ich wegen des U-Werts meist auf dieses Material zurück. Es ermöglicht die Kombination von hoher Energieeffizienz mit einem schlanken Bauteilaufbau.“ Laut Hersteller erreicht man mit Linitherm PAL N+F schon bei einer Stärke von 120 mm einen U-Wert von 0,19 W/m2K. Bei 160 mm liegt man bereits bei 0,14 W/m2K, sofern eine zusätzliche Schicht verbaut ist.

Bauphysikalische Eigenschaften

Zusätzlich zum schlanken Bauteilaufbau punktet Linitherm PAL N+F, dessen Elemente die Wärmeleitfähigkeitsstufe 024 erreichen, dank einer Rohdichte von 33 kg/m3 mit einem geringen Gewicht, gibt der Hersteller an. Das könne sich positiv auf die statische Auslegung der Dachkonstruktion auswirken, heißt es. Positiv sei auch das Brandverhalten zu bewerten. Die PUR/PIR-Dämmelemente erreichen die Brandklasse E nach DIN EN 13501-1 beziehungsweise B2 nach DIN 4102-1. Im Brandfall glimmen und schmelzen sie nicht und tropfen auch nicht brennend ab. Auch beim sommerlichen Wärmeschutz erreiche PUR/PIR bei energieoptimierten Gebäuden sehr gute Werte. Unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen von Ökotest, vom Fraunhofer Institut für Bauphysik und vom Forschungsinstitut für Wärmeschutz in München haben nachgewiesen, dass die niedrige Wärmeleitstufe des Dämmmaterials auch den sommerlichen Wärmeschutz effektiv verbessert.
Mit dynamischen Gebäudesimulationen habe man nachgewiesen, dass bei gleicher Dämmwirkung aller Bauteile die Dämmstoffwahl im Massivbau praktisch unbedeutend und im Leichtbau von untergeordneter Bedeutung für die sommerliche Raumtemperatur ist, heißt es in einem Bericht von Dr.-Ing. Martin H. Spitzner, Abteilungsleiter Bauphysik und Bauteile, Forschungsinstitut für Wärmeschutz, München. Hierbei lagen die beiden Aufdachdämmsysteme um etwa 0,5 K unter den Zwischensparrendämmungen und die Temperaturunterschiede zwischen den beiden Aufdachdämmungen waren praktisch vernachlässigbar. In Simulationen wies Spitzner außerdem nach, dass der zusätzliche Einbau von Speichermasse in die Oberfläche der Innenwände (Beplankung mit 16 mm mittelschwerer Spanplatte, Rohdichte 600 kg/m3) weitaus mehr Einfluss auf die sommerliche Raumtemperatur hat als die Dämmstoffwahl.

Gute Auslastung

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Die geringe Rohdichte von 33?kg/m3 der Lini-therm PAL N+F-Dämmelemente ermöglicht eine schnelle und leichte Montage © Linzmeier

Speziell in Aurach habe Linitherm PAL N+F noch einen weiteren wichtigen Vorteil. Da man bei Friedrich Schurz & Sohn mit Arbeit vollständig ausgelastet ist, werden die Mitarbeiter derzeit über relativ viele Baustellen verteilt. In Aurach stehen momentan nur zwei Zimmerer auf dem Dach. Trotzdem ist mit PUR/PIR an jedem Abend ein deutlicher Baufortschritt zu verfolgen. Über mangelnde Auslastung kann Georg Schurz nicht klagen. Seit er Anfang 2010 die väterliche Zimmerei übernommen hat, ist so viel zu tun, dass er vor Büroarbeit nicht mehr auf die Baustelle kommt. Mit Friedrich Schurz & Sohn, angesiedelt im fränkischen Schillingsfürst, produziert und montiert der Zimmermeister Holzhäuser und Dachstühle und ist auch im Sanierungsbereich aktiv. Weitere Geschäftsfelder sind der Bau von Paletten und Holzverpackungen für den Maschinenbau. Auch Gewerbeobjekte und Gebäude für öffentliche Auftraggeber baut das neun Mann starke Unternehmen.
Linzmeier Bauelemente fertigt speziell für die in Österreich an die erhöhte Regensicherheit geltenden Anforderungen gemäß ÖNORM B 4119 (Planung und Ausführung von Unterdächern) Dämmelemente, die mit den definierten Bahnenqualitäten kaschiert sind. Damit können laut Linzmeier Dämmung und ein normgerechtes Unterdach einfach, schnell und bauphysikalisch sicher in einem Arbeitsgang ausgeführt werden.