Leserbrief

Keine Antwort auf heikle Frage zu Säge-Gewinnen und Holzpreisen

Ein Artikel von Frank Diehl | 31.07.2019 - 12:26

Leserbrief Hans Michael Offner

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Komm.-Rat Hans-Michael Offner, Obmann proHolz Austria © Offner

Sehr geehrter Herr Oberforstmeister DI Diehl! Mit großer Aufmerksamkeit habe ich Ihre Ausführungen im Holzkurier 25/2019 gelesen und komme zu dem Schluss, dass die von Ihnen gemachten Äußerungen zum Teil schlichtweg falsch sind. Mehr lesen ...

Sie schreiben weiters: „[…] Je nach Marktverhältnissen ist einmal die Forstwirtschaft und einmal die Sägeindustrie in einer besseren Position.“ Wie die langfristigen Erlösvergleiche beim Rundholz und Vergleiche zwischen Rund- und Schnittholzpreisen aufzeigen, handelt es sich über Jahrzehnte hinweg beim Rundholz vorwiegend um einen Käufermarkt. Aber seitdem die Forstwirtschaft mit einer ungewollten (und weitgehend unverschuldeten) massiven Überproduktion von Rundholz infolge enormer Schadholzmengen konfrontiert ist, erleben wir eine völlig einseitige Abhängigkeit vom Rundholzkäufer. Es besteht keine Möglichkeit zur Angebotsverknappung und auch der Export ist sehr beschränkt. So kritisiere ich vorwiegend eine Preispolitik, welche diese Zwänge und Abhängigkeiten der Forstwirtschaft ausnutzt. Daraus resultieren zulasten der Waldbesitzer zwar weitere Gewinnsteigerungen der Sägeindustrie, aber die langfristigen Folgen dieser prekären Wirtschaftspolitik werden offensichtlich ignoriert oder aufgrund der zwischenzeitlichen Gewinne bewusst in Kauf genommen.Auch in Ihrem persönlichen Umfeld gibt es genügend Waldbesitzer, welche Ihnen bestätigen können, dass in weiten Teilen Deutschlands und Tschechiens sowie im nördlichen Österreich mit den aktuellen Holzpreisen (Fi 2a+ unter 60 €/ fm, Cx –33 €/ fm, damit Faserholz) keine kostendeckende Aufarbeitung (geschweige denn ein positiver Ertrag) möglich ist. 

Damit werden Forstbetriebe und Waldbesitzer ruiniert, während die Säge- und Holzindustrie weder ein Absatzproblem noch einen ähnlichen Preisverfall beim Schnittholz zu verzeichnen hätte. Und dabei steigern Säge- und Holzindustrie die Importraten und weisen immer neue Rekordumsätze und -gewinne aus. Zu diesem Umstand, welcher aus den öffentlich zugänglichen Zahlen deutlich hervorgeht, kann ich Ihrem Schreiben keine Aussage entnehmen. […]

Ich teile Ihre Meinung, dass bei Fortführung dieser Entwicklung langfristig weder Säge noch Forst gewinnen. Daher der Titel meines Artikels: „Säge oder Forst, wer gewinnt? – Ein Dilemma“. Dieses Dilemma besteht eben in der von mir skizzierten Zwickmühle, dass die Säge- und Holzindustrie zwar enorme Gewinne ausweist, aber ihre ruinösen Holzpreise kurz- und mittelfristig zur nachhaltigen Beschädigung der Forstwirtschaft führen und damit langfristig unter anderem die Versorgungssicherheit mit Rundholz (und überwirtschaftlichen Leistungen) aus mitteleuropäischen Wäldern gefährdet ist.

Will man diesem Dilemma entgehen, ist unter Beachtung der von Ihnen beschworenen Gemeinsamkeit eine Abkehr von dieser Marktpolitik in Worten und Taten erforderlich! Welche Vorschläge machen Sie dazu?

Frank Diehl, Forstverwaltung Mayr-Melnhof Grödig