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Ing.Franz Kraus © Horacek

Optimierung

Ein Artikel von DI Jan Horacek | 22.11.2004 - 00:00
Eine Trocknung, bei der nur ein grüner Knopf gedrückt werden muss, wird es nie geben”, so Sachverständiger DI Dr. Manfred Vanek. Dafür sei die Materie einfach zu komplex. Er wünsche sich deshalb ähnlich wie in Skandinavien einen Trocknungsführerschein.
Am 11. und 12. November veranstaltete die Holzforschung Austria (HFA) ein gut besuchtes Seminar zum Thema „Holztrocknung im Betrieb optimieren”. Teilnehmer reisten aus Wismar/DE an.Gefahr von Initialrissen bei Freilufttrocknung. Vor unkontrollierter Freilufttrocknung warnt der Sachverständige Manfred Kreutzer. Bei extremen Wetterbedingungen kann ein Trockengefälle von 5 bis 6 entstehen und in den Randbereichen das Holz unter Fasersättigung trocknen. Die dadurch entstehenden Oberflächenrisse können Initialrisse für Trockenschäden in der Kammer werden. „Es ist wichtig, dass das Holz nach dem Einschnitt so rasch wie möglich in die Trockenkammern gebracht wird, um Initialrisse zu vermeiden”, ergänzte Kreutzer.
„Erfolgt eine Vortrocknung im Freien, dann sollte das Schnittholz zumindest überdacht sein”, so Vanek. Am effektivsten ist es, die Gassenrichtung der Brettstapel in Hauptwindrichtung auszurichten. In einigen Holz verarbeitenden Unternehmen in Frankreich wird eine beschleunigte Freilufttrocknung bei Eiche angewandt. Auf einem Gleis fährt ein Ventilator in den Stapelgassen auf und ab. Damit kann innerhalb eines Jahres eine Holzfeuchte von 25 bis 27% erreicht werden.
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Ing.Franz Kraus © Horacek

„Mit der Optimierung sollte bereits bei der Planung der Trockenkammern begonnen werden”, so Ing. Franz Kraus, Leiter des Bereichs Technik der zentraleuropäischen Produktionsgruppe von Stora Enso Timber, Wien. „Nur mit der Berücksichtigung aller werksspezifischen Rahmenbedingungen können Ziele, welche die Wirtschaftlichkeit erhöhen sollen, erreicht werden.” Er rät zu Kammertests damit die Grundfunktionen und Anzeigenwerte überprüft werden. So wird etwa ein sich in die falsche Richtung drehender Ventilator schnell entdeckt. Eine kontinuierliche Verfolgung der Trocknungsergebnisse sei notwendig, damit Abweichungen sofort erkannt und entsprechend analysiert werden können.
„Holztrocknung ist wie Vieles sehr einfach, wenn man sich nicht damit beschäftigt - andernfalls jedoch äußerst komplex.”
Ing. Franz KrausWinter-Programm. „Der Energiebedarf der Zu-Abluft-Trocknung liegt im Winter nur um 5 bis 8% über jenem im Sommer”, erklärt Kreutzer. Der Grund ist der geringere Feuchtegehalt der kalten Luft. Gefrorenes Holz verlängert hingegen die Aufheizphase. „Deshalb sollte in den Wintermonaten auch ein spezielles Trocknungsprogramm gefahren werden.” Die Trockenkammern sind heute ausreichend isoliert. „Fühlt sich eine Kammer an der Außenwand warm an, ist die Wandhülle beschädigt und das Isoliermaterial nass.”Zeitlich versetzter Start. Um Bedarfsspitzen zu kappen, sollten deshalb die Aufheizphase bei mehreren Trockenkammern zeitversetzt gestartet werden. Bei einer Gleisbeschickung kann etwa vom Bediener bereits am Wochenende das Holz in die Kammer geschoben und der Trockenprozess gestartet werden. Damit können die an Montagen üblichen Energiebedarfsspitzen gekappt werden.
Der Einbau von Wärmetauschern ist eine Möglichkeit zur Energie-Effizienz-Steigerung. „Der Wirkungsgrad der Frischluftvorwärmung liegt je nach Außenklima bei 8 bis 15% der Energie, die ins Freie gelangt”, so Kreutzer. Der Einsatz eines Abluftventilators sei jedoch abzulehnen, da ein Gutteil der Einsparungen durch die Kosten des Ventilatorstromes aufgefressen würden.Messverfahrenvergleich. Zur Messung der Holzausgleichsfeuchte in der Trockenkammer werden drei Verfahren angewendet. Die Bestimmung mittels Psychrometer erfolgt sehr genau und gilt als Referenzmethode. Schwierigkeiten können jedoch die exakte Einhaltung der Luftgeschwindigkeit von 2 m/s sowie die ständige Befeuchtung des Feuchtethermometers bereiten.
Die Ermittlung der Ausgleichsfeuchte mittels Holz- oder Zelluloseplättchen ist ein einfaches, kostengünstiges System. Jedoch sollte nach jeder Anwendung das Plättchen gewechselt werden. Das Angleichen an das Kammerklima erfolgt langsamer als bei den anderen Messverfahren. Die Ansprechzeit ist bei elektrischen Luftfeuchtefühlern weit geringer. Ein weiterer Vorteil ist ihre Exaktheit. Ein Nachteil ist ihre schwierige Kalibrierung und Empfindlichkeit gegenüber mechanischen Einwirkungen.
Bei der Holzfeuchtemessung muss auf die richtige Anbringung der Messelektroden geachtet werden. Diese sollten quer zur Faserrichtung ein Drittel der Brettdicke eingeschlagen werden. In der Praxis erfolgt das Einschlagen aus Platzgründen jedoch meist seitlich. Mit dieser Methode ist es aber schwieriger, wirklich den Holzbereich mit der mittleren Holzfeuchte zu treffen. Einsatzgebiet ist eine Holzfeuchte-Bandbreite von 5 bis 30%.
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Ing. Josef Riegler © Horacek

Qualitätssicherung. „Qualitätssicherung bedeutet weit mehr als nur am Ende das Trocknungsergebnis zu prüfen”, so Ing. Josef Riegler, Leiter Qualitätsicherung bei Umdasch, Amstetten. „Es handelt sich dabei um eine Sicherstellung des Prozesses von der Kundenvereinbarung bis zur Auslieferung.”Definierte Güteklassen. Zwischen Kunden und Lieferanten sollte es daher klare, schriftliche Vereinbarungen über Holzfeuchte-Sollwerte und Toleranzen, Lagerungs-, Verpackungs- und Transportbedingungen geben. Die EDG-Richtlinie definiert drei Trocknungsklassen für Feuchtestreuung: standard, qualitätsgetrocknet und exklusiv.
„Da das Trocknen eine komplexe Technologie ist, ist bei einer Qualitätstrocknung das systematische Erfassen und Dokumentieren der Feuchtigkeitswerte sehr wichtig”, so Riegler. Vorraussetzung dafür sei der Einsatz von entsprechenden Feuchtemess-Geräten mit einer Genauigkeit von ±1%. „In diesem Punkt besteht in vielen Betrieben noch Optimierungsbedarf”, meinte Riegler.