Zweites BSP-Jahrzehnt hat begonnen

Ein Artikel von Kathrin Lanz (für holzkurier.com bearbeitet) | 21.11.2022 - 12:14

Als neuer Standort für das französische Unternehmen XLam Industrie wurde letztlich ein altes Hobelwerk nahe dem Sägewerk Chauvin in Mignovillard/FR gefunden. Eine Kundenanforderung in der Aufgabenstellung an Minda Industrieanlagen war, die Produktion möglichst platzsparend anzuordnen. Dabei sollten Anlagenbereiche, wie die Paketaufgabe, in eine bestehende Halle integriert werden. Der Keilzinkenauslauf und die übrige Produktion sollten in einem Hallenneubau untergebracht werden. Gruben und Ähnliches konnte man wegen des steinigen Untergrunds nicht einplanen.

Inbetriebnahme 2020

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Legebereich mit Abnahmeplätzen, Vakuumlege- und Klebstoffportal © Minda

Ein gutes Jahr nach der Auftragsvergabe starteten die Lieferung und Montage, im Januar 2020 begann die Inbetriebnahme. Diese musste allerdings wenige Tage vor der ersten Platte im März aufgrund des Ausbruchs der Coronapandemie abgebrochen werden. Im Mai war eine Anreise wieder möglich und die Inbetriebnahme konnte fortgeführt werden.

Logischer Ablauf

Den Beginn der Anlage bildet eine kompakte Paketaufgabe für zwei Qualitäten mit einem manuellen Anzeichenplatz und der Zuführung zur Keilzinkenanlage. Die Keilzinkenanlage und die Fertigungsleittechnik bekommen die Daten für die Produktion vorab digital aus der Arbeitsvorbereitung. Nach der Keilzinkenanlage übernimmt Minda die Lamellen und verfolgt jede einzelne ab diesem Zeitpunkt in der übergeordneten Steuerung, dem Minda MCS (Steuerungs- und Visualisierungssystem Minda MoveIT). Die Lamellen werden anschließend in einem Mehretagenlager eingelagert. Nach Aushärtung der Keilzinkenverbindungen werden die Lamellen ausgelagert und einem Lamellenhobel zugeführt. Die Lamellen für die Querlagen wurden in Mehrfachlänge gefertigt, nach dem Hobeln auf das gewünschte Maß gekappt und anschließend zu Teillagen gesammelt. Über eine Riemenklappe gelangen die Teillagen in eine obere Ebene und fahren zum Abnahmeplatz vor. Auf den beiden Abnahmeplätzen für Quer- und Längslagen werden die Lagen zentriert und vorkomprimiert. Ein Vakuumlegeportal legt die Lagen dann in der entsprechenden Reihenfolge auf den Legetisch. Der Auftrag des PUR-Einkomponentenklebers erfolgt über ein Fahrportal. Ist ein Pressenpaket fertig gelegt, fährt dieses automatisch in die TimberPress X 334. Der Front- und Seitendruck schließt alle Lücken zwischen den losen Lamellen in einer Lage. Die BSP-Platten lassen sich vollautomatisch ohne manuelle Rüstvorgänge zwischen 8 und 16,5 m in der Länge und 2,4 bis 3,4 m Breite stufen- und rasterlos herstellen. Nach dem Verpressen werden die Platten in ein angrenzendes Gebäude transportiert, wo sie ein Hallenkran abnimmt. Die BSP-Platten gelangen nach einer Zwischenpufferung zur CNC-Abbundanlage. Neben dem Hauptprodukt Brettsperrholz kann auch Konstruktionsvollholz auf der Anlage produziert werden.

Elf Jahre Erfahrung mit BSP

2011 lieferte Minda die erste, vollflexible und -automatische BSP-Anlage an das Unternehmen Eugen Decker aus Morbach/DE. Inzwischen stehen auf fast allen Kontinenten Minda-Brettsperrholz-Anlagen. Unter „vollflexibel“ versteht man bei Minda, dass die BSP-Platten in Losgröße 1 produziert werden können. Jede Platte kann eine andere Länge und Breite haben – stufenlos, im Millimeterraster. Ebenso ist ein individueller Aufbau, was Lagenanzahl, -orientierung und -dicke angeht, möglich. Dabei sind im Pressenbereich keine manuellen Rüstvorgänge zu erledigen – alles passiert vollautomatisch. Die 2019 eingeführte Highspeed-Version der TimberPress X ist inzwischen fester Bestandteil von Hochleistungswerken geworden. Der damit mögliche Einsatz noch schnellerer Klebstoffe und die daraus resultierenden kürzeren Presszeiten erlauben eine Kapazitätssteigerung um bis zu 30 %.

Patentiertes System hat sich bewährt

Aktuell liegen die Minda-Entwicklungsschwerpunkte auf der Verbesserung der Prozesssicherheit, der Energie- und Ressourceneffizienz. Hinsichtlich der Prozesssicherheit ist bereits seit mehreren Jahren ein patentiertes System zur Presspaketstabilisierung im Einsatz. Dies gewährleistet bei lose gelegten Lamellen eine hohe Prozesssicherheit und eine ebensolche Brettsperrholz-Qualität. Eine weitere Funktionalität der Minda-TimberPress X-Reihen ist der optionale Reversierbetrieb. Mit diesem können bei kurzen offenen Zeiten der Klebstoffe durch mehrstufige Verpressungen BSP-Elemente mit großen Lagenanzahlen gefertigt werden.

Neuheit PSE-System

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Minda Industrieanlagen präsentierte auf der Holzmesse in Klagenfurt eine alternative Lamellenfixierung für die BSP-Produktion © Günther Jauk

Auf der diesjährigen Klagenfurter Holzmesse im August wurde erstmalig das PSE-System ausgestellt. Bei diesem werden die Lamellen einer Lage nicht fugenverleimt, sondern im Randbereich genutet und mit einem Keder flexibel miteinander verbunden. Dadurch entsteht ein Lamellenteppich, der einfach und zuverlässig manipuliert werden kann. Die Vorteile dieses Verfahrens zeigen sich insbesondere bei schlechten Holzqualitäten. Weitere Vorteile sind der geringe Platzbedarf, die Investitions- und Betriebskosten.

Meilenstein Ressourceneffizienz

Ein Meilenstein beim Thema Ressourceneffizienz gelang mit der Entwicklung der TimberPress X 100 pro. Mit der Highend-Baureihe „100 pro“ können Presspakete mit Fenster- und Türausschnitten, aber auch beliebige Freiformplatten vollautomatisch verpresst werden. Die seit 2020 im Einsatz befindliche TimberPress X 100 pro verfügt über ein spezielles Sicherheitssystem. Dieses gewährleistet, dass nur dort Pressdruck aufgebracht wird, wo es auch zu verpressendes Material gibt. Der Fenster- und Türbereich beziehungsweise der Bereich außerhalb einer Freiformfläche wird nicht oder nur mit einer reduzierten Presskraft beaufschlagt. Es gibt zwei Anlagenkonzepte bei der TimberPress X 100 pro. Eine Highend-Version, bei der nahezu alle beliebigen Ausschnitte und Plattenformen vollautomatisch verpresst werden können. Daneben gibt es noch eine weitere, einfachere Lösung, mit der sich aber immer noch, ausgehend von einem rechteckigen Plattenformat, beliebige Fenster- und Türausschnitte im beleimten Presspaket befinden können. Last but not least besticht die Minda-Pressentechnik je nach Anlagengröße und Pressenkonfiguration mit einem Energieverbrauch von etwa 1 kWh/m3. Neben den hier vorgestellten automatischen Anlagen für BSP-Großformatplatten liefert Minda auch Mechanisierungslösungen für BSP-Vakuumpressen und integrierte HF-Pressen.