Cypress Sunadaya

Beim Profilieren geht die Sonne auf

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 11.04.2018 - 09:13

In Japan gibt es ein paar größere Sägewerke, aber in einem Punkt unterscheidet sich das komplett neu gebaute Werk von Cypress Sunadaya von allen anderen: Es arbeitet ohne eine einzige Bandsäge. Man setzt auf die in Europa bekannte Technologie der Spaner-Kreissägen- und Profiliertechnik und erreicht damit beim Einschnitt eine Höchstleistung pro Mitarbeiter. Auch in der Weiterverarbeitung spielt man ganz vorne mit – dazu später mehr.

Die Anfänge des Unternehmens reichen bis 1688 zurück. Salzfelder bestimmten das Landschaftsbild. Man beschäftigte sich mit der Herstellung von Stielen für die Salzhacken, welche aus Kirschbaumholz bestanden. 1892 kaufte Firmengründer Yoji Sunada eine durch Dampfkraft angetriebene Sägemaschine.

Sunadaya verarbeitete vorwiegend Nootka-Scheinzypresse, oft auch Yellow Cedar genannt. Dieses Holz ist sehr widerstandsfähig. Daraus entwickelte man als erstes Unternehmen Japans BSH-Produkte, die meist im traditionellen Holzbau Anwendung fanden. Eine Enteignung eines Teil der bisher im Stadtgebiet liegenden Produktionsstätte führte zum Neubau und zur Ausweitung des Unternehmens. Auf 7 ha Gelände (Platz ist in Japan knapp und somit sehr teuer) investierte man 7,2 Mrd. ¥ (55 Mio. €) in moderne Fertigungsanlagen: Sägewerk, Keilzinkenanlage, BSH- sowie BSP-Fertigung. Die Hauptlieferanten der Maschinen sind Essetre, Ledinek und Linck. Die vielen Reisen ins Ausland und die so gesammelte Erfahrung haben den Geschäftsführer veranlasst, in moderne Technologie aus Europa zu investieren und damit neue Wege zu beschreiten.

Anregungen in Europa geholt

„Hilfreich war hierbei der mehrmalige Besuch des Sägewerks Hosenfeld, das sich zu dieser Zeit im Bau befunden hat“, erklärt Frank Horstmann, zuständiger Planungsingenieur von Linck. „Beide Firmen waren Zimmereibetriebe und werden beide in der vierten Generation geführt, was zu einer großen gegenseitigen Sympathie und einer Einladung nach Japan geführt hat. Das Sägewerk – als Basis für die weiteren Prozesse in der neuen Produktion – ist mit Doppelwellenkreissägen ausgerüstet – im traditionsbewussten Japan eine Revolution“, weiß Horstmann. „Nach fast zehn Jahren Vertriebsarbeit hat sich nun Erfolg eingestellt“. Von Anfang an arbeitet Linck mit der Hiroishi Corporation aus Hiroshima zusammen, die auch einen Teil der Montage und Service übernahm. „Wir konnten unser volles Leistungsspektrum installieren. Von der Rundholzaufgabe über die Reduzierkreissäge im Vorschnitt mit Hochleistungsbesäumer, Rundlauf, Profilierung im Nachschnitt bis hin zur automatischen Absortierung auf drei Sortieranlagen ist alles vorhanden“, zählt Horstmann auf. Die Einschnittskapazität beträgt rund 200.000 fm/J von 2,1 bis 4,3 m Länge und 12 bis 50 cm Durchmesser.

Sunadaya Cypress verarbeitet heute vorwiegend Japanische Zeder, auch Hinoki Cypress genannt, aus der Umgebung. Da dieses Holz eine sehr langfaserige, bastähnliche Rinde hat, sind zwei unabhängig arbeitende Spezialentrinder japanischer Herkunft installiert, die mit rotierenden Werkzeugen arbeiten. Diese entrinden rund 14 Abschnitte pro Minute, da der Vorschub prozessbedingt sehr langsam ist. Das ist der Flaschenhals der Anlage. Aufgabetisch, Vereinzelungsförderer und Stufenschieber führen der Anlage 3 bis 4 m lange Abschnitte zu. Highlifter, wie man sie hier kennt, sind in Japan selten zu finden. Deshalb überbrückt ein zusätzlicher Vereinzelungsförderer die Differenz der für Japan üblichen Höhe der Anlage, nämlich 4,5 m. Eine neue Herausforderung gab es auch für die Bauabteilung von Linck: „Die Sägeetage musste vom Gebäude völlig losgelöst sein, da es besondere Vorschriften bezüglich der Erdbebensicherheit gibt“, berichtet Carsten Teuscher, Leiter der Bauabteilung bei Linck.

Nur grob vorsortiert zum Einschnitt

Der 3D-Scanner von Microtec liefert das Bild der Stammkontur und bildet die Basis für die Linck-Volloptimierung und den unsortierten Einschnitt im vorwiegenden Modus „Scan and Set“. Die Abschnitte sind grob vorsortiert, jedoch lassen die Sortierspannen unterschiedliche Haupt- und Seitenwarendimensionen zu. Die Vorzentrierung im Messblockzug holt die meist recht krummen Stämme vom Messblockzug ab und führt sie der Eindrehvorrichtung zu. Der erste VM45-Spaner erzeugt am meist aufrecht stehenden Model zwei planparallele Flächen. Das direkt folgende Sägeaggregat CSMK 325 A3/B3 trennt variabel bis zu vier unbesäumte Seitenbretter ab, die zum Optidrive-Besäumer von EWD gelangen.

Nach dem Brettseparierer dreht die Kantholzwendevorrichtung DV70 den Stamm um 90°. Hölzer bis 32 cm werden direkt zur Nachschnittgruppe gefördert. Der Einzug des VM35-Spaners kann die zweiseitig bearbeiteten Model diagonal ausrichten oder seitlich verschieben. Ein Profilieraggregat VPF340 erzeugt ein paar Seitenbretter am Model, bevor wiederum eine sechsachsige Doppelwellenkreissäge CSMK 225 das flexible Auftrennen zu Brettern oder Kanthölzern übernimmt. Hier wird die Seitenware ebenso separiert und die Brettware automatisch der Direktstapelung oder einer speziellen Kantholzsortierung zugeführt. Speziell deswegen, weil die Kanthölzer sehr wertvoll sind oder äußerst schonend behandelt werden müssen.

Hohe Flexibilität sorgt für Erstauen

Die größeren Durchmesser (über 32 cm) gelangen über einen Rundlauf erneut zur ersten Spanergruppe. Das ist notwendig, weil es zum einen wiederum mehrere breitere Seitenbretter gibt und zum anderen die Hauptware in zwei Blöcke aufgetrennt werden muss. Eine Aushebevorrichtung separiert diese und über einen weiteren kleineren Rundlauf kommen sie zur Nachschnittgruppe. Der Spaner bleibt dabei arbeitslos, nur die CSMK 225 ist zum Einsatz und trennt die Blöcke wiederum in Bretter oder Kanthölzer auf. Diese beiden Abläufe können je nach Rundholz gleichzeitig vorkommen, was bei den vielen Besuchern immer wieder für Erstaunen sorgt. Eine solche Flexibilität ist man nicht gewohnt. „Aber diese Anlage hat damit nicht nur unsere Produktivität, sondern auch unsere Ausbeute erhöht“, bestätigt Sunada.

Nachdem Sägewerk, Verbrennungsanlage und Keilzinkenanlage bereits seit Juni 2017 in Betrieb sind, wurde zu Jahresbeginn das CLT-Werk fertiggestellt. Es ist erst die dritte Anlage in Japan und zugleich die modernste. Dem folgte am 16. März die Eröffnung des gesamten Werkes durch die Familie Sunada, die mit Sohn Yutaro bereits die 5. Generation in die Geschäfte einführt. Den japanischen Traditionen folgend, wurden bei den Feierlichkeiten in landestypischer Kleidung Sakefässer zerschlagen und mit der Sake dann auf eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens angestoßen.