Bei Erhart Holz aus Sonntag im Großen Walsertal hat man sich zum Ziel gesetzt, aus dem regionalen Rohstoff das Bestmögliche herauszuholen. Das Sägewerk ist auf den Einschnitt von Starkholz, überwiegend in Fichte und Weißtanne, spezialisiert. Dieses filetiert man mit einer Blockbandsäge Stück für Stück zu Rohware für Fensterkanteln, Leisten, Dimensionen für den Holzbau oder Tischlerware. „In Zeiten, wo man nicht weiß, wie es mit der Fichte weitergeht, und es auch schon bei der Weißtanne die Käferproblematik gibt, ist es wichtig, die Ausbeute noch mehr zu erhöhen und noch ressourcenschonender zu arbeiten“, erklärt der geschäftsführende Eigentümer, Ignaz Erhart. Er ist im Familienbetrieb für die Technik sowie den Verkauf zuständig und leitet gemeinsam mit seinem Bruder Joachim die Geschicke des Unternehmens.
Ignaz Erhart ist ständig auf der Suche nach Verbesserungen und Optimierung. Das jüngste Projekt, das man umsetzte, betrifft die Vermessung des Holzes beziehungsweise die korrekte Einrichtung der Stämme am Spannwagen. Bis dato erfolgten die Einteilung und das Ausrichten manuell vom Bandsägenführer. „Damit ist man natürlich sehr von den Geschicken des Mitarbeiters abhängig, denn dieser schätzt ab, was man aus dem jeweiligen Stamm schneiden kann. Wir Säger haben eine ausgeprägte Gier, wenn es um die Ausbeute geht“, meint Erhart und schmunzelt. Auch aufgrund des Fachkräftemangels wollte er hier ein stabiles System einführen. In der Sägezubringung ist bereits seit 2014 eine 3D-Rundholzvermessung des Typs Logeye 301D von Microtec, Brixen/IT, im Einsatz. „Wir haben bezüglich der neuen Vermessung mehrere Lieferanten geprüft. Microtec hat ein technisch sehr aufwendiges System, das aber auch sehr genau ist. Das war wichtig für uns, denn wenn es nicht präzise ist, kann es auch der Bediener machen“, sagt Erhart.
Vermessung am Bandsägewagen
Die unmittelbar vor dem Einschnitt entrindeten Stämme fahren bei Erhart im Längsdurchlauf durch den Logeye 301D. Dieser vermisst den Stammkörper. Die richtige Ausrichtung und Einteilung am Spannwagen oblagen bisher dem Bediener. Nun installierte Microtec den Logeye 901D Stereo. Es handelt sich um ein neu entwickeltes, stereoskopiebasiertes System zur Vermessung von Stämmen am Bandsägewagen. Hochauflösende Digitalkameras und leistungsstarke LED-Beleuchtungen nehmen Bilder aus verschiedenen Positionen auf, ohne dass der Stamm längs verfahren werden muss. Die Bildverarbeitungssoftware bestimmt die 3D-Koordinaten und erzeugt ein räumliches Abbild des sichtbaren Stammmantels. Dabei vermisst der Logeye 901D Stereo die Stammlage (Rotation, Längsausrichtung) direkt am Bandsägewagen. „Der Vorteil für uns ist, dass sich der Stamm während des Messvorgangs unkontrolliert bewegen darf“, sagt Erhart. Die Messwerte des Logeye 901D Stereo werden mit den 3D-Daten der Eingangsvermessung abgeglichen, um den ganzen Stammkörper ermitteln zu können. Danach verwendet das System die Daten der Eingangsvermessung für die Einschnittoptimierung.
Platzsparende Vermessung
Eine Eingangsvermessung ist aber nicht zwingend erforderlich: Laut Microtec ist der große Vorteil der neuen Stereoskopiemessung, den Stamm auch am Spannwagen 360° zu vermessen, indem man den Stamm einmal um die eigene Achse drehe und so die Daten für die Optimierung habe. Diese Möglichkeit der Vermessung ist extrem platzsparend. Bei Erhart kommt diese Funktion ebenso zum Tragen: Überstarke Hölzer durchlaufen nicht den Logeye 301D, sondern gelangen über eine Fremdaufgabe zur Bandsäge. Nach der Vermessung bestimmt der Bediener die Qualitätsgruppe einer Stammseite. Microtec-Optiline errechnet für den Einschnitt vorrangig das wertvollste Produkt, wofür genau definierte Prioritäten und Qualitäten hinterlegt sind.
An kleinen Schrauben drehen
Seit April ist die neue Vermessung samt Optimierung bei Erhart im Einsatz. „Wir konnten den Seitenwarenanteil seitdem reduzieren. Zudem hat sich der Ausstoß von Produkten, bei denen Geradfasrigkeit ein hohes Kriterium ist, verbessert. Wir konnten eine Leistungssteigerung erzielen, speziell, wenn weniger routinierte Mitarbeiter die Anlage bedienen. Für den Bediener ist es ein deutlich entspannteres Arbeiten“, sagt Produktionsleiter Hubert Müller erfreut, der mit der Zusammenarbeit mit Microtec sehr zufrieden ist: „Wir waren positiv erstaunt über das Microtec-Team, das unsere Wünsche und Ideen hinsichtlich der Optimierung gut verstanden und umgesetzt hat. Wir haben auch schon vorher kein Holz vergeudet, aber jedes Prozent mehr in der Ausbeute wirkt sich gewaltig aus – besonders, wenn das Rundholz wieder teurer wird“, meint Ignaz Erhart abschließend.
Erhart Holz
Standort: Sonntag
Gegründet: 1954
Geschäftsführer: Ignaz und Joachim Erhart
Mitarbeiter: 35
Einschnitt: 60.000 fm/J (Plan 2019)
Holzarten: Fichte, Weißtanne; etwas Kiefer, Lärche und Laubholz
Produkte: Tischlerware, Leistenware, Fensterkanteln, Lamellen, Keilzinkrohware in Rift und Flader, Verpackungsware
Absatz: Österreich, Schweiz, Deutschland, Italien