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Nur Einzel- und Gruppenwürfe, aber keine großflächige Katastrophe: die forstliche Welt in naturnahen Pfalzgrafenweiler Wäldern nach Lothar © Schmiedler

Wozu Nasslager?

Ein Artikel von Administrator | 11.10.2001 - 00:00
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Nur Einzel- und Gruppenwürfe, aber keine großflächige Katastrophe: die forstliche Welt in naturnahen Pfalzgrafenweiler Wäldern nach Lothar © Schmiedler

Selbst die Nasslagerung von 4 Mio. fm meist stärkerem Sägerundholz, etwa in Baden-Württemberg, konnte den Markt nach Lothar nicht stabilisieren. Binnen 3 Monaten halbierten sich die Erlöse für die Forstwirtschaft imSchwarzwald von 160 DM/fm auf nur mehr 80 DM/fm. Nun folgt der Borkenkäfer auf dem Fuß, nur etwas in die Schranken gewiesen durch die feuchtkalte Witterung im Frühjahr und in den vergangenen Wochen.
Für vom Käfer befallenes Holz sind nur mehr 60 bis 70 DM/fm zu erlösen. Das trockene Faserholz fließt um 35 bis 40 DM/fm zur Plattenindustrie. Die Brennholzlager sind übervoll. Trotz Förderung und genügend Holz setzt sich Bioenergie nicht durch. Bedrängte Säger. Unter einer Einschnittleistung von 3000 fm pro Beschäftigtem und Jahr scheinen die vielen kleinen Sägewerker des Schwarzwaldes nicht mehr überleben zu können. Sie spezialisieren sich auf Listenbauholz, das sie aus bis zu 21 m langen Stämmen EDV-unterstützt am Lagerplatz für Zimmereien ausformen. Mit Hobeln,Fasen und Imprägnieren wird versucht, die Wertschöpfung zu erhöhen, mit Ständer-Hausbauten dem Bau-Einbruch zu entrinnen.
„Das importierte KVH aus dem Osten und aus Österreich mit bis zu 13 m Länge macht uns dabei ganz schön zu schaffen”, stöhnt Sägewerker Georg Kübler, Heiterbach-Beihingen/D. Der Einbruch beim Massivholz betrage schon 20% und könnte noch weiter steigen.
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Einbringen von Ahorn ohne Schutz möglich: Wald und Wild scheinen im Einklang zu stehen © Schmiedler

Ungeliebte Tanne. Scharfe Folgen bringt die Welt nach Lothar für Tanne liebende Forstleute mit sich. Wurde diese früher praktisch zum Preis der Fichte gekauft und bei stärkeren Di- mensionen sogar mit Zuschlägen bedacht, so sind heute Abschläge von 5 bis 8 DM/fm die Regel, die bei minderer Qualität bis 20 DM/fm gehen (Ringschäle, Nasskern, schwierige Trocknung getrennt von der Fichte, weil anderer Zyklus nötig). Aus 4,5 m langen Erdstämmen wird jedoch nach wie vor gerne Fenster- und Tischlerware geschnitten.Naturverjüngungsbetrieb half. Obwohl im für seine naturnahe Waldwirtschaft bekannten Forstamt Pfalzgrafenweiler (2002 Tagungsort der Arbeitsgemeinschaft für Naturnahe Waldwirtschaft) mit 750.000 fm der 10-fache Jahreshiebsatz auf den betroffenen 6500 ha (4100 ha Staats-, 1500 ha Gemeinde- und 900 ha Privatwald) am Boden lag, half die vorhandene Naturverjüngung, den Pflanzbedarf auf nur 100.000 Stück auf 1000 ha zu vermindern.
Tanne und Laubbaumarten kommen ohne Schutz auf, Wald und Wild scheinen imEinklang. Die Plenterwälder der Landwirte haben dem Orkan wesentlich besser standgehalten als einschichtige Fichtenbestände. Die Schäden im Bauernwald waren daher auch nur halb so hoch. Dort erfreut man sich an der Tanne, bringt sie doch als Christbaum oder Schmuckreisig verwertet interessantere Erlöse als als hiebsreifer Baum.
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Neue Vegetation folgt dem Sturm, gezeigt von FDir. Groß: im Hintergrund Sturmschadensfläche von 1990 nach Wiebke © Schmiedler

Normalisierung erst 2004. Die Nasslager - in Pfalzgrafenweiler 120.000 fm - sind zu 90% verkauft, nur in den äußeren Stammzonen kommt es zum Eindringen vonGerbsäure, die die Qualität mindert. Frischholz ist aufgrund der hohen Mengen in den Nasslagern nur wenig gefragt. „Nach dem Aufarbeiten des Käferholzes ist mit einer Normalisierung der Lage erst 2003 oder 2004 zu rechnen”, meint Säger Kübler. „Nasslager haben in Pfalzgrafenweiler Tradition”, weiß Forstamtsleiter FDir. DI Dr. Günther Groß. Schon vor der Katastrophe deckten viele Säger ihren Sommerbedarf mit wintergerschlägerter Ware daraus.
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Nasslager in Pfalzgrafenweiler: 120.000 fm von insgesamt 4 Mio. fm in Baden-Württemberg, vorwiegend starkes Holz, warten auf Abruf © Schmiedler