1157877898.jpg

Hermann, Frederik und Hans Baur (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

100 Jahr-Jubiläum

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 12.09.2006 - 00:00
1157877898.jpg

Hermann, Frederik und Hans Baur (v. li.) © Mag. (FH) Hubert Burböck

"Jeder Mensch braucht jeden Menschen wieder einmal”, lautet für Hermann und Hans Joachim Baur, Holzwerk Baur, Wain/DE, ein Spruch der sich immer wieder bewahrheitet.
Die derzeitige Holzverknappung ist somit ein wertvolles Lehrstück, dass ein gutes Zusammenspiel aller Marktteilnehmer immer zu aller Nutzen und Zufriedenheit beiträgt.
Die Gebrüder Baur leiten den Traditionsbetrieb, der am 15. September sein 100. Bestandsjahr feiert.
1157878036.jpg

Mittels Portalkran und Rundholzkran von Baljer-Zembrod wird das Rundholz manipuliert © Mag. (FH) Hubert Burböck

Wert der Ware muss honoriert werden. „Schon vor 20 Jahren hatten wir Rundholzpreise bis zu 100 €/fm”, erinnert sich Hans Joachim Baur, der für kaufmännische Belange im Unternehmen verantwortlich zeichnet. Die Wainer beziehen das Rundholz für den Einschnitt von 360.000 fm/J aus dem Umkreis von 100 km, wobei vorwiegend mit dem Staatsforst und Forstbetriebsgemeinschaften aus der Umgebung zusammengearbeitet wird. Die Zukunft einer kontinuierlichen und sicheren Versorgung gehe laut Baur nur über den Preis. „Wenn wir den Preis weitergeben können, ist das überhaupt kein Problem”, appelliert er an die Branche, Holz den Wert zu geben, den es verdient. Nur dann würden alle Beteiligten der Wertschöpfungskette vom Holzboom profitieren.

In USA wird Geld verloren. „Die großen Branchenplayer verlieren mit dem USA-Geschäft derzeit viel Geld”, ist sich Baur sicher. Die Situation am US-Markt kennt man aus eigener Erfahrung - wurden in den vergangenen Jahren immerhin 100.000 m3/J aus Wain eben dorthin geliefert.
„Derzeit erzielt man in Europa einen um 20% höheren Preis. Die drei Haupthemmnisse am US Markt seien die für Exporte ungünstige €/US-$-Relation, die zunehmend höheren Rundholzpreise, der von kanadischen Marktführern stark unter Druck gebrachte Random Length sowie die zunehmend höheren Rundholzpreise”, fasst Junior-Chef Frederik Baur zusammen.
Der FH-Rosenheim-Absolvent finalisiert soeben seine Di-
plomarbeit und ist für die internationale Marktbearbeitung verantwortlich.

„Ich bin mir sicher, dass der Bedarf in Europa nachhaltig gesichert ist”, ist Hans Joachim Baur überzeugt. Man habe sich wieder vermehrt auf die Kernmärkte konzentriert und versuche nicht mit Gewalt im stark schwankenden US-Markt zu bleiben.
1157878206.jpg

Volle Kontrolle – Blick aus dem Führerstand der 1989 installierten Spanerlinie von Linck © Mag. (FH) Hubert Burböck

Fixpreise für USA. „Wenn wir Europäer in den USA erfolgreich sein wollen, müssen wir uns vom Random Length-Preisen abkoppeln”, so Frederik. Der dort etablierte und honorierte Europa-Standard müsse höhere Preise bringen. „Es sollte gelingen, Fixpreise für Europa-Ware durchzusetzen”, denn mit nicht kalkulierbaren und oft dramatisch schwankenden Preisen, sei eine Abhängigkeit vom dortigen Markt äußerst fragwürdig. Insgesamt hält Baur keine großen Mengen-Zuwächse in den USA für möglich: „Wir werden am Level bleiben, daher dürfen wir nicht den Fehler begehen unsere angestammten Märkte in Europa zu vernachlässigen.”

Für Ausweitung gerüstet. Am 20 ha großen Areal in Wain ist man für eine weitere Expansion gerüstet. „Wir haben noch die Möglichkeit, das Areal auf 25 ha zu erweitern”, wird erklärt.
Ausgestattet ist das Werk mit einer Gatterlinie, die mittels 600-er-Gatter von Linck, Oberkirch/DE, und einer NSKS vom selben Hersteller, bis zu 200 fm pro Tag Starkholz verarbeitet.
Eine 1989 installierte Linck-Spanerlinie verarbeitet im Zweischichtbetrieb bis zu 1500 fm täglich. „Diese Konstellation ermöglicht uns einen Rundholz-Einschnitt von 10 bis 70 cm Durchmessern”, erläutert Frederik. Die dadurch erreichte Flexibilität komme dem Einkauf zu gute, da man unterschiedliche Rundholzsortimente - Langholz als auch Kurzholz - zukaufen kann. „Unsere flexible Rundholzmanipulation ermöglicht eine 2D-Vermessung bei Langholz und eine 3D-Vermessung bei Kurzholz”, beschreibt Hans Joachim Baur.
Nach dem Einschnitt auf der Spanerlinie erfolgt eine Sortierung in zwei Sortier-Anlage von Springer, Friesach.
1157877960.jpg

Mit elf Trockenkammern von Mühlböck verfügt man in Wain über eine Trocknungskapazität von 2000 m3 © Mag. (FH) Hubert Burböck

Dem Kerngeschäft treu geblieben. „Die Zeit ist vorbei, dass Restholz verschenkt wird”, Restholzprodukte sind durch die entstandenen Kapazitäten von neue Pellets-, Brikettieranlagen, sowie Biomasseanlagen sehr gefragt. Durch diese sinnvolle ökologische Nutzung des Restholzes haben in diesem Bereich die Marktpreise, den für den Werkstoff Holz gebührenden Preise erzielt.
Zur Trocknung der Schnittware stehen dreizehn Trockenkammern mit einer Gesamtkapazität von 3000 m3 von Mühlböck, Eberschwang, zur Verfügung, die vom eigenen Heizwerk beheizt werden.
„Wir betreiben seit 2002 zwei Heizkessel mit je 2 MW von Polzenith, Schloss Holte/DE. Damit werden die betrieblichen Anlagen und hauptsächlich unsere Trockenanlagen beliefert.”
Vor einigen Jahren wurde in Wain überlegt, in Richtung Biomasseheizwerk und Pelletsproduktion zu investieren. „Wenn wir uns den Rohstoffmarkt heute anschauen, sind wir froh, dass wir die Finger davon gelassen haben”, gibt man an.
Die kalten Winter der vergangenen Jahre waren ausschlaggebend, dass man sich für den Bau eines weiteren Heizkessels entschieden hat.

Dieser soll hauptsächlich für die Verbrennung der anfallenden Rinde verwendet werden, um sowohl die Verbrennung von Hackschnitzeln in den bestehenden Anlagen zu reduzieren, als auch die Trocknung zu beschleunigen.
1157877838.jpg

„Aus USA mitgebracht“: Leistungsanzeige bei Spanerlinie © Mag. (FH) Hubert Burböck

Alles rund ums Holz. Für die Zukunft wird Baur weiterhin auf einen Ausbau der Wertschöpfungskette setzen, wobei das Kerngeschäft der Export sowohl innerhalb und außerhalb Europas bleiben wird.
„Nur durch ein hohes Maß an Flexibilität und Wirtschaftlichkeit können in Zukunft auf die schnellen Marktveränderungen reagiert werden - denn nicht die Großen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen”, ist man in Wain überzeugt.
1157877996.jpg

Fertige Hobelware wird mittels PET-Umreifung für den Versand vorbereitet © Mag. (FH) Hubert Burböck

100 Jahre im Rückblick. Das Traditionsunternehmen wurde 1906 von Zimmermeister Bartholomäus Baur gegründet, wo für den regionalen Markt Weinbergpfähle und Hölzer zur Trocknung von Heu mit zwei Mitarbeitern produziert wurden.
Bereits 1921 investierte man in ein Gatter von Esterer, womit 800 fm/J Listenbauholz verarbeitet wurden. Nach Übernahme der Geschäftsleitung durch den Großvater der heutigen Besitzer, Johannes Baur 1930, fiel das Werk nur drei Jahre später einem Großbrand zum Opfer. 1950 übernahm Hermann Baur die Leitung und trieb den Ausbau voran, indem man 1962 in eine neue Sägehalle und ein Esterer H 500-Gatter für die Verarbeitung von 6000 fm/J investierte.

Mit dem Eintritt der beiden heutigen Geschäftsführer Hermann und Hans Joachim Baur 1976 erweiterte man das Werk um eine Spaner-Gatter-Kombination, welche es ermöglichte mit 30 Mitarbeitern 30.000 fm/J zu verarbeiten.
Von da an wurde in Wain stets in die Kapazitätserweiterung investiert, was 1989 mit der Installation einer neuen Spanerlinie gipfelte, die es ermöglichte, 140.000 fm/J zu verarbeiten. 2003 wurde das neue Sortierwerk in Betrieb genommen und die Leistung auf 310.000 fm/J und 86 Mitarbeiter gesteigert.
Heuer werden 360.000 fm/J verarbeitet und das Jubiläum wird durch den Eintritt von DI (FH) Frederik Baur in 5. Generation abgerundet.

Holzwerk Baur - Facts

Gegründet:1906
Geschäftsführer:
DI Hans Baur;
DI Hermann Baur
Mitarbeiter: 100
Standort: Wain/DE
Kapazität: 360.000 fm/J wovon 70% gehobelt werden
Verarbeitung: Gatterlinie, Spanerlinie, Hobelanlage
Produkte: Schnittware, Hobelware, Kesseldurck imprägniertes Gartenholz, PallisadenPfähle
Vertrieb: Europa, USA
Export: 80%