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An der Alma Mater viridis (Universität des Lebens) wird seit Neuestem der Universitätslehrgang Jagdwirt angeboten © Forstassessor Peter Liptay

Lebenslanges Lernen

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 04.04.2008 - 13:36
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An der Alma Mater viridis (Universität des Lebens) wird seit Neuestem der Universitätslehrgang Jagdwirt angeboten © Forstassessor Peter Liptay

Ein neues Weiterbildungsangebot für Weidmänner bietet das Institut für Wildökologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien an. Bei der Auftaktveranstaltung für den Lehrgang Jagdwirt erschienen am 27. März neben Jagdprominenz alle 23 Kursteilnehmer im Festsaal der Boku.

„Mit diesem Lehrgang neuer Generation wollen wir ein ganzheitliches Konzept der Jagd vermitteln”, erklärte Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer, Vorstand des Instituts und Leiter des neuen Studienganges. „Im Mittelpunkt steht die Bewirtschaftung der Ressource Wild unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer und soziokultureller Aspekte.” Über die Vermittlung fachlicher Inhalte der Jagdwirtschaft hinaus geht es um die Vernetzung mit nachhaltiger Landnutzung, Ökonomie und Wildbiologie.

Dazu Hackländer: „Wir wollen den Teilnehmern ein Verständnis für die Zusammenhänge der Jagd näher bringen.”
Immerhin sieben der 23 Kursteilnehmer sind Berufsjäger. Für diese stellt der Kurs laut Hackländer eine Weiterbildung dar, zu der sie sonst nicht die Möglichkeit haben. „Wissen ist Macht, hält aber nicht länger vor als Fisch”, sagte Hackländer zur Wichtigkeit ständiger Fortbildung.

Die Kursteilnehmer profitieren vom Wissen des Instituts über Wildtiermanagement und Wildökologie. Hackländer hob auch den besonderen Stellenwert seines Institutes hervor. Schließlich gebe es in Deutschland und der Schweiz keine Institute für Wildbiologie, sondern höchstens noch Arbeitsbereiche an den Universitäten.

Ausbildung in allen Bundesländern

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Martin Gerzabek, Irene Müller, Michl Ebner und Klaus Hackländer (v. li.) präsentierten den Studiengang für Jäger im Festsaal der Boku © Forstassessor Peter Liptay

Es habe großes Interesse vonseiten der Jäger gegeben, an den bisherigen universitären Lehrveranstaltungen im Bereich Wildökologie teilzunehmen. Dies sei aber ohne Immatrikulation nicht möglich gewesen.

Der neue Lehrgang erstreckt sich über zwei Jahre (vier Semester) und findet zehn Wochenende zu je drei bis vier Tagen abwechselnd in den neun Bundesländern statt. Unterrichtet werden die Fächer Jagdwirtschaft und Jagdbetrieb, Wildbiologie und -ökologie, Lebensraum und anthropogene Lebensraumnutzung, Jagdkultur sowie Gesellschaftspolitik und Soziokultur. „Neben den Lehrenden der Boku konnten wir zahlreiche externe Spezialisten gewinnen”, sagte Hackländer erfreut über die Qualität der Referenten.

Theorie und Praxis

Auf die Teilnehmer wartet eine abwechslungsreiche Mischung. Vorgesehen ist unter anderem das Aufbrechen und Zerwirken von Wild, Jagdhornblasen, Bau eines Hochstandes. Alles andere als reine Theorie also, wie man es vielleicht von einer universitären Ausbildung erwartet. Gleich am ersten Wochenende wurde abends eine Hasenzählung durchgeführt. Mit einem Spezialisten von Steyr-Mannlicher übten die Teilnehmer Waffenhandhabung und Waffenpflege. Die erste theoretische Lehrveranstaltung war das Referat vom Mitglied des Europäischen Parlaments (MdEP) Dr. Michl ­Ebner, im Rahmen der Auftaktfeier. Dabei berichtete Ebner über die Herausforderungen für die Jagd in Europa und von Stellenwert und Akzeptanz der Jagd innerhalb der EU.

Trotz straffem Programm von morgens acht bis abends um elf waren die Teilnehmer mit Begeisterung bei der Sache. Aufgrund der hohen Nachfrage nach dem Lehrgang waren die Teilnehmer in einem Auswahlverfahren bestimmt worden. Auf Grundlage angeforderter Motivationsschreiben wurde eine Vorauswahl getroffen. Anschließend wurden Kandidaten zu einstündigen Gesprächen eingeladen. „Im Gespräch wurde ich nach meinem jaglichen Erfahrungsschatz und meiner Einstellung zur Jagd ausgiebig befragt”, erzählte ein Teilnehmer aus Voralberg, sichtlich erfreut darüber, mit dabei sein zu dürfen. „Für mich ist es ideal, eine Weiterbildung universitären Charakters berufsbegleitend absolvieren zu können”, berichtete Carina Kases, seit 2004 im Besitz einer Jagdkarte. „Ich freue mich darauf, neue Ideen und Erfahrungen in meinen derzeitigen Tätigkeitsbereich Jagd- und Waldpädagogik sowie Öffentlichkeitsarbeit einbringen zu können.

Kein akademischer Titel

Neben der obligatorischen österreichischen Jagdkarte ist die Matura als Hochschulzulassungsberechtigung Voraussetzung, in begründeten Fällen auch eine Meisterprüfung oder eine mehrjährige einschlägige Berufstätigkeit. Mitsamt Übernachtungskosten (teils im Sechs-Sterne-Hotel), Transfers, ÖH-Beitragen (Mitgliedsbeitrag bei der Österreichischen Hochschule), Skripten und Prüfungsgebühren belaufen sich die Lehrgangsgebühren auf 2500 € pro Semester.

Während der Blöcke müssen die Teilnehmer Referate halten. Zum Abschluss des Studienganges ist eine schriftliche Arbeit anzufertigen, die benotet wird. Beim erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs erhält man im Gegensatz zu einem Studienfach im eigentlichen Sinn keinen akademischen Titel, sondern die akademische Bezeichnung „akademischer Jagdwirt/in”.