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Thomas Metlich, Präsident des EPP © DI Jan Horacek

Probleme im Palettenpool

Ein Artikel von DI Jan Horacek | 01.02.2005 - 00:00
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Thomas Metlich, Präsident des EPP © DI Jan Horacek

Erstmals in der Geschichte des Tauschsystems für EUR-Flachpaletten entzog die UIC-Arbeitsgruppe einem Mitglied - der polnischen PKP-Bahn - die Verwendung des geschützten Zeichens EUR.
„Betroffen von dieser Maßnahme sind alle nach dem 1. Mai 2004 produzierten, mit PKP gekennzeichneten EUR-Paletten, da es sich dann nach dem Entzug des Zeichens EUR im Oval eindeutig um Markenfälschung handelt”, so Thomas Metlich, Präsident des Europäischen Paletten-Pools (EPP). Ältere PKP-Paletten bleiben tauschfähig sofern sie den Kriterien entsprechen. „Nachdem in Europa 50 Millionen PKP-Paletten im Einsatz sind, haben wir davon Abstand genommen, alle aus dem Palettenpool auszuschließen”, so Metlich. Man wisse aber von Unternehmen, die von sich aus überhaupt keine PKP-Paletten mehr nehmen. „Grundsätzlich ist die Teilnahme am Tauschsystem immer freiwillig”, so Dr. Günter Voith, Obmann der ARGE Paletten-Pool.Mehr Paletten als Einwohner. „Am Palettenpool nehmen fast alle Unternehmen teil, die in einer gewissen Größenordnung Ware übernehmen”, so Voith. Er appelliert an die Unternehmer, den Qualitätskriterien entsprechende Paletten in den Pool einzuspeisen. „Das System steht und fällt mit der Tauschmoral der Teilnehmer”, so Voith. Es kann nur funktionieren, wenn die Paletten, die man erhält, auch in Ordnung sind.”
Billa etwa überprüft die Paletten maschinell und übernimmt nur jene, die in Ordnung sind. In Österreich befinden sich in etwa zehn Millionen Paletten im Tauschsystem. Im Durchschnitt hält eine Palette drei bis vier Jahre.Mehr Einweg. "Aufgrund der Qualitätsprobleme würden verstärkt Einwegpaletten nachgefragt", erklärt Adolf Schafler, Geschäftsführer der Holzindustrie Schafler, Hirnsdorf. Einweg-Paletten sind je nach Einsatzweck ab 3,5 € Europaletten um 6,5 € bis 7 € zu bekommen. „Probleme bereiten im Ausland billig produzierte und gefälschte Paletten minderer Qualität”, so Schafler. „Auf keinen Fall dürfe man hierbei aber alle Anbieter der betroffenen Länder in einem Topf werfen.”
Voith hält den Gebrauch von Einweg-Paletten für wenig sinnvoll. Es sei denn für den Export in Länder, in denen ein Palettentausch nicht möglich ist.
Holzindustrie Schafler erzeugt Paletten in 600 verschiedenen Ausführungen. Am Standort Hirnsdorf werden 600.000 Euro-, Ein-, Mehrwegpaletten und Aufsetzrahmen erzeugt. 20% erhalten eine Hitzebehandlung nach IPPC-Standard. Dieser Anteil steige, so Schafler.Bahnen bestimmen Hersteller. Mitglieder der UIC-Arbeitsgruppe sind die Bahnen europäischer Staaten. Diese haben das Recht, Hersteller nach dem UIC Merkblatt 435-2 zuzulassen. Dessen Paletten sind dann mit dem Zeichen der Bahn und dem markenrechtlich geschützten EUR-Oval gekennzeichnet. Die Bahn muss aber auch für die Einhaltung der geforderten Qualität sorgen und bei Nichtentsprechung die Zulassung dem Produzenten entziehen.
Eine EUR-Flachpalette ist am linken Eckklotz mit dem Logo der zulassenden Bahn/Palettenorgansisation versehen. Am Mittelklotz befindet sich das Herstellungsdatum und am rechten das EUR-Oval.
Qualitativ minderwertige Paletten bergen ein hohes Unfallrisiko. So gibt es jährlich laut Unfallstatistik in Deutschland 14.000 Arbeitsunfälle mit Paletten. In Österreich gibt es keine derlei Statistik, jedoch ginge man vom üblichen Faktor zehn zwischen Österreich und Deutschland aus, erklärt Metlich. Markt für gestohlene Paletten. Neben der Qualität verursacht Paletten-Diebstahl enorme Kosten. „Laut Insider-Informationen wechseln so mehrere tausend EUR-Paletten im Wiener Raum pro Tag ihren Besitzer”, so Metlich. Derzeit würden einschlägige Unternehmen überwacht, um gegen schwarze Schafe vorgehen zu können.