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Eucalyptus grandis: Nach 20 bis 25 Jahren erreicht die Holzart einen Brusthöhendurchmesser von bis zu 55 cm © DI (FH) Martina Nöstler

Herausforderung Eucalyptus

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 08.04.2013 - 10:59
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Eucalyptus grandis: Nach 20 bis 25 Jahren erreicht die Holzart einen Brusthöhendurchmesser von bis zu 55 cm © DI (FH) Martina Nöstler

Fährt man von der Hauptstadt Uruguays, Montevideo, in Richtung Norden, zeigt sich über viele Kilometer das gleiche Landschaftsbild: flache Wiesen beziehungsweise Pampas, wie die Grassteppe genannt wird. Erst im Norden erblickt man die ersten Wälder. Nur 5 % der Landesfläche (Uruguay ist mit 176.000 km² etwa so groß wie Österreich und Ungarn zusammen) sind bewaldet. Die Landschaft in Uruguay ist ursprünglich von extensiver Viehwirtschaft gekennzeichnet. Erst seit die uruguayische Regierung seit 1987 die Aufforstung im Land fördert, sind im Norden die ausgedehnten Forstplantagen mit schnell wachsenden Kiefern und Eucalyptus angelegt worden.

Eigene Wälder für Versorgung

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Herzliches Wiedersehen nach sechs Jahren: Urufor-Direktor Javier Otegui, Martin Vosskühler (EWD) und Urufor-Betriebsleiter Lorenzo Oholeguy (v. li.) © DI (FH) Martina Nöstler

„Unser Forstunternehmen Cofusa hat bis heute auf insgesamt 30.000 ha Eucalyptus grandis angepflanzt“, erzählt Javier Otegui, der Cofusa und das Holzwerk Urufor in Rivera/UY führt. Zu den Wiederaufforstungen nach der Holzernte werden jährlich 2000 ha neu bepflanzt. Eucalyptus grandis wird im Norden angebaut, da hier das Klima – besonders im Winter hinsichtlich des Frostes – milder ist. Mehrere Durchforstungen und Entastungen bringen die Bäume während ihres Wachstums hinter sich. Nach 20 bis 25 Jahren ist es Zeit für einen Kahlschlag: Die Bäume haben dann einen Brusthöhendurchmesser von 50 bis 55 cm erreicht. Den durchschnittlichen Transportweg des Rundholzes beziffert Urufor-Betriebsleiter Lorenzo Oholeguy mit 45 km. „Kein Stamm wird weiter als 100 km zum Sägewerk transportiert“, versichert er.
Im Gegensatz dazu legt das Schnittholz weitere Distanzen zurück: Die erste Qualität geht in Richtung Norden (USA) sowie nach Europa, die schlechteren Qualitäten werden als Verpackungsholz nach Asien verschifft. Urufor vermarktet Eucalyptus grandis unter dem Handelsnamen Red Grandis mit FSC-Zertifizierung als Ersatz für Tropenholz. Urufor baute zuerst eine kleine Sägewerksanlage mit gebrauchten Maschinen auf, um Erfahrung in der Verarbeitung dieser schwierigen Holzart zu gewinnen.

Leistungsfähige Technik

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Blick zurück: Der Mitarbeiter an der EWD-Linie sitzt mit dem Blick zur Rundholzaufgabe und überwacht den Einschnitt auf den Bildschirmen © DI (FH) Martina Nöstler

Da sich das sägefähige Holzaufkommen schnell steigerte und die mittleren Rundholzdurchmesser weiter steigen, wurde 2008 in eine leistungsfähigere Sägetechnik investiert. Trotz der Entfernung von rund 9000 km fiel die Wahl auf deutsche Technik: EWD, Altötting/DE, lieferte die komplette Bandsägenlinie (drei Twin-Anlagen) sowie zwei Besäumer zu Urufor. „Wir haben uns mehrere Anlagen angesehen und waren von den EWD-Lösungen überzeugt“, erinnert sich Otegui. „EWD hat gehalten, was uns versprochen wurde. Wir sind sehr zufrieden.“
Eucalyptus grandis entwickelt nach dem Fällen sehr starke Spannungen, sodass die Bretter und Model sich sehr stark werfen und stirnseitig reißen können. „EWD hat eine speziell auf diese Holzart abgestimmte Spaner-Twinbandsägenanlage mit moderner Scanner- und Steuertechnik projektiert“, führt Martin Vosskühler, zuständig für den EWD-Vertrieb in Südamerika, aus. Außerdem wurde auf einen schonenden Holztransport geachtet. Die Betreuung der EWD-Anlagen in Südamerika und der After-Sales-Service werden von einem geschulten EWD-Mitarbeiter, Juan Carlos Schwerter, sichergestellt. Er steht auch für kurzfristige Fragen jederzeit zur Verfügung. Um die Mitarbeiter mit der damals neuen Technik vertraut zu machen, wurden diese zur Einschulung nach Deutschland geschickt.

Einschnitt ab 26 cm Durchmesser

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Die erste EWD-Maschinengruppe: Die Schwarten werden gespant, dann geht es ab durch die erste Twinbandsäge © DI (FH) Martina Nöstler

Urufor startete mit dem neuen Sägewerk im November 2009. Gebaut wurde auf die grüne Wiese am vorhandenen Gelände. Die alten Maschinen wurden nach erfolgreicher Inbetriebnahme seitens EWD demontiert. Die Halle nutzt Urufor nun zur Lagerung der trockenen Ware. „Zum Einschnitt kommen Eucalyptusstämme ab 26 cm Durchmesser“, weiß Vosskühler zu berichten. Geringere Dimensionen liefert man direkt an die Zellstoffindustrie. Die Entrindung erfolgt bereits im Wald, sodass unmittelbar vor der Einschnittlinie nur eine Rundholzaufgabe mit Wurzelreduzierer installiert wurde. Hier griff Otegui ebenfalls auf eine deutsche Lösung zurück – Holtec, Hellenthal/DE, lieferte die Anlage.
Die Eucalyptusstämme gelangen meist direkt vom Lkw aus auf die Rundholzaufgabe. Von dort geht es ohne weitere Zwischenlagerung in die EWD-Einschnittlinie. Diese Aufgabe sowie die Bedienung der Spaner-Twinbandsägenanlage übernimmt ein Mitarbeiter: Er sitzt mit Blick auf die Holtec-Anlage, die EWD-Maschinen im Rücken. Zur Überwachung dienen ihm Kameras. Die Stämme passieren unter dem Bedienstand zuerst einen Microtec-Scanner zur Vermessung und Ermittlung des bestmöglichen Einschnitts.

Drei Twinbandsägen bewältigen 300.000 fm

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Die Kanthölzer gehen durch eine separate Twinbandsäge - die daraus produzierten Bretter sind für die Verpackungsindustrie gedacht © DI (FH) Martina Nöstler

In der ersten Maschinengruppe erzeugen Spaner am Rundholz links und rechts plane Flächen. Die Twinbandsäge sägt beidseitig jeweils ein Brett ab. Die Mechanisierung separiert diese und bringt sie zur EWD-Besäumeranlage. Nach einer 90°-Wendung des Models geht es durch die zweite Maschinengruppe, ebenfalls ausgerüstet mit einem Spaner und einer Twinbandsäge. Die daraus entstehenden Kanthölzer fahren so lange im Rundlauf durch die beiden Twinbandsägen, bis das „Herzstück“ des Stammes erreicht ist. Im Unterschied zum Einschnitt in Europa ist nämlich die eigentliche Seitenware die Hauptware: Aufgrund der mehrmals durchgeführten Entastungen im Wald befindet sich im Außenbereich des Holzes die astfreie Ware und im Inneren sind die schlechteren Qualitäten (knotty core).
Das übrig gebliebene Kantholz wird also hinter der Twinbandsägenlinie nach rechts abgezogen und zur dritten EWD-Twinbandsäge geschleust. Vor deren Einzug kontrolliert eine Messstation die Lage des Holzes und wendet es bei Bedarf um 90°. Von diesem Kantholz werden in der Nachschnitt-Twinbandsäge in mehreren Umläufen wieder jeweils zwei weitere Bretter abgetrennt, bis der knotty core übrig bleibt. Dieser wird dann mit Vielblatt-Kreissägen zu Palettenbrettern aufgetrennt und mit vier Stapellinien gestapelt.

Ziehender Schnitt

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Eine Optimes-Besäumlinie mit Vermessung im Längsdurchlauf bearbeitet die im Vorschnitt erzeugten Bretter - bei Urufor die Hauptware © DI (FH) Martina Nöstler

Die „Seitenware“ wird dem Optimes-Besäumer, mittels S-Förderer vereinzelt, zugeführt. Der Anlagenführer überwacht den Ablauf von einer Kabine aus und hat einen guten Blick auf den Beurteilungs- und Manipulationstisch. Der Besäumer läuft im Wesentlichen automatisch, der Bediener kann aber bei Bedarf in den Vorgang eingreifen (Wenden, Kappen, Ausschuss). „Im Querdurchlauf vor dem Einzugstisch erfassen optische Sensoren die Brettkontur sowie die Stärke. Die Vermessung im Längsdurchlauf von oben und unten vermeidet das Wenden der Bretter und somit Beschädigungen am Holz“, erklärt Vosskühler. Die Optimierung ermittelt die bestmöglichen Einschnittdimensionen. Um die beste Ausbeute der hochwertigen Seitenbretter zu erhalten, können die Sägen beim Besäumen quer zur Förderrichtung ziehen. Der Optimes-Besäumer trennt die Waldkante ab und führt – wenn nötig – einen Trennschnitt durch. Ein Abscheider hinter der Säge separiert die Spreißel von der Gutware. Letztere gelangt in das Sortierwerk.
Mit dieser Anlagenkonstellation schneidet Urufor 300.000 fm/J im Zweischichtbetrieb. Ein Teil des Schnittholzes wird am Standort Rivera zu Hobelware und keilgezinkten Fensterkanteln weiterveredelt.
Deutschland mischt aber nicht nur bei der Ausrüstung im Sägewerk (die Trockenkammern sind von Mahild, Nürtingen/DE, den Bandtrockner lieferte Stela Laxhuber, Massing/DE), sondern ebenso bei der Weiterverarbeitung mit. Die Hobelanlage Hydromat 2000 sowie die Hochleistungskappsäge Dimter-OptiCut 450 Quantum II stammen von der Weinig-Gruppe, Tauberbischofsheim. Bei Urufor ist man also sichtlich von der deutschen Genauigkeit und den technischen Lösungen überzeugt.

Urufor

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Herausforderung Eucalyptus: Das Holz reißt sehr leicht an den Stirnseiten - eine schonenden Holzhandhabung war von EWD gefordert © DI (FH) Martina Nöstler

Gründung: Forst 1988, Sägewerk 1992
Direktor: Javier Otegui
Standort: Hauptbüro in Montevideo/UY, Sägewerk in Rivera/UY
Mitarbeiter: 700 in der Gruppe, davon 300 im Sägewerk und in der Weiterverarbeitung
Einschnitt: 300.000 fm/J im Zweischichtbetrieb
Holzart: Eucalyptus grandis
Weiterverarbeitung: 12.000 m³/J zu Hobelware und Fensterkanteln (keilgezinkt und dreischichtig verleimt)
Absatz: Chile, Nordamerika, Asien, Europa (30 Länder weltweit)
Export: 80 %