Lignotrend

Mit Holz neu belebt

Ein Artikel von Birgit Fingerlos (für holzkurier.com bearbeitet) | 31.07.2024 - 08:52

„Der Reiz beim Bauen im Bestand liegt für uns auch darin, Altes wertzuschätzen und es mit neuen Elementen in ein spannendes Verhältnis zu setzen“, sagen die Bauherren Astrid und Gerold Weber aus Achern. Die beiden haben das Aussehen der denkmalgeschützten Gebäudehülle der 1946 erbauten, alten Reithalle nicht verändert. Aber sie haben in dem Gebäude neue Funktionen, wie Wohnen und Arbeiten, in einem Haus-im-Haus-Konzept untergebracht. In der 25 mal 65 m großen Halle selbst blieb zudem noch viel Platz für Gewerbe, Gastronomie und Ausstellungen. So sind ein überdachter, wettergeschützter Marktplatz mit offenen Ständen, ein Unverpacktladen, ein Blumengeschäft, ein Buchladen sowie eine Konditorei mit Café entstanden.

„Wir wollten die Halle nicht mit Funktionen vollstopfen, sondern den historischen Charakter des Gebäudes außen wie innen erlebbar belassen.


Architekt Michael Welle
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An der Außendarstellung der alten Reithalle haben die Bauherren und Planer nichts verändert © Lignotrend / Patrick Möhrle

Moderne Holzbauweise

Kurz nach dem Kauf kam Architekt Michael Welle zur Planung dazu. Die Webers übernahmen selbst die Bauleitung. Der Architekt stellte Holzboxen in die Halle. Dort konnte er drei Maisonette-Wohnungen sowie fünf vermietbare Büroeinheiten unterbringen. Ohne baulich in die Gebäudehülle einzugreifen, nutzte er die vorhandenen Hallentore und Fensteröffnungen im Bestand zur Belichtung und Belüftung. In den Büros und Wohnungen sollte der offene Loft-Charakter erkennbar sein. „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“, fasst der Architekt die Entwurfsidee zusammen. Ein Credo, das auch für den Holzeinsatz beim Projekt gilt. Gerold Weber erklärt: „Dass wir Holz einsetzen wollten, war von Anfang an klar. Holz sieht nicht nur einladend aus und wirkt gemütlich, sondern passt auch in unsere Region in der Nachbarschaft des Schwarzwalds. Und: Holzbau hilft beim Klimaschutz. Vor allem, wenn man das Naturmaterial wie hier sehr bewusst einsetzt“. Welle entschied sich beim eingestellten Holzbau für eine Mischkonstruktion: Die konventionell errichteten Holzständerwände ergänzte er um exakt für die Bauaufgabe konfigurierte und materialeffizient konzipierte Brettsperrholz-Deckenbauteilen von Lignotrend, Weilheim/DE.

Gesamtpakete mit Multifunktion

Verantwortlich für die Holzbauarbeiten war der Zimmereibetrieb von Erich Armbruster aus Haslach im Kinzigtal/DE. Er bezeichnet die Lignotrend-Bauweise ob ihrer vielen Fähigkeiten als Gesamtdecken sogar als „alternativlos“. Die massiven und doch materialeffizienten Lignotrend-Holzbauteile vereinen Statik, endfertige Holzansicht und Raumakustik in einem. Sie sind natureplus-zertifiziert und damit baubiologisch einwandfrei, garantieren Brand-, Wärme- sowie Schallschutz und können auch für große Spannweiten dimensioniert werden.

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Haus im Haus: Die eingestellten Holzkörper fassen Wohnungen und Büros, der Rest dient als Markthalle für Gewerbe, wechselnde Ausstellungen und sonstige Veranstaltungen © Lignotrend / Patrick Möhrle

„Lignotrend-Decken haben den großen Vorteil, dass man sie für den jeweiligen Einsatzzweck und die damit verbundenen notwendigen Kompetenzen präzise konfigurieren und vorproduzieren lassen kann“, bestätigt Welle. „In unserem Fall waren das die raumakustische Wirksamkeit, die schönen, hochwertigen Echtholzoberflächen sowie die Möglichkeit, große Deckenspannweiten realisieren zu können – und all das bei verhältnismäßig geringer Bauteilhöhe.“

Nachahmung erwünscht

Die alte Reithalle beweist, dass Alt und Neu nebeneinander architektonisch spannend und dabei doch harmonisch wirken können. Die Webers haben für ihr Engagement in Achern viel Lob und Anerkennung bekommen – den begehrten Hugo-Häring-Architekturpreis für den Umbau der alten Reithalle miteingeschlossen. Kürzlich fand mit dem Denkmalamt eine größere Delegation gemeinsam mit der baden-württembergischen Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi, den Weg nach Achern. Denn: Baudenkmäler wie die alte Reithalle gibt es einige im Land. Wie man diese künftig erhalten und neu nutzen kann, wollten die Besucher gerne 1:1 erleben. Ihr Ergebnis: Nachahmung ausdrücklich empfohlen.