1224260510.jpg

Festredner bei der 60 Jahr-Feier der ÖGH: Komm.-Rat DI Helmuth Neuner, DI Martin Leitl, Univ.-Prof. Dr. Gerd Wegener, Dr. Georg Erlacher, Dr. Manfred Brandstätter und Dr. Knut Consemüller (v. li.) © Forstassessor Peter Liptay

60 Jahre und zwei Töchter

Ein Artikel von Forstassessor Peter Liptay | 17.10.2008 - 18:41
1224260510.jpg

Festredner bei der 60 Jahr-Feier der ÖGH: Komm.-Rat DI Helmuth Neuner, DI Martin Leitl, Univ.-Prof. Dr. Gerd Wegener, Dr. Georg Erlacher, Dr. Manfred Brandstätter und Dr. Knut Consemüller (v. li.) © Forstassessor Peter Liptay

„Holz hat Potenzial. Diesem Motto hat sich die ÖGH vor 60 Jahren verschrieben und ist heute damit erfolgreicher denn je”, freute sich Dr. Georg Erlacher, ÖGH-Präsident und Vorstandsmitglied der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) über das Jubiläum. Er hob hervor, dass die Gründer der ÖGH bereits die Vision hatten, dass sie an der Schnittstelle Forst - Holz - Papier als unabhängiger und kompetenter Partner der Branche zur Seite stehen sollte. „Dieser damals gezeigte Weitblick bestätigt sich nunmehr in der FHP-Plattform der Wirtschaftspartner”, sagte Erlacher.

Das Gold von Österreich

Auch Dr. Manfred Brandstätter, Geschäftsführer der ÖGH, verwies auf die Anfänge vor 60 Jahren. Obwohl der Waldanteil des Landes mit 37 % damals 10 % niedriger war, als heute, habe Minister Josef Kraus 1948 die Wichtigkeit von Holz, des „Goldes von Österreich”, erkannt. Bereits fünf Jahre nach der ÖGH wurde das Holzforschungsinstitut (seit 1998 Holzforschung Austria) gegründet, das bereits damals zu den bestausgestatteten Forschungseinrichtungen für Holz in Mitteleuropa gehörte. Seit 1996 ist die Holzforschung Austria als erste akkreditierte Prüf- und Überwachungsstelle berechtigt, für alle relevanten Bereiche im Holzsektor aufzutreten.

Vier feste Säulen

Damit kam neben Information, Forschung und Prüfung die Überwachung als vierte Säule, auf der die ÖGH fußt, dazu (sh. Holzkurier Heft 42, S. 12-13). „Dank unserer breiten Basis sind wir für die Herausforderungen der Zukunft gesichert”, erklärte Brandstätter. Die Holzforschung Austria könne vor allem durch ihre Praxisorientierung, ihre Interdisziplinarität und Unabhängigkeit punkten. Vor allem sehen sich die HFA und die HolzCert Austria (HCA) als kompetente, unbürokratische Partner bei konkreten Aufgaben im Rahmen angewandter Forschung und anderen Dienstleistungen. Stolz ist man auch auf die Anerkennung der HFA als Zertifizierungsstelle durch das California Aid Ressources Board (CARB) im August. So kann man als dritte Stelle künftig in Europa Zertifizierungen, Überwachungen und Prüfungen von Holzwerkstoffen nach diesem Standard anbieten. Kunden hat die ÖGH in 25 Ländern, 17 % des Umsatzes in Höhe von 5,1 Mio. €/J werden durch Aufträge aus dem Ausland erwirtschaftet. In den vergangenen zehn Jahren ist die Mitarbeiteranzahl um 50 % auf 77 gestiegen. „Mittlerweile sind wir aber von den Platzverhältnissen an unsere Grenzen gestoßen”, informierte Brandstätter.

Starke F & E-Dynamik

Dr. Knut Consemüller vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung wies auf die Bedeutung der Forschung für den Wirtschaftsstandort Österreich hin. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) haben in Österreich eine „sensationelle Dynamik” gezeigt und erreichten 2008 laut Schätzung von Statistik Austria 7,5 Mrd. € und damit 2,63 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP). „Damit ist unser Land auf dem besten Weg, das Lissabon-Ziel - 3 % des BIP im Jahre 2010 in F & E zu investieren - zu erreichen.” Die Steiermark (3,9 %) und Wien (3,2 %) hätten diese Vorgabe bereits übertroffen. Entscheidend sei die Kooperation zwischen Wirtschaft und Wissenschaft bei der Forschung.

Komm.-Rat DI Helmuth Neuner, Präsident des Fachverbandes der Holzindustrie Österreichs, nannte praxisnahe Unterstützung der Wirtschaft, Qualitätssicherung in den Betrieben, fundierte Hilfestellungen bei einer wirtschaftsnahen und benutzerfreundlichen Holznormung sowie interaktive Beratungsmöglichkeiten als Erfolgsfaktoren, die der österreichischen Holzwirtschaft eine Vorreiterrolle in Europa gesichert haben. Er forderte die ÖGH allerdings auf, noch schneller und risikofreudiger zu agieren. „Der Siegeszug des Holzes steht erst am Anfang, aber er ist nicht aufzuhalten”, meinte Neuner.

Intelligente Nutzung von Sonnenenergie

Univ.-Prof. Dr. Gerd Wegener, TU München und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Holzforschung, machte sich für eine stärkere Nutzung des Rohstoffs Holz stark. „Jede Holzverwertung ist konsequente Nutzung materialisierter Sonnenenergie. Eine intelligente Verwendung der Produkte für den richtigen Zweck bedarf laufender Forschungs- und Entwicklungsarbeit.” Die Sonne produziere in nur einer Stunde soviel Energie, wie der Weltenergieverbrauch während eines ganzen Jahres ausmache. Das Klimaschutzkonzept von Wald und Holz werde aber viel zu wenig an die Entscheidungsträger herangetragen.

Holz liefere als einziger Rohstoff einen Überschuss an Energie. Während Beton, Ziegel oder Stahl nach ihrer Nutzung unter Energieverbrauch entsorgt werden müssten, könne bei der Verbrennung von Holzprodukten nach ihrer Nutzung Energie gewonnen werden. „Wir gaben die Kompetenz und das Material, um große Bauwerke zu errichten”, sprach Wegener überzeugt. Das Kunststoffzeitalter werde nur noch etwa 50 Jahre anhalten und einmal aus der Zukunft betrachtet nur eine kurze Periode in der Geschichte der Menschheit darstellen. Man könne aber Kunststoff nicht alleine durch Massivholz ablösen, sondern brauche spezielle technische Lösungen, erklärte Wegener: „Holzforschung heißt Plattentypen zu erzeugen, die aussehen wie PVC, aber keines sind.”