Entgegen den Erwartungen boten am 10. Dezember lediglich zwei Unternehmen für Klausner Lumber Two in Enfield/US. Mayr-Melnhof Holz ging als Stalking Horse Bidder mit einem Mindestgebot von 30 Mio. US-$ in die Auktion. Trotz der geringen Beteiligung lag das Schlussgebot mit 83,4 Mio. US-$ von Binderholz schlussendlich deutlich höher als erwartet. Das finale Angebot von Mayr-Melnhof Holz lag bei 82,9 Mio. US-$. Dieser Betrag sei "in bar" zu bezahlen (Gerichtsunterlagen: $ 83,400,000 in cash). Binderholz bezahlte demnach für beide Werke 144,4 Mio. US-$ (119,2 Mio. €).
Da die Sägewerksanlagen von Klausner Lumber Two nie über einen erweiterten Probebetrieb hinauskamen und auch baulich aufgrund der finanziell eingeschränkten Möglichkeiten der Klausner Holzindustrie Abstriche gemacht wurden, war eigentlich zu erwarten, dass der Erwerb dieses Standortes günstig werden würde.
Installiert ist in Enfield (North Carolina) die Linck-Spaner-Profilier-Linie des ehemaligen Stallinger/Mayr-Melnhof Swiss Timber-Standortes in Domat-Ems/CH (Baujahr 2007). Geht man von einem Einschnittziel von rund 1 Mio. fm/J aus, dann sind laut Expertenmeinung noch Adaptierungen am Standort in Höhe von rund 40 Mio. € nötig.
Vorteilhaft ist die Nähe zum Rohstoff. Es gibt im üblichen Einkaufsradius eines europäischen Sägewerkes (rund 150 km) ausreichend Southern Yellow Pine für rund 50 €/fm. Die Ausbildung und Arbeitsmoral in North Carolina könnten ebenfalls günstiger sein als in Florida.
Die Auktionsbeteiligung und das Stimmverhalten passen gut zu den Begleitumständen der Auktion:
- Mit Binderholz gewann das Unternehmen, das im August bereits einen Fuß in die USA gesetzt hat. Es wird nun wohl versucht werden, mit demselben Expertenteam aus Mitteleuropa beide Werke parallel hochzufahren.
- Mayr-Melnhof Holz, der zweite Mitbieter, wollte aus strategischen Gründen unbedingt in den USA vertreten sein. Mit Legung des 30 Mio. US-$-Mindestgebots unterstrich man die Ernsthaftigkeit der Ambitionen.
- Eine weitere österreichische Holzindustrie zog nach der Werksbesichtigung das Angebot kurz vor der Auktion zurück.
- Mercer Timber, Mitbieter bei der Klausner Lumber One-Auktion, interessierte sich nur für den Standort Florida.
- Niemand erwartete, dass sich die großen nordamerikanischen Holzindustrien beteiligten. Diese übernehmen lieber bestehende Werke mit US-Technik oder bauen selber entsprechend der US-Einschnittphilosophie.
Die Entfernung zwischen den beiden Standorten ist nicht zu unterschätzen: 960 km sind es auf der schnellsten Route. Das entspricht der Autofahrt von Fügen (Stammsitz der Binderholz-Gruppe) nach Neapel.