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Mit 160 Teinehmern stieß das 10. Grecon-Brandschutzsymposium auf große Resonanz bei Herstellern und Betreibern von Produktionsanlagen, Vertretern der Versicherungswirtschaft sowie Brandschutzingenieuren © Grecon

Vorbeugender Brandschutz

Ein Artikel von DI Michael Reitberger (für Timber-Online bearbeitet) | 29.05.2012 - 15:42
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Frank Scharf zeigte, welche Brand- und Explosionsgefahren in der täglichen Praxis aus Unwissenheit oder Unachtsamkeit herbeigeführt werden © Grecon

Mit 160 Teilnehmern stieß die Jubiläumsausgabe der seit über 30 Jahren vom Alfelder Spezialisten für Funkenlöschanlagen, Grecon, ausgerichteten Veranstaltungsreihe auf große Resonanz. Von 26. bis 27. April fand in Bad Wildungen/DE das 10. Grecon-Brandschutzsymposium „Sicherheit vor Staubbränden und –explosionen in der Industrie“ statt, wobei Entwicklungen der vergangenen Jahre präsentiert wurden. Der Anteil der Teilnehmer aus der Holzwerkstoffindustrie war erneut sehr hoch. Laut Grecon ist dies ein Zeichen dafür, welch hohen Stellenwert die Anlagenverfügbarkeit bei den Holzwerkstoffherstellern einnimmt.
In 14 Vorträgen wurden die Aspekte des vorbeugenden und abwehrenden Brandschutzes beleuchtet. Das Themenspektrum reichte von Methoden zur adäquaten Gefährdungsbeurteilung über konkrete Schutzkonzepte bis zur Ausgestaltung des vorbeugenden Brandschutzes.

Brand nicht gleich Explosion

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Mit 160 Teinehmern stieß das 10. Grecon-Brandschutzsymposium auf große Resonanz bei Herstellern und Betreibern von Produktionsanlagen, Vertretern der Versicherungswirtschaft sowie Brandschutzingenieuren © Grecon

DI Johannes Lottermann von International Association of Experts for Industrial Explosion Protection (IND EX) machte zunächst deutlich, dass es sich bei Brand- und Explosionsereignissen um grundsätzlich verschiedenartige Phänomene handelt, die somit unterschiedliche Sicherheitsstrategien erfordern. Da jedoch innerhalb eines Betriebes sehr oft beide Gefährdungen anzutreffen sind und oft eines dieser Ereignisse das andere nach sich zieht, könne nur eine systematische und zusammenhängende Beurteilung der Brand- und Explosionsgefährdungen zu einem schlüssigen Schutzkonzept führen. Einseitige oder auch nur unabhängig voneinander erstellte Gefährdungsbeurteilungen führen hingegen oft zu nicht ausreichenden oder sich gegenseitig aufhebenden Schutzmaßnahmen.

Bedarfsangepasste Produkte

Der Leiter der Grecon-Niederlassung in Shanghai, DI Ralf Schäckel, zeigte anhand der Holzwerkstoff-industrie, wie das Unternehmen auf die Herausforderungen, die sich aus der Weiterentwicklung der industriellen Fertigungsanlagen ergeben, mit geeigneten Neuentwicklungen reagiert. Dazu gehören der Linearlichtleiter LLQ, welcher bei großen Fallschächten mitten im dichten Materialstrom angeordnet wird und dadurch die Erkennungssicherheit erhöht, die Ultrahighspeed-Löschung UHS, die durch eine schneller ansprechende Löscheinrichtung eine Reduzierung der benötigten Rohrleitungslängen ermöglicht sowie eine Funkenmeldezentrale mit „Touch- and Slide“-Displays.

Brandunfällen vorbeugen

Paul Stöckl, Werksleiter am Egger-Standort Wismar, berichtete von einem Explosions- und Brandereignis im dortigen OSB-Werk, welches durch Reibungswärme im Bereich der Mittelschicht-Streumaschine verursacht worden war und zu einem beträchtlichen Schaden geführt hatte. Leim-Holzstaub-Anhaftungen hatten zur Verringerung des Spaltes zwischen Walze und Streukopfwandung geführt und eine andauernde Reibungswärme von mehr als 100° C verursacht. Die dadurch entstandene Holzausgasung hat sich dann bereits bei dieser relativ geringen Temperatur selbst entzündet. Wie der Referent vor dem Hintergrund der ermittelten Ursache einräumte, hätte die Explosion verhindert werden können.
Frank Scharf, selbständig im Bereich der betrieblichen Sicherheitsunterweisung, führte den Teilnehmenden vor Augen, dass auch durch den unachtsamen Umgang mit Gefahrstoffen Brand- und Explosionsereignisse ausgelöst werden können. Damit auch solche Gefährdungen sicher beherrscht werden, sei in den Betrieben neben dem technischen Brandschutz auch der vorbeugende organisatorische Brand- und Explosionsschutz konsequent umzusetzen.
Wolfgang Brandt, stellvertretender Kreisbrandmeister des Landkreises Holzminden/DE, appellierte an die anwesenden Anlagenbetreiber, die Feuerwehr in das Brandschutzkonzept einzubinden und dafür zu sorgen, dass die Einsatzkräfte durch regelmäßige Begehungen und die Bereitstellung aller wichtigen Informationen in die Lage versetzt werden, im Einsatzfall die Personen-, Sach- und Umweltschäden möglichst gering halten zu können. Insbesondere bei Industrieanlagen sind detaillierte Informationen über Bauweise, Nutzung, Energieversorgung und gelagerte Stoffe für die Einsatzplanung von immenser Bedeutung. Wie Brandt an Beispielen verdeutlichte, können durch die richtige Wahl der Angriffswege Personengefährdungen und Rauchschäden effektiv reduziert werden.