Neues Führungsteam, erhebliche Investitionen, um eine 20 Jahre alte Einschnittlinie zu ersetzen, und insbesondere die Integration in das Konzert des 2. größten europäischen Schnittholzproduzenten - es hat sich unzweifelhaft viel getan im Sägewerk Steyrermühl im vergangenen Jahr.
Zwanzig Jahre abgeleistet. Seit Anfang Februar läuft nun eine der modernsten Sägelinien Europas: eine Profilierlinie V 30 von Linck, Oberkirch/D. Sie ersetzt eine Vorgängeranlage aus dem Jahr 1982, mit der das oberösterreichische Unternehmen beachtliche Jahreseinschnitte bewältigte - in ihrem letzten vollen Jahr 2000 waren es 320.000 fm. „Und das bei extremer Schwachholz-Ausrichtung. Unsere Media liegt unter 17 cm”, erläutert der neue Geschäftsführer der Renommiersäge, DI Josef Kothbauer.Kothbauer, lange Jahre die Nummer 2 hinter seinem Mentor Dir. DI Hubert Judmayr, nahm die Investionsgeschicke aktiv in die Hand. In Zusammenarbeit mit der technischen Planungsabteilung der Papierfabrik und der Produktionsleitung der Säge wurde für eine beispielhafte Inbetriebnahme der Säge gesorgt. Das verdeutlichen am besten Zahlen: Obwohl eine Linie stillgelegt, die Sägehalle erweitert, einSortierwerk komplett umgebaut und eine weiteres installiert wurde und eine neue Hochleistungs-Profilierlinie samt Aufgabe hinzukam, wurde im Vorjahr 48 Wochen lang produziert - in normalen Jahren sind es 50. Trotz Umbau schnitt man 300.000 fm, nur 20.000 fm weniger als im bisherigen Rekordjahr.
Maschinen durchs Dach. Der zeitliche Ablauf im Detail: Anfang April 2001 begannen die Bauarbeiten an der neuen Sägehalle. Im Juni wurde eine Schnittholz-Sortieranlage stillgelegt und demontiert. Im folgenden Monat begannen die Montage-Teams der Maschinenfabrik Springer, Friesach, mit der Errichtung der Etagen der neuen Seitenwaren-Anlagen. Parallel dazu wurden die neuen Sägemaschinen über das noch offene Dach eingehoben. 30 m entfernt wurde mit Volldampf auf der alten Linie weiter produziert.Von August bis Mitte November erfolgten die endgültige Montage, Verkabelung und die ersten Tests, ehe man im Dezember den Probebetrieb aufnahm. Die Weihnachtszeit nutzte man für die Einbindung der bestehenden Sortieranlage und die Fertigmontage der Bruks-Restholzentsorgung.Taggenau - wie auch die Arbeiten aller beteiligten Firmen abgeschlossen wurden - startete man am 28. Jänner die neue Produktion. Im März schnitt man bereits über 30.000 fm. Neben den baulichen Erneuerungen wurde auch noch das Betriebsgelände erweitert. Hier, unmittelbar neben der Autobahn Wien-Salzburg, kann künftig zusätzlich Rund- und Schnittholz gelagert werden.
Zehntes Sägewerk im Großkonzern. Ebenso wesentlich wie diese Änderungen war wohl der Besitzerwechsel. Durch die Übernahme von Haindl Papier, Augsburg/D, durch den finnischen Holzriesen UPM-Kymmene bekam auch die Steyrermühl AG, also Papierfabrik und Sägewerk, einen neuen Besitzer. Als großen Vorteil sieht Kothbauer, dass die finnische Führungsebene mit 9 Sägewerken und der Nummer 2-Position in Europa über großes Säge-Knowhow verfügt.
Steyrermühl-FactsInvestition: 18 Mio. € Mitarbeiter: 48 (2001), 62 (2003)Areal: 5,8 ha (2001), 7,1 (2003)Einschnitt: 320.000 fm (2001), 500.000 fm (2003)Produktion: 180.000 m³ (2001), 300.000 m³ (2003)Durchmesser: 10 bis 26 cm (2001), 10 bis 30 cm (2003)Stammlängen: 3 bis 5 mMaximale Brettbreite: 160 mm (2001), 200 mm (2003) Vorschubgeschwindigkeit: 40 bis 75 m/min (Linck V 25, Baujahr 1982); 90 bis 150 m/min (Linck V 30, Baujahr 2001)Schichteinteilung: Rundholzplatz: 2-schichtig/5 Tage (2001); 3-schichtig/6 Tage (2003)Sägelinie: 2-schichtig/5 Tage (2001); 2-schichtig/5 Tage (2003)Sortierlinie: 2-schichtig/5 Tage (2001); 3-schichtig/5 Tage (2003)
Internes Benchmarking. Den direkten Vergleich mit den finnischen Sägewerken sieht Kothbauer als interessanten Ansporn für das eigene Tun. Schon bisher suchte man in internen Benchmarks den Vergleich mit den führenden Sägen in Europa. Nun hat man detaillierten Einblick in die Arbeitsweise im Norden. Augenscheinlicher Unterschied: 15% höhere Rundholzkosten. Und: Mit 60% hat man eine bessere Ausbeute. Etwas trocknen. Trotz 2er neuer Mühlböck-Trockenkammern liegt Steyrermühl mit einem Trocknungsanteil von 15% hinter den finnischen Schwesterwerken, weshalb Kothbauer den direkten Produktionskosten-Vergleich nicht unmittelbar ziehen will. Zu unterschiedlich ist die Ausrichtung.Auch mit der neuen Linie, die auf eine Einschnittmenge von 500.000 fm/J ausgelegt ist, will man die Kernmärkte weiter bedienen: Rohware für die Plattenindustrie, BSH-Lamellen, Rohhobler und Bauware sowie Verpackungsholz. 75% der Ware bleibt Österreich - überwiegend in 5 m Länge. „Alle namhaften heimischen Holzverarbeiter sind unsere Kunden”, betont Kothbauer. Markt Nummer 2 ist Italien.
Finnische Ware vermarkten. Für Österreich wird Steyrermühl auch den Schnittholzverkauf der finnischen UPM-Ware übernehmen. In Italien ergänzt man sich mit der lokalen Vertriebstochter.Gemeinsamer Holzeinkauf, sichere Versorgung. Eine Konstellation, von der man seit vielen Jahren maßgeblich profitierte, ist der gemeinsame Einkauf von Schleifholz und Schwachholzblochen der Papierfabriken Steyrermühl und SCA Laakirchen und des Sägewerkes über die Frischholz, zu deren Geschäftsführer Kothbauer im September ernannt wurde. „Als Gesamtholzbezieher der wesentlichen Sortimente aus Fichtendurchforstungen können wir dem Waldbesitz einiges bieten”, ist er überzeugt. So erlangte das von ihm geführte Unternehmen den Ruf, immer Rundholz zu haben - „und das wissen unsere Kunden” (Kothbauer).Für Frischholz hat der Ausbau zur Folge, dass noch wesentlich mehr Holz geordert werden wird. Der Einkauf soll sich von 1 Mio. fm im Vorjahr auf 1,5 Mio. fm bis 2003 erhöhen - „alles aus transportnahen Regionen”, umschreibt der Geschäftsführer.
Geld durch optimierte Logistik. Trotz des Neubaus des Rundholzplatzes 1998, der bereits auf die nunmehr realisierten Maßnahmen ausgerichtet ist, gelte es, alle modernen Möglichkeiten im Einkauf zu nutzen, so Kothbauer. Langfristige Rahmenverträge, Ausschluss von Mehrfacherfassung, Online-Verbindung per Laptop sind Steyrermühl-Standards: „Wir klauben wirklich das vielbeschworene Geld auf der Straße auf.”Dazu zählt auch die Optimierung des Transports. Der beeindruckende Grundsatz: „Kein Paket Schnittholz ohne Rückfracht.” Für die Fertigware setzt man zu 50% auf die Bahn, ein Viertel des Rundholzes kommt ebenfalls auf der Schiene. Die benötigten Glei-se führen unmittelbar an der Sägehalle vorbei. Zu den 3 18 t-Staplern von Kalmar kam jüngst ein 20 t-Stapler von Svetruck, geliefert über Jungheinrich, Wien (sh. Holzkurier Heft 48/01, S. 24).Laufmeter-Weltrekord. Die Ausrüstung im Sägewerk lieferten Unternehmen, mit deren Komponenten man schon den inoffiziellen Laufmeter-Weltrekord (Kothbauer) erzielte (320.000 fm bei 16,5 cm Media und 4,65 m Durchschnittslänge): Linck, Springer und Sprecher Automation, Linz.
Zahlreiche Neuheiten. Teilweise wurden nun Premiereninstallationen getätigt. So erprobt der technische Betriebsleiter Günter Hessenberger den Rundholz-Röntgen-Scanner Tomolog von Microtec. Dabei nutzt man den Vorteil, dass der Förderer nicht unterbrochen werden muss und die Anlage relativ kompakt eingebaut werden kann, da die mächtigen Metallspulen nicht benötigt werden.Tempo für konstanten Einschnitt. Bemerkenswert sind auch die 200 m/min mit denen die Bloche der Sägelinie zugetaktet werden. Verantwortlich ist hier Springer. Für die perfekte Ausbeuteoptimierung sorgt die automatische Rundholzeindrehung von Sprecher Automation. Zusätzlich zur 2D-Vermessung am Rundholzplatz sind unmittelbar vor der Profilierlinie 2 Vermessungsanlagen installiert: Sprecher will im 1:1-Betrieb die Vorteile der 3D- gegenüber 2D-Systemen beweisen. Dafür laufen in Steyrermühl beide parallel und speisen synchron das Optimierungsprogramm der Linzer.Neuer Spanerkopf. Die Erfahrungen mit Linck: Die für einen Einschnitt von 150.000 fm geplante Linie aus 1982 lieferte zuletzt 320.000 fm. Nun wurde eine VM 30-Linie für 500.000 fm eingebaut. Neu ist dabei ein Kopf mit 2 Stufenmessern. Dessen Verbesserungen der Hackgutqualität kann man gleich in der Papierfabrik beurteilen.
Modifiziert ist auch die installierte Profiliereinheit VPF 340, die im Vorjahr erstmals auf der Ligna ausgestellt wurde. 4 Messerköpfe erlauben die Vorbereitung von 2 profilierten Seitenbrettern je Seite. Dabei vertrauten die Oberkircher auf elektromechanische Steuerung. Im Vorschnitt können 2 mal 2 Seitenbretter, im Nachschnitt 2 Seiten- und 8 Hauptwarenbretter erzeugt werden.Flexibel Sortierung anfahren. Hinter der Mehrfachkreissäge MKV werden getrennt nun-mehr 2 Sortierwerke (17 und 14 Fächer) von Springer angesteuert. Dabei lassen sich die Decks für Haupt- und Seitenware ganz beliebig ansteuern. Parallel kann etwa auch getrocknete Ware in einer der Anlagen nachsortiert werden. Leistung: bis 200 Takte pro Minute.
Die Steuerung der Sortierung übernimmt erneut ein Sprecher-Programm. Damit ist eine weitere Prämisse erfüllbar, auf die Kothbauer Wert legt: „Kein Brett wird geschnitten, das noch nicht verkauft wurde.”
Modifiziert ist auch die installierte Profiliereinheit VPF 340, die im Vorjahr erstmals auf der Ligna ausgestellt wurde. 4 Messerköpfe erlauben die Vorbereitung von 2 profilierten Seitenbrettern je Seite. Dabei vertrauten die Oberkircher auf elektromechanische Steuerung. Im Vorschnitt können 2 mal 2 Seitenbretter, im Nachschnitt 2 Seiten- und 8 Hauptwarenbretter erzeugt werden.Flexibel Sortierung anfahren. Hinter der Mehrfachkreissäge MKV werden getrennt nun-mehr 2 Sortierwerke (17 und 14 Fächer) von Springer angesteuert. Dabei lassen sich die Decks für Haupt- und Seitenware ganz beliebig ansteuern. Parallel kann etwa auch getrocknete Ware in einer der Anlagen nachsortiert werden. Leistung: bis 200 Takte pro Minute.
Die Steuerung der Sortierung übernimmt erneut ein Sprecher-Programm. Damit ist eine weitere Prämisse erfüllbar, auf die Kothbauer Wert legt: „Kein Brett wird geschnitten, das noch nicht verkauft wurde.”