Heinzl Holz

Ganz gezielt schneiden

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.08.2020 - 14:34

Die Seitenware wird in Unterfladnitz „längs und quer“ optimiert. Dazu kommt die Schnittware direkt von der Bandsäge zum EWD-Besäumer Optimes BKO. Mit jedem Brett liefert die mit WDT, Alpiscan und Paul vernetzte SPS von GIS Industrieautomation auch noch das vorgeschlagene Schnittbild der Artiglio-Vermessung mit. Nun wird das Brett nochmals von der Optimes-Vermessung erfasst, ehe es im Einlauf noch durch einen Qualitätsscanner von Alpiscan geht.

Qualität erkennen, Optimierung berechnen

Die Fehlerdetektion der Alpiscan-Lösung beruht auf einer Kombination von verschiedenen neuartigen Sensoren. So kann man Risse und Bläue, aber auch Äste erkennen. „Äste werden bei uns auch ohne Röntgeneinsatz immer korrekt erkannt, unabhängig von der Farbe der Schnittware. Wir schaffen eine klare Trennung zwischen Bläue und Bräune, sodass kein Fehler Einfluss auf den anderen hat“, betont Ranjbar. Aus diesen Qualitätsmerkmalen lässt sich in Kombination mit Kontur- und Dimensionsmessung eine Wunschausformung errechnen. „Der Optimierungsaufwand ist enorm. Sämtliche Kombinationen von idealer Länge und Breite erfordern Milliarden an Berechnungen. Dafür haben wir bei 120 m/min nur 100 ms Zeit, bevor die Optimierungssägen die Ware dreistielig in bis zu fünf Teile aufteilen“, erklärt Alpiscan-Geschäftsführer Michael Ranjbar. „Im ersten Schritt können Stiele erzeugt werden, die längs gekappt werden.“ Bei sehr breiter Ware könnte man sogar fünfstielig einschneiden.

In Millisekunden erfolgen Milliarden an Berechnungen, um die Ware längs und quer zu optimieren


Michael Ranjbar, Geschäftsführer Alpiscan

Brett immer von Daten begleitet

Es könnte aber auch ein Optimierungsergebnis sein, dass zuerst ein Kappschnitt gesetzt werden muss. Dann fährt das Brett unbesäumt durch den Optimes. Es wird in der Gegenrichtung durch eine Paul-Kappsäge gefahren und bearbeitet, um schließlich am Optimes filetiert zu werden. „Alle Daten – wie die Längenkapp-Informationen oder dann die finalen Besäumdaten – schickt jeweils unsere Steuerung mit dem Brett mit“, erläutert Verkaufsleiter Herbert Brandstätter, GIS Industrieautomation.

Heinzl Holz erzeugt sehr viele Produkte. Mit dem neuen Werk geht es laut Ranjbar insbesondere darum, die „ganz, ganz guten Stücke rauszufischen“. Die Kunden von Heinzl Holz haben den Riesenvorteil, bessere und vor allem zielgerichtetere Ware zu erhalten, als es ohne Hightech möglich wäre.

Ausbeute optimiert

Die 3D-Messung im Besäumer erlaubt in 1 mm-Schritten eine Kontrolle der Brettlage. Dies soll die Bearbeitungsqualität zusätzlich erhöhen. „Man kann sich die enorme Ausbeute bei Längen- und Breitenoptimierung vorstellen“, verweist Ranjbar.

Die Hauptware kommt samt dem vorgeschlagenen Schnittbild zur Nachschnittsäge. Vor dieser ist erneut eine Messung samt Optimierung installiert. Aus dem Vorschlag und dem neuen Optimierungsergebnis bekommen der Spaner und die Nachschnittsäge BNK ihre Steuerimpulse. Hierbei erfolgt, wie überall, eine Schnittstelle von Alpiscan zur Siemens S7-SPS-Steuerung.

Die Seitenware des Nachschnitts gelangt wieder vor den Optimes, die Fertigware kommt entweder zur Bauholz-Ausschleusung oder ins Sortierwerk. „Bei allen Schritten gibt es eine Brettdatenverfolgung und eine Rückmeldung an den Alpiscan-Sortierrechner“, erklärt Brandstätter. „Bis zu 15 Teile bewegen sich je Maschinengruppe simultan durch das Sägewerk.“

Kettenförderer entzerrt Bretter

Wie präzise alles abläuft, zeigt sich an Details. Kommen vom Besäumer etwa unterschiedlich breite Teile, steuert die von WDT gelieferte SPS­-Steuerung der Sortier­- und Paketieranlage die Transportkette so, dass die Bretter in Querrichtung entzerrt werden. So lassen sich diese in unterschiedliche Fächer einsortieren.

Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt einen Schichtbetrieb mit nur vier Mitarbeitern. Neben dem Bandsägefahrer benötigt man einen Bediener an der Besäumsäge, einen an der Abstapelung und einen „Springer“.