Seit Jahren erwog Harald Berchtold die Investition in die CNC-Abbundtechnologie. Dass es erst im heurigen Frühjahr so weit war, liegt an zwei Gründen. „Hundegger hat mit der Robot-Drive endlich die perfekte Maschine für meine Zwecke auf den Markt gebracht. Konkreter Anlass für die Investition war dann ein hochwertiges Blockhaus samt komplizierter Lärchenfassade“, beschreibt Berchtold am Weg zu diesem Objekt.
Holz thront am Ende der Schlucht
Vorzeigeblockhaus am Ende der Rappenlochschlucht: Die Zimmerei Berchtold setzt die Vorgaben von Architekt und Bauherr der hohen Qualität um, für die Vorarlberger Holzbaubetriebe bekannt sind © Johannes Plackner
Am offensichtlichsten sind die Blockhausdetails im Giebel. Die Firstpfette liegt auf den Blockbohlen auf. Zu der Fensterkonstruktion mit senkrechten Hölzern bleibt ein Spalt, in der locker ein Tischtennisball Platz hätte. Mit dieser Setzung muss auch die Fassade zurechtkommen. Dazu befestigte Berchtold an den Blockbohlen senkrechte Leisten mit Schwalbenschwanzprofil. Darauf wurden rings ums Haus Lärchenbretter mit einer eingefrästen Schwalbenschwanznut aufgefädelt. Nur die unterste Lage ist mit Schrauben befestigt. Die Schwalbenschwanzleisten gleiten entsprechend Setzung durch die Fassadenbretter.
Der Bau auf 1100 m Seehöhe birgt noch weitere bemerkenswerte Details. Berchtold selbst erzeugte einen speziellen Schiffsboden. Das nur leicht gebürstete Fichtenholz wird die Fußsohlen der Bewohner behaglich aufnehmen. Neben dem schönen Untergrund sind auch die Wände einen zweiten Blick wert. Deren Ecken sind auf Gehrung ausgeführt. Stirnholz ist so keines sichtbar.
Flexibilität und Präzision zählen im Ländle
Harald und Florian Berchtold haben eine topmoderne Abbundanlage, Hundegger-Vertreter Arno Gaggl hat einen zufriedenen Kunden (v. li.) © Johannes Plackner
Ganz allumfassend zufrieden war der Bregenzerwälder mit seiner Anlage aber dann doch nicht. Beim Abbund von schwächeren Querschnitten bogen sich die Hölzer manchmal durch. Die Abweichung lag zwar nur bei 1 oder 2 mm. Bei Gehrungsecken ist das aber sofort sichtbar. Das sind typische Kinderkrankheiten einer Neuentwicklung, was aber tun?
Bei Hundegger gibt es die Philosophie, dass Verbesserungsvorschläge der Kunden in die Entwicklung einfließen. „Dafür sind Zimmerleute, wie Harald Berchtold, wichtig. Die konstruktive Kritik hilft uns, die Anlagen zu perfektionieren“, sagt Gaggl. Im Falle der schwachen Querschnitte regte der Vorarlberger eine einfache Lösung an. Die Hölzer ragen frei in die Bearbeitungszone hinein und werden von dem Sechs- oder dem Fünfachsaggregat bearbeitet. Die Durchbiegung steigt dort mit dem Quadrat der Auskragung. Also wurde die Bearbeitung wesentlich knapper an die Halterollen verlegt. Berchtold lobt anhand dieses Beispiels, wie die Umsetzung ablief. „Die Ansprechpartner von Hundegger waren sehr an der Erfüllung meiner Wünsche interessiert.“
Auch für Treppenbau gedacht
Nicht nur die neue Abbundanlage sticht in Schwarzenberg ins Auge. Bemerkenswert an der Zimmerei Berchtold ist die Wertschöpfungstiefe. Das Rundholz stammt aus dem Bregenzerwald. Gekauft wird es noch an der Waldstraße. Den Lohnschnitt erledigt ein Sägewerk im Nachbardorf. Getrocknet wird dann wieder in Schwarzenberg. Berchtold hat zwei Vakuumtrockenkammern am Gelände, zudem eine hochwertige Hobelanlage. Und über dem Abbundbereich ist sogar eine eigene Keilzinke untergebracht. „Ziel all dessen ist hohe Flexibilität. Wenn der Bauherr Dimensionen haben will, die am Markt nicht verfügbar sind, kann ich sie anbieten“, betont Berchtold. Diese Hingabe zur Flexibilität ist sicherlich auch ein Grund, warum ihn die Robot-Drive nun überzeugt hat.Die Hundegger-Anlage wird künftig wohl nicht nur Nadelholz verabreiten. Ein wichtiges Standbein des Zwölfmannbetriebes ist nämlich die Treppenproduktion. Daher warten im umfangreichen Schnittholzlager nicht nur Fichte und Tanne auf ihren Einsatz, sondern auch Eiche, Kirsche, Esche, Ulme und eine Reihe weiterer Buntlaubhölzer. Bislang laufen die über ein Vierachs-Bearbeitungszentrum. „Eine fünfte Achse wäre aber schon sinnvoll …“, sinniert Berchtold in die Zukunft. Könnte das die Hundegger-Robot-Drive schaffen? „Aber sicher. Von der Genauigkeit her mache ich mir keine Sorgen. Das ist nur eine Frage der richtigen Werkzeuge.“
Alle Österreicher auf BSP ausgelegt
Bereit für BSP: Die Robot-Drive in Schwarzenberg bearbeitet Holz von 2 mal 4?cm bis 30 mal 125?cm Querschnitt - damit lässt sich auch BSP abbinden © Johannes Plackner
Auf der Ausgabeseite hat der Vorarlberger seine Abbundanlage mit einer außergewöhnlichen Vorrichtung ergänzt. Eine Reihe von Pneumatikzylinder können dort Wand- und Dachelemente verpressen. Dazu verwendet Berchtold Konstruktionshölzer mit Doppel-Nut-und-Feder-Verbindung. Eine Besonderheit ist das Verbindungsmittel: ein Holzdübel mit der Form einer 8. Der passt genau in die Löcher, welche die Robot-Drive am Rand der Hölzer eingebohrt hat. „So kann ich auch massiv bauen, behalte mir aber die Wertschöpfung im Betrieb“, erklärt Berchtold.
Gerhard Berchtold Zimmerei – Facts
Gründung:1911Geschäftsführung:Harald und Manfred Berchtold
Standort:Schwarzenberg
Mitarbeiter:12
Leistungen:Holzbau (Ein- und Mehrfamilienhäuser, öffentliche und Gewerbebauten, Sanierung, Zu- und Anbauten, Fassaden), Treppenbau
Hundegger – Facts
Gründung: 1978Geschäftsführer: Hans Hundegger, Otto Nothelfer, Walter Fahrenschon, Hans Schillmeier
Mitarbeiter: 400, davon 300 in Hawangen/DE
Sortiment: Abbundanlagen, Zuschnitt, Portalbearbeitungsanlagen, Plattenkonfektion, Hobelmaschinen, Massiv-Holz-Mauer und Profilholz-Elemente-Linien