Fachgruppentagung Niederösterreich

EUDR, Ausbildung und Hoffnung

Ein Artikel von Martina Nöstler | 17.10.2023 - 09:09
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Fachgruppentagung der Holzindustrie Niederösterreich: In diesem Jahr waren rund 30 Teilnehmer zu Gast bei Doka Österreich in Amstetten © Martina Nöstler

Seit Juni 2023 ist die EUDR, die europäische Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten, in Kraft. Nicht-KMU müssen die Verpflichtungen mit 30. Dezember 2024 erfüllen, KMU mit 30. Juni 2025, sind aber indirekt schon früher betroffen. Die EUDR legt umfangreiche Sorgfaltspflichten für den Handel mit Produktgruppen, wie Holz, Rindfleisch oder Kaffee, fest. Mit der Verordnung soll sichergestellt werden, dass Produkte, die aus bestimmten Rohstoffen hergestellt und in der EU in Verkehr gebracht oder aus der EU exportiert werden, bei ihrer Herstellung keine Entwaldung oder Waldschädigung verursacht haben. Entwaldungsfrei ist definiert als:

  • relevante Rohstoffe und Produkte, einschließlich derjenigen, die für relevante Produkte verwendet werden oder in diesen enthalten sind, die auf Flächen hergestellt werden, die nach dem 31. Dezember 2020 nicht entwaldet wurden, und
  • Holz, das nach dem 31. Dezember 2020 im Wald geerntet wurde, ohne dass es zu einer Waldschädigung kam.

Vor dem Inverkehrbringen oder der Ausfuhr der Produkte müssen die Marktteilnehmer den zuständigen Behörden über ein Online-Informationssystem eine „Sorgfaltserklärung“ vorlegen. Und genau hier sahen die Anwesenden bei der Fachgruppentagung ein Problem: „Ein kleiner Waldbauer, der mir das Rundholz liefert und vielleicht nicht einmal ein Smartphone, geschweige denn eine E-Mail-Adresse besitzt, wird sich möglicherweise nicht um diese Onlineerklärung scheren.“

Fachgruppenobmann Franz Kirnbauer verwies darauf, dass es auch technisch noch gar nicht möglich sei, diese Unmenge an Daten zu verarbeiten. „Aufgrund des Nachhaltigkeitsprinzips in Österreich sowie PEFC und FSC ist es bei uns absolut nicht notwendig, die EUDR umzusetzen. Wir müssen in der Politik lauter werden, dies zu verhindern.“ Der Fachverband der Holzindustrie bietet hinsichtlich der EUDR regelmäßig Informationen auf der Homepage an. Zudem sind Webinare und Informationsveranstaltungen in Planung.

 

Ausbildung in Österreich

Martina Scheirer-Weindorfer, Abteilungsleiterin Holztechnik an der HTL in Mödling, berichtete auf der Fachgruppentagung über die verschiedenen Ausbildungszweige. Zudem ist ab September 2024 geplant, die vierjährige Fachschule für Holztechnik einzuführen. Hier möchte die HTL Mödling neben den theoretischen Inhalten in Wirtschaft, Technik, Konstruktion und Materialtechnologie die fachpraktische Ausbildung in Holzbau/Zimmerei, Sägewerk sowie Labor/Trocknung anbieten. Zudem soll die Fachschule Ferial- sowie Betriebspraxis umfassen. „Wir wünschen uns für diesen neuen Ausbildungszweig die Zusammenarbeit mit den Betrieben“, sagte Scheirer-Weindorfer.

Erwin Treml vom Holztechnikum Kuchl (HTK) informierte über Projekte des Ausbildungszentrums. Wohl die bedeutendste Veränderung in Kuchl: Genau zum Schulstart vor wenigen Wochen konnten die Internatsschüler das neue Wohnheim – ein siebenstöckiges Holzgebäude – nach weniger als neun Monaten Bauzeit beziehen. „In nur drei Wochen war der Holzbau fertig. Das ist nur mit Holz möglich“, freute sich Treml. Für Interessierte gibt es am 21. Oktober einen Tag der offenen Tür am HTK (s. Beitrag S. 24). Seit September bietet das HTK in Kooperation mit der Landesberufsschule Kuchl den Ausbildungskurs „Lapprof“ (Lehrabschlussprüfung Professional) an. Der berufsbegleitende Kurs dauert ein Jahr und schließt mit der offiziellen Lehrabschlussprüfung „Holztechnik“ ab. Ein Projekt, das derzeit am HTK abgewickelt wird, ist Meru – die Merkmalserkennung bei Rundholz mit bildgebenden Verfahren und künstlicher Intelligenz. Die Ziele sind die Erstellung eines akkordierten Merkmalskatalogs und die gemeinsame Annotation von Stämmen als Basis für das Anlernen der KI. Dafür werden rund 7000 Stämme gekennzeichnet.

Von Beratung bis Holzbaupreis

Bernadette Borek, Peter Sattler und Valentin Fischer berichteten über die Tätigkeiten von proHolz Niederösterreich. Neben der Auslobung des Holzbaupreises, der 2025 sein 20-jähriges Bestehen feiert, bietet proHolz Niederösterreich Beratung und Öffentlichkeitsarbeit an. Geplant ist etwa eine Bürgermeisterinitiative, bei der man gezielt die Bürgermeister auf die Vorteile von Holz(bauten) hinweisen möchte.

Abschließend erläuterte Kirnbauer die derzeitigen Herausforderungen der Säge- und Holzindustrie: „Holz war während der Pandemie als Baustoff sehr gut nachgefragt. Die Preisfindung war aber sicherlich nicht förderlich. Zudem machen die Energiepreise und die Inflation das Bauen teuer. Es wird kein einfaches Jahresende und auch 2024. Dennoch sehe ich den Ausblick für den Holzbau optimistisch.“

Gastgeber für die Fachgruppentagung war Doka Österreich in Amstetten. Im Vorfeld der Tagung konnten die Teilnehmer die hoch automatisierte Produktion des Weltmarktführers für Schalungstechnik besichtigen.