1221029632.jpg

© Holzkurier

Holz-Kopfnuss

Ein Artikel von Univ.-Prof. Dr. Rupert Wimmer, Georg-August-Universität Göttingen | 26.04.2011 - 08:58
1221029632.jpg

© Holzkurier

Nicht nur in der kalten Jahreszeit ist eine Sauna ein feiner Aufenthaltsort. Der regelmäßige Saunabesuch stärkt die Gesundheit und ist wohltuend für Körper und Seele. Das liegt nicht zuletzt am Holz, das man dort antrifft. Es gibt wohl kaum eine andere Gelegenheit, bei der wir mit Holz so hautnah in Kontakt kommen. Das Holz wird in einer Sauna zweifach verwendet: als Innenauskleidung der Kammer und als Einrichtung. Als Decken- oder Wandverkleidung muss das Holz möglichst gut mit den ständig wechselnden Temperaturen zurechtkommen, ohne dabei Risse zu bekommen oder sich zu verformen. Die Einrichtung einer Sauna besteht auch aus Holz – in Form von Bänken und Rückenlehnen. Wenn man nackt auf Holz sitzt oder liegt – natürlich immer mit einem Handtuch – ist es wichtig, dass das Holz das Verbrennen des Popos beziehungsweise des Rückens verhindert. Ganz abgesehen davon soll das Holz wenig Harz enthalten und auch nicht reißen oder splittern. Werden diese vielen Anforderungen nicht erfüllt, kommt es zu schmerzlichen Folgen an empfindlichen Körperstellen, was die Saunafreude sehr trüben würde.

Welche Holzarten sind nun für eine Sauna geeignet? Es wird beispielsweise die „Polarfichte“ angeboten, die mit der heimischen Fichte identisch ist, allerdings speziell aus Skandinavien importiert wird, wo sie besonders langsam wächst. Dadurch verdreht sie sich auch bei Hitze kaum. Die Polarfichte hat Harz und somit kann es doch dazu kommen, dass klebrige Stellen vorhanden sind. Die Polarfichte verbreitet einen leichten Harzgeruch. Dies wird nicht unbedingt als ein Nachteil erlebt.

Zu höheren Kosten gibt es als Alternative zur Polarfichte die Kanadische Hemlocktanne. Deren Holz ist hell und bräunlich, hat einen sehr geringen Harzgehalt, ist sehr widerstandsfähig bei ausreichend geringer Wärmeleitfähigkeit. Da dieses Holz kaum riecht, wird es oft in Aroma- und Lichtsaunen verwendet. Das am häufigsten anzutreffende Holz für die Inneneinrichtung einer Sauna ist Abachi. Es stammt aus West- bis Zentralafrika, ist weich und hell, harzfrei, splittert nicht und hat ebenfalls eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Je nach Herkunft wird es auch als Samba, Wawa, Ayous oder Obeche gehandelt. Ob das Abachi-Holz aus illegalen Schlägerungen oder doch aus nachhaltig-bewirtschafteten Plantagen stammt, dessen kann man sich nicht immer sicher sein. Als ökologisch bedenkenswerter Faktor kommt natürlich noch der lange Transportweg von Afrika nach Europa dazu. Eine gute heimische Alternative zu Abachi ist die Pappel: Besonders die Espe, auch Aspe oder Zitterpappel genannt, soll hier gut geeignet sein. Deren Holz besticht, neben einem warm-hellen Farbton, ebenfalls durch gute Formbeständigkeit sowie geringe Wärmeleitfähigkeit. Andere Pappelarten weisen ganz ähnliche Eigenschaften auf.

Wieso ist die geringe Wärmeleitfähigkeit des Holzes in der Sauna so wichtig? Wenn die Hitze im Holz schlecht weitergeleitet wird, fühlt sich das Holz an der Haut nicht so heiß an. Auf einer Eichenbank wäre es nicht auszuhalten, man müsste die Flucht ergreifen. Holz sollte gut isolieren, was durch viele kleine Hohlräume im Holz erreicht wird. Diese führen zu einer geringeren Dichte und damit sinkt die Wärmeleitfähigkeit. Die Wärmeleitzahl drückt diese Eigenschaft aus. Bei Abachi beträgt sie 0,092 W/mK, bei Pappel sogar 0,090 W/mK. Die Wärmeleitzahl sagt aus, wie viel Wärme pro Zeit (Watt), je Dicke (in Meter) und Temperaturunterschied (in Kelvin) geleitet wird. Ähnlich geringe Wärmeleitzahlen wie Pappel haben noch die Zirbe (Arve) und auch die Weymouthskiefer (Strobe). Diese beiden Kiefernarten bilden auch Harz und bei ihnen kommt noch ein würzig-angenehmer bis aromatischer Geruch dazu. Alle anderen Holzarten haben eine eindeutig höhere Wärmeleitzahl. Eine große Ausnahme wäre natürlich das Balsaholz (etwa 0,040 W/mK), das aber wegen viel zu geringer Festigkeit nicht infrage kommt.

Pappel und Zirbe sind die Favoriten unter den heimischen Arten, die für den Saunabau infrage kommen. Weymouthskiefer, mit leichten Einschränkungen auch Fichte, Tanne sowie Linde sind ebenfalls gut verwendbar. Diese Hölzer wachsen in unseren Bergen, Wäldern und Auen. Besonders Zirbe verströmt ihr wohlriechendes Aroma und alle garantieren mit ihren Eigenschaften höchsten Saunagenuss.