Das Jahr 2019 war für die deutsche Nadelholzindustrie ein gutes Jahr. An die Ergebnisse von 2018 dürften die meisten Unternehmen dabei nicht herangekommen sein. Die Sägewerke steigerten die Produktion nochmals leicht, der Umsatz ist allerdings etwas zurückgegangen. An Rohstoffverfügbarkeit und -preisen hat es dabei sicher nicht gelegen, dass das 2. Halbjahr 2019 schwächer ausgefallen ist als das erste. Der Restholzmarkt, die Holzqualitäten und die resultierenden Schnittholzpreise haben das Ihre dazu beigetragen.
In das Jahr 2020 sind die deutschen Sägewerke gut gestartet. Die saisonal üblichen Absatzdellen bei Bauprodukten sind moderat ausgefallen. Angesichts der robusten Baukonjunktur in Mitteleuropa sind auch die mittelfristigen Aussichten bei diesen Produkten gut. Die große Zahl an geplanten und kolportierten Investitionen ist dafür ein Beleg.
Dass sich die mitteleuropäische Gesamtwirtschaft zu Jahresbeginn 2020 besser entwickelt hat, als von vielen Ende 2019 befürchtet, hilft bisher dem zweiten wichtigen Absatzmarkt, den Herstellern von Paletten und Holzpackmitteln. Zwar sind die Preise unter Druck, aber auf Sicht scheint der Absatz dennoch gesichert.
Deutlich größere Sorgen haben die Säger beim Thema Restholz – sowohl die Holzwerkstoff- als auch die Papier- und Zellstoffindustrie haben erhebliche Probleme, wie die sinkenden Produktionsindizes deutlich zeigen. Dazu kommen die Unmengen von Industrieholz aus den Schadensgebieten, sodass der Absatz von Restholz auf absehbare Zeit ein Sorgenkind der Säger bleiben wird. Wir dürften in Zukunft weitere Investitionen in Pelletswerke sehen und auf neue Ansätze zur holzbasierten Bioökonomie warten.
Das Sturmtief Sabine hat geringere Schäden angerichtet, als der mediale Rummel erwarten ließ (wobei die tatsächlichen Schäden die diesbezüglichen Meldungen des Forstes wieder übersteigen werden). In Deutschland lag der Schwerpunkt dieses Mal weiter im Süden, wo sich bisher die Trocken- und Käferschäden in Grenzen hielten. Nachdem die gebeutelten Waldbesitzer in der Mitte Deutschlands durch das Coronavirus schon das Überdruckventil China verloren haben, werden wohl auch die Ferntransporte nach Bayern und Baden-Württemberg zurückgehen.
Bei den Exportmärkten für Schnittholz gab es 2019 erhebliche Verschiebungen. Der Absatz in Richtung Nordamerika, wo sich der Wohnungsbau seit Mitte 2019 sehr positiv entwickelt, dürfte weiter zunehmen. Allerdings sind nun bei Menge und Preis wieder Größenordnungen erreicht, welche Protektionisten auf den Plan rufen könnten. Hoffen wir, dass alle mitteleuropäischen Produzenten die entsprechenden Vorschriften penibelst einhalten.
Getrieben von der Qualität des Rundholzes aus den Schadensgebieten, ist 2019 der Schnittholzabsatz in Richtung Asien weitergewachsen – neben China auch nach Indien, Taiwan und Südkorea. Diese Bedeutung dieser Märkte für die deutschen Säger ist angesichts der Rundholzqualitäten sehr hoch, aber gerade diese Länder sind durch das neuartige Coronavirus stark gefährdet.
Die potenziellen Auswirkungen des Coronavirus sollten nicht unterschätzt werden – die Epidemie in China hat den Export von Rundholz aus den deutschen Schadensgebieten bereits zum Erliegen gebracht. Container werden knapp, die Frachtpreise in Richtung Asien sind bereits drastisch gestiegen, andere Destinationen dürften folgen.
Mittelfristige Folgen sind ein sinkendes Wachstum in China mit entsprechenden Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und für unsere Branche ein verschärfter Wettbewerb um die Schnittholzmärkte. Auch die Nordeuropäer und die -amerikaner verlieren in China vorübergehend Absatzmengen und werden sich anderen Märkten zuwenden. Am stärksten betroffen ist sicher Russland, mit Sibirien als wichtigstem Schnittholzlieferanten Chinas. Die logistischen Herausforderungen, um andere Märkte zu erreichen, sind hier riesig. Klar ist: Die weltweiten Warenströme werden sich in den nächsten Wochen verändern.
Die tatsächlichen Auswirkungen hängen dabei natürlich von Verlauf und Dauer der Epidemie ab, keineswegs nur mehr in China. Sollte sich das Virus weiter weltweit verbreiten, sind alle Prognosen Makulatur. Auf eine schwächere Gesamtkonjunktur im Gesamtjahr 2020 müssen wir uns wohl einstellen.