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Die Holzmodifikation läuft in den WTT-Thermoholzkammern vollautomatisch ab - diese hat 1,8?m Durchmesser und ist 12?m lang © WTT

Holz – heiß und haltbar

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 27.08.2012 - 17:05
Thermische Holzveredelung ist einer der großen Trends in der Branche. Da geht es um weit mehr, als nur darum, Schnittholz zu trocknen. Mit der richtigen Technik kann aus fäulnisanfälliger Esche eine Terrassendiele entstehen, die jedem Tropenholz Konkurrenz macht. Oder man „frittiert“ im Hot-Oil-Prozess Hölzer, die später sogar unter der Erde nicht vermodern. Die Anlagen dazu liefert WTT, Brande/DK. Das Unternehmen aus dem Herzen Dänemarks produziert auf dem Vakuumprinzip beruhende Trocknungs-, Imprägnier-, Thermo- und Spezialanlagen. „Die Trocknungsanlagen werden als klassische Heißdampf-Vakuumanlagen ausgeführt. Imprägnieranlagen lassen sich in Kesseldruck-, Doppelvakuum- und Teeröl-Imprägnieranlagen einteilen. Darüber hinaus werden Thermoholzanlagen und Heißölanlagen angeboten“, umreißt WTT-Geschäftsführer Erik Skovmand sein Sortiment.

Thermoholz – schonend und kostengünstig

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Die Holzmodifikation läuft in den WTT-Thermoholzkammern vollautomatisch ab - diese hat 1,8?m Durchmesser und ist 12?m lang © WTT

Thermoholz boomt. Eine Umfrage auf Timber-Online ergab unlängst, dass 82 % der User glauben, heimische Hölzer mit Thermobehandlung eignen sich als Tropenholzersatz. WTT bietet die Anlagen für diese Behandlungstechnik an.
Auf der Internationalen Holzmesse in Klagenfurt werden die jüngsten Weiterentwicklungen präsentiert. Durch eine verbesserte Wärmeübertragung, kombiniert mit einer gesteuerten Nachkühlung, erreichen moderne Anlagen die dreifache Kapazität älterer Modelle. Bretter bis zu 60 mm sollen innerhalb von 24 Stunden bearbeitet werden, heißt es. Die Gesamtkosten inklusive Energie-, Abschreibungs- und Zinskosten entsprechen denen einer Kesseldruckimprägnierung. Als Vorteil hat sich herausgestellt, dass das Holz nicht vollkommen austrocknet. Das soll die Ausschussquote senken. Es können sogar verschieden starke Hölzer in der gleichen Charge bearbeitet werden – „ohne Qualitätsverlust“-, wie Skovmand betont.

Schon 180° C reichen für Thermobehandlung

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Alles läuft von allein: vollautomatisches Imprägnierwerk mit Förderanlage und Fixierpuffer für bis zu 60.000?m3/J © WTT

Die für das Thermodruckverfahren nötige Temperatur liegt bei 160 bis 180° C. Dieser Wert ist geringer, als man früher dachte. Ermittelt wurde er an der Universität Freiburg. Für thermobehandelte Esche, Buche, Tanne und Eiche wurde dort die Dauerhaftigkeitsklasse 1 (über 25 Jahre haltbar) festgestellt.
Die schwieriger penetrierbare Kiefer und Fichte erreichten die Klasse 2 (15 bis 25 Jahre). Weitere Tests am staatlichen lettischen Institut für Holzchemie ergaben für Birke, Erle und Pappel ebenfalls die Dauerhaftigkeitsklasse 1, wenn sie mit 180° C behandelt werden, berichtet WTT.
Eine weitere Anwendung der dänischen Thermokammern ist die Farbgebung. „Fichte rustikal“ oder „Eiche im Ebenholzton“ sind nach nur acht bis zwölf Stunden in der „Schnittholzsauna“ fertig. Zum Einsatz kommen diese Produkte im Innenausbau und bei Parkettböden.
Die WTT-Thermoanlagen werden schlüsselfertig geliefert. Dazu zählen ein Wärmeerzeuger, die automatische Beschickung und eine Steuerungsautomatik. Die Anlagenkapazität reicht von 2500 bis 7500 m³/J. Neu vorgestellt wird heuer noch eine Großanlage für bis zu 30 m³ pro Tag. Diese besitzt einen Durchmesser von 2,8 m und ist 18 m lang. Gegenwärtig sind in Europa 15 WTT-Thermoholzanlagen mit einer kumulierten Kapazität von 45.000 m³/J im Einsatz.

Bitte einmal „Fichte frittiert“!

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6?m lange Hotoil-Anlage mit 1,8?m Durchmesser: Hier wird Holz mit heißem Öl getränkt © WTT

Wie bereits auf der letztjährigen Ligna erwartet WTT auch in Klagenfurt großes Interesse am sogenannten „Hot-Oil“-Prozess. Der dänische Maschinenbauer liefert Anlagen, die den Nachtrocknungs- und den Färbeprozess in einem Arbeitsgang vereinen. Plastisch ausgedrückt, wird das Holz in der Kammer frittiert. Neben farblosem Leinöl ist rotes, gelbes und braunes Öl erhältlich. Ähnlich wie beim Schnitzel, das als blasser Lappen ins Öl fällt und als goldgelber Leckerbissen wieder rauskommt (Anm. der Redaktion: In diesem Fall wäre Butterschmalz dem Leinöl vorzuziehen).
„Beim Hot-Oil-Prozess wird nicht nur ein optischer Effekt erzielt. Durch das Öl kann keine Feuchtigkeit mehr in das Holz eindringen, was die Dimensionsstabilität des Holzes um ein Vielfaches verbessert“, beschreibt Skovmand die Vorteile. Als mögliche Einsatzbereiche sieht der Däne beispielsweise die Fertighausbranche und bewitterte Holzaußenbauteile (Lärmschutzwände). „Durch die tief eindringende, farbige Imprägnierung wird zusätzlich zum Schutz des Holzes auch eine dauerhaft einwandfreie Optik erreicht“, betont Skovmand.
„Selbst bei starker Bewitterung ist ein Nachanstrich mit farbigem Leinöl erst nach acht bis zwölf Jahren nötig“, verspricht er.

Bis zu 140 m3 vakuumtrocknen

Ein traditioneller Geschäftsbereich von WTT ist die Vakuumtrocknung. Basis solcher Anlagen ist der Heißdampf-Vakuumtrockner. Die mit 15 cm Vollisolierung versehenen, zylindrischen Edelstahlgehäuse fassen ein Holznettovolumen von 5 m3 bis 140 m3. Die größten Anlagen haben 4,25 m Durchmesser und sind 30 m lang.
„Wir haben bereits über 300 dieser Vakuumtrockner weltweit ausgeliefert“, freut sich Skovmand über die Nachfrage. Die Anlagen werden schlüsselfertig inklusive Pumpen- und Bedienungsraum geliefert. Eine vollautomatische SPS-Steuerung gehört ebenfalls zum Standard. Optional kann die Beschickung über eine Schienenstrecke automatisiert ablaufen.
Das Vakuumtrocknungskonzept eignet sich für eine weitere Veredelungsart: Als Zusatzeinrichtung ermöglicht WTT die Ammoniakräucherung in einem der Trocknung nachgeschalteten Prozess. „Auf diese Weise wird Eichenholz üblicher Abmessungen in nur ein bis zwei Wochen bis zum Kern durchgefärbt werden“, verspricht Skovmand. „Bei herkömmlichen Systemen werden in einem doppelt so langen Zeitraum lediglich einige Millimeter durchgefärbt.“ Dieses Konzept kommt an: Die ersten drei Vakuumtrockner mit Räuchereinrichtungen installierte WTT bei Mehling & Wiesman, Lohr/DE, einem Spezialisten für Eichenschnittholz und -furnier.

Automatische Imprägnierwerke

Die Nachfrage nach Holzschutz wächst ständig. Dafür bietet WTT auch Imprägnieranlagen. Das Spek-trum reicht von jahrelang bewährten Anlagen bis zu Neuentwicklungen. „Wir haben schon mehrere Hundert Kesseldruck-Imprägnieranlagen gebaut und installiert“, beschreibt Skovmand. Moderne Anlagen würden meist als größere Einheiten ausgeführt und seien etwa mit selbsttätigen Misch- und Dosiereinrichtungen sowie einer vollautomatischen Steuerung mit Einbindung in die betriebliche Datenverarbeitung ausgestattet, heißt es.
WTT bietet Lösungen für jegliche Anforderungen, bis hin zu schlüsselfertig gelieferten, mannlosen Anlagen, die im Dreischichtbetrieb arbeiten. Beschickung und Entleerung sind dort ebenso automatisiert wie die anschließende Zwischenlagerung zur Fixierung der Holzschutzmittel (s. Grafik re.).
„Bei den Imprägnieranlagen geht der Trend aufgrund der Umweltschutzanforderungen und der Kostenminimierung zu immer größeren automatisch arbeitenden Anlagen“, berichtet Skovmand aus Dänemark.

Mit Paraffinierung in die Erde

Für besonders beanspruchte Hölzer bietet WTT noch Volltränkverfahren für die Paraffinierung und die Furfurylisierung an. So behandelte Ware eignet sich sogar für den Außeneinsatz mit Erdkontakt und im Seewasserbereich. Entsprechende WTT-Großanlagen sind etwa bei Dauerholz, Dabel/DE, und Kebony, Skien/NO, im Einsatz.
Von Bedeutung sind schlussendlich auch Teeröl-Imprägnieranlagen. Eigenem Bekunden nach hat WTT diese umweltfreundlicher und wirtschaftlicher gemacht. Da der Imprägnierkessel nun im Vorratsbehälter integriert ist, werden Wärmeverluste minimiert. Die Nachverbrennung der entstehenden Gase bringt gleichzeitig Wärmeenergie und schützt die Umwelt.
„Ein sehr großes Projekt dieser Technologie mit einem Investitionswert von rund 1,5 Mio. € realisierten wir zuletzt in Russland“, beschreibt Geschäftsführer Skovmand abschließend.