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Der Präsident des Kärntner Forstvereins:DI Habsburg-Lothringen © DI Michael Gasser

Taten-Drang

Ein Artikel von DI Michael Gasser | 19.03.2007 - 00:00
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Der Präsident des Kärntner Forstvereins:DI Habsburg-Lothringen © DI Michael Gasser

Wir müssen jetzt - im wahrsten Sinne des Wortes - die Ruhe nach dem Sturm bewahren. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel”, sagte Präsident DI Christoph Habsburg-Lothringen zur Eröffnung seines forstwirtschaftlichen Lageberichts. Die Feststellung erfolgte im Rahmen des am 15. März in der Forstlichen Ausbildungsstätte (FAST) Ossiach stattfindenen Informationstages des Kärntner Forstvereins (KFV).
50 bis 60 Mio. fm Windwurf-Holz durch Kyrill sollten bei einem europäischen Gesamteinschlag von 450 Mio. fm eigentlich kein Problem sein. Die Preisspitzen seien zwar gekappt, dennoch dürfe man Holz nicht panikartig im Italien „verschleudern”. Der dortige Holzbedarf sei generell im Steigen begriffen, da sich die Regierung im Klimaschutz stark mache und deshalb den Holzeinsatz fördere, ließ der Präsident wissen.

Arbeitskräftemangel. Bezüglich der Mobilisierung halte Habsburg-Lothringen die zusätzliche Mehrbeschaffung von 1 Mio. fm/J zur thermischen und energetischen Nutzung für möglich. Darüber hinaus würden aber vor allem qualifizierte, eigene Arbeitskräfte fehlen, weshalb er die Politik zur Schaffung von Ausländerkontingenten aufforderte.

Frächterproblematik. Ein Umdenken in der Frächter-Problematik forderte der KFV-Präsident, da diese zu den Problemen in der Holzmobilisierung beitragen würde. Die oftmaligen Verkehrskontrollen durch die Exekutive seien schikanös und würden gemeinsam mit Abfertigungs-Schwierigkeiten in den Sägewerken, kostspielige Stehzeiten verursachen. Weiters seien die Tonnagen-Beschränkungen einheitlich auf 50 t zu erhöhen. Die neuen Verordnungen zur Ladegutsicherung und Lenkzeit würden erneut zu einer Steigerung der Frachtkosten führen.

Aus der Sicht des Betroffenen. Rundholzfrächter Karl Reibnegger nannte in seinem Statement Dieselpreis und Arbeitszeitrecht sowie Fahrverbote und den Mängelkatalog für Lkw als weitere Gründe, die den Frächtern das Leben schwer machen würden.
Zusätzlich bat er den Forst um möglichst frühzeitige Mengenmeldung, guten Zustand der Forststraßen (inkl. freigeschnittener Böschungen) und die konsequente Vorsortierung der Polter. Von den Rundholzeinkäufern erhoffe sich Reibnegger die Wahrnehmung ihrer Aufgaben und seitens der Industrie verbesserte Zufuhrregelungen betreffend Wartezeiten und Preis.

Rettender Strohhalm Biomasse. „Insgesamt hat der Sektor Biomasse für viel Unruhe gesorgt. Die Papierindustrie hat Fehler aus der Vergangenheit vertuscht und die Forstwirtschaft hat sich auf den rettenden Strohhalm Biomasse-Verwertung gestürzt”, fasste Habsburg-Lothringen zusammen.
Das Fehlen von bis zu 450 Saisoniers in der Kärntner Forstwirtschaft zeigte Landesforstdirektor DI Gerolf Baumgartner in seinem Bericht auf.

Mehrbedarf und Unterversorgung. Das Hauptthema des Informationstages betreffend führte Baumgartner vor Augen, dass Kärnten rund 1,4 Mio. Efm/J an Sägerundholz produziere, zugleich aber alleine die Sägeindustrie 2,9 Mio. fm verbrauche.
Bis 2020 prognostizierte Baumgartner im Bereich Biomasse einen „eklatanten Holzmangel” und ging davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt nur noch 50% des Bedarfs aus Kärntens Wäldern gedeckt werden können.
Den Holzpreis, Logistik und Kapazitäten, gesetzliche und witterungsbedingte Rahmenbedingungen sowie das Personal auf der Fläche, tatsächlich realisierbare Holzmengen und die Nachhaltigkeit auch im Sinne des Forstgesetzes zählte der Landesforstdirektor als Gründe und Ansatzpunkte der Mobilisierungs-Problematik auf.

Blick über die Grenzen. Rumänien und Bulgarien hätten sich 2006 zu Netto-Rohholz-Importeuren entwickelt, ließ DI Michael Sutter, ÖBf Consulting, Purkersdorf, bei seiner Darstellung der Potenziale und Marktströme Osteuropas aufhorchen. Außerdem würden sie ihre Säge-, Papier- und Plattenkapazitäten noch weiter ausbauen.
Auch die Ukraine verzeichne bereits die ersten internationalen Investoren. In Westeuropa hätte sich hingegen ein Kapazitätsabbau der Papierindustrie von 2,5 Mio. t/J ergeben.

Volkswirtschaftlicher Nutzen. „International betrachtet spielt Holz innerhalb der österreichischen Wirtschaft eine überdurchschnittliche Rolle”, informierte MMag. Wolfgang Schwarzbauer vom Wiener Institut für Höhere Studien (IHS).
Als Rundholzproduzent würde Österreich in der EU den 8. Rang und weltweit den 40. Platz belegen.
Bei der Nadelschnittholz-Produktion sei man an 4. beziehungsweise 8. Stelle zu finden. Die Papier- und Zellstoffproduktion rangiere in Europa auf Platz 8 und reihe sich weltweit als 15-er ein.
Der Wertschöpfungs-Anteil der heimischen Forstwirtschaft sank allerdings von 1,74% (1980) auf 0,46% (2005). Analog dazu fiel der Beschäftigtenanteil von 1,17 auf 0,51%. Ein ähnliches Bild zeigt sich für die Holzindustrie mit einem Rückgang von 5,2% (1980) auf 3,1% (2005) beziehungsweise 5,1 auf 3,4%.
Nicht zu vernachlässigen sei der Nutzen, den die Nachfrage in anderen Wirtschaftssektoren verursache. Dieser wird vom IHS für 2004 mit 1,2 Mrd. € beziffert. Zusätzlich leiste die Branche rund 247 Mio. €/J an Steuern und Abgaben.

Standpunkte. Aus Sicht der Sägeindustrie nahm Ing. Stefan Kulterer von Hasslacher Drauland, Sachsenburg, zur Mobilisierungs-Thematik Stellung. Dabei forderte er dazu auf, dem Wissen um die notwendigen Maßnahmen Taten folgen zu lassen.
Die von den ÖBf angebotenen Leistungen für die Waldbewirtschaftung Dritter, stellte DI Hannes Üblagger, Leiter des ÖBf-Geschäftsfeldes Dienstleistungen Inland vor. Diese würden sich von Waldbau über Holzernte und Waldinventuren bis hin zum Wegebau erstrecken und somit zur Holzbeschaffung beitragen.

Potenziale und Möglichkeiten gemeinschaftlicher Rundholzmobilisierung erörterten Mag. Karl Kurath als Obmann des Waldverbandes Kärnten und Mag. Ferdinand Mossegger, Geschäftsführer beim Maschinenring Kärnten.

Waldprofis. Dir. DI Günter Sonnleitner machte darauf aufmerksam, dass seine Wirkungsstätte prädestiniert sei, so genannte „Waldprofis” auszubilden und betonte das große Fachwissen, welches dieser Ausbildung innewohne. Durch das immer noch bestehende „Holzknecht-Image” würden aber viele junge Leute von einer derartigen Ausbildung abgehalten.