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Übergabestation: Im Endausbau werden beide Heizwerke befüllt © Dr. Johanna Kanzian

Heizwerk gut versorgt

Ein Artikel von Dr. Johanna Kanzian aus Lienz | 18.07.2006 - 00:00
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Heizwerks-Geschäftsführer Ing. Hermann Unsinn zeigt den neuen Trommelhacker von Rudnick & Enners © Dr. Johanna Kanzian

Um die Versorgung der beiden Biomasse-Heizkraftwerke Lienz sicherzustellen, wurde vor kurzem eine stationäre Hackanlage mit Aufbereitungsanlage und Online-Beschickung installiert. Robust gebaut. „Die kompakte und robuste Bauweise von Rudnick & Enners, Alpenrod/DE, war ausschlaggebend, warum wir uns für diese Anlage entschieden haben”, berichtet Ing. Hermann Unsinn, Geschäftsführer des Biomasseheizkraftwerkes in Lienz.
Die Projektverantwortlichen aus Osttirol beauftragten Rudnick & Enners mit der Errichtung einer kompletten Aufbereitungsanlage und Online-Beschickung des Biomasseheizkraftwerks II mit wahlweiser Möglichkeit einer Lkw-Beladung sowie einer Bypass-Lösung zur späteren Einbindung des Biomasseheizkraftwerks I.Homogener Brennstoff kann verfeuert werden. Brennholz mit einem Durchmesser von 70 cm sowie Kappholz kann nun zu einer homogenen Brennstoff-Fraktion verarbeitet werden. „Um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, wird teilweise auch die Rinde zerhackt”, erklärt Unsinn. 25.000 fm/J sollen im Endausbau aufbereitet werden.
„Die Brennstoffe Rinde und Waldhackgut werden in der Region durch die Nähe zu Südtirol und die neuen Heizwerkskapazitäten stark nachgefragt. Mit dem Hacker- und der Beschickungsanlage maximieren wir die Eigenversorgung in Lienz”, erläutert Unsinn.Just-in-time oder nachträglich mit Radlader. Die Aufbereitungsanlage wird vom Radlader aus bedient. Wenn das Brennholz mit dem Lkw angeliefert wird, kann es auch Just-in-time am Aufgabeförderer abgeladen werden. Vorher wird die Feuchtigkeit der Ladung bestimmt. Dazu steht eine Waage zur Verfügung. Probeschnitte werden durchgeführt und das atro-Gewicht der Ladung wird ermittelt. „Wenn der Lkw das Heizwerk verlässt, bekommt er bereits den Lieferschein mit”, so Unsinn.
Der Rudnick & Enners-Lieferumfang umfasste die Rundholzaufgabe und Aufgabestation für die Kappholzbeschickung, einen Hackereinzug mit gepufferten Aufgabestationen sowie eingebautem Metallsuchgerät von Mesutronic, Kirchberg i. Wald/DE, einen Trommelhacker, Förderschnecken, Steig-Kratzförderer sowie die komplette Elektro-, Schalt- und Steueranlage mit Lauf- und Füllstandsüberwachung.
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Die Beschickung erfolgt mittels Radlader oder direkt vom Lkw aus © Dr. Johanna Kanzian

150 srm Hackschnitzel pro Stunde. Das Herzstück stellt der Hacker dar, der bei einer Antriebsleistung von 400 kW einen Durchsatz von 150 srm/h Hackschnitzeln gewährleistet. Er ist mit einem speziellen Einzugsaggregat mit neun Riffelwalzen ausgestattet.
„Für einen geringen Kraftbedarf bei hoher Durchsatzleistung haben wir einen Rotor entwickelt, auf dem die leicht auswechselbaren Einzelmesser versetzt angeordnet sind”, erläutert Rudnick & Enners-Verkaufsleiter Günter Stahl. Der Hacker wurde komplett eingehaust, um den Geräuschpegel für die Anrainer so gering wie möglich zu halten.Flexible Beschickung beider Werke im Endausbau. Unter dem Hackrotor ist ein Siebkorb angebracht, damit keine Übergrößen im Hackgut anfallen. Ebenfalls unterhalb des Hackers ist eine Doppel-Förderschnecke mit Aufnahmevorrichtung für Stoßbeschickung und kontinuierlicher Übergabe in den anschließenden Steig-Kratzförderer integriert. Dieser Kratzförderer ist mit einer Reversier-Förderschnecke ausgestattet - zur wahlweisen Beschickung beider Biomas-seheizwerke.
Der Verteil-Kratzförderer verfügt über definierte Abwurfstationen und Motorschieber zur kontinuierlichen Befüllung des Brennstofflagers vom Biomasseheizkraftwerk II und ist mit einer Füllstandsüberwachung ausgestattet. Die neue Hacker- und die Beschickungsanlage schließt nun den Ausbaus des Heizkraftwerkes Lienz II ab. Aktuelle Montagen. Rudnick & Enners installiert zur Zeit die Holzaufbereitungs- und Fördertechnik für das Biomasseheizkraftwerk Schkölen/DE. Die umfangreiche Holzaufbereitung besteht aus Aufgabe- und Beschickungsförderern sowie Trommelhackanlage mit Metalldetektor und Abtransport. Diese ist bereits installiert.
Die Anlagentechnik zur Kesselbeschickung mit befahrbarem Hydraulikschubboden, Notaufgabebunker und Scheibensortierer wird Mitte August in Betrieb genommen.
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Übergabestation: Im Endausbau werden beide Heizwerke befüllt © Dr. Johanna Kanzian

Parallel zum Biomasseheizkraftwerk Schkölen wird die komplette Anlagentechnik zur Holzaufbereitung im Holzpelletierwerk Schwedt/DE montiert. Die Nachzerkleinerung der Hackschnitzel erfolgt über Hammermühlen mit 2000 mm-Einzugsbreite.
Ein weiteres Projekt im Aufbau ist die Restholzentsorgung für das Sägewerk Howie Forest Products, Kirkcudbrightshire/GB. Das Hackschnitzelvolumen der Sägelinie beträgt 400 m3/h. Die Montagearbeiten von Rudnick & Enners werden Ende August abgeschlossen.Österreich als stabiler Markt. Der österreichische Markt bleibt für Rudnick & Enners auch für die 2. Jahreshälfte stabil. So erhalten Hasslacher Drauland, Sachsenburg und Schößwendter, Saalfelden je eine Hackschnitzelanlage zur Erzeugung von Qualitätshackschnitzeln aus Sägerestholz und Rundholz-Durchmesser bis 850 mm. Für KCO, Wolfsberg, werden spezielle Trogkettenförderer für Asche gefertigt. Die Holzindustrie Pabst in Obdach erhält unter anderem eine neue Siebanlage. Das Sägewerk Theurl, Assling, hat die Restholzentsorgung für das neue Leimholzwerk bestellt.
Die Aufträge von Neuschmied, Hopfgarten, Kaufmann Holz in Reute und ein neues Projekt der Holzindustrie Binder in Fügen werden bereits bearbeitet.
Auch Mayr-Melnhof hat für das Werk in Efimovskij/RU die Restholzentsorgung von Spaner- und Sortierwerk sowie die online Anbindung für Sägespäne und Hobelspäne im Werk Paskov/CZ zum Leitinger-Pelletierwerk bestellt.Komplettierungen und Erweiterungen. „Zu den Gesamtanlagen liefern wir im 2. Halbjahr noch einige Einzelmaschinen nach Österreich, die überwiegend der Komplettierung und der Erweiterung von vorhandenen Restholzentsorgungen und Rindenaufbereitungen dienen”, berichtet Stahl.

Stadtwärme Lienz-Facts

Gegründet: 2000
Geschäftsführer: Mag. Anneliese Hemmer, Ing. Hermann Unsinn
Eigentümer: Tiwag, Steirische Gas-Wärme, Gemeinde Lienz
Thermische Leistung: 43,7 MW
Elektrische Leistung: 2,6 MW
Benötigter Brennstoff: 140.000 srm/J
Hackstation: 25.000 fm/J verarbeitet
Gesamtinvestition: 38,33 Mio. €