Reitbauer

Flexibel und schonend trocknen

Ein Artikel von Jakob Wassermann | 15.11.2023 - 14:43

Den Großteil des produzierten Schnittholzes trocknet das Unternehmen selbst. Die Seitenware geht zu rund 70 % in die Trocknung, bei der Hauptware entscheidet man je nach Anforderung der Weiterverarbeiter. Die Abnehmer der Produkte sind regionale Zimmereien, Verpackungsbetriebe und Baufirmen, die alle im Umkreis von etwa 100 km angesiedelt sind. 20 der insgesamt 60 Mitarbeiter sind im Sägewerksbereich beschäftigt. 

„Wenn die Aufträge erfüllt werden sollen, muss man extrem flexibel sein und über die entsprechende Kapazität und Lieferfähigkeit verfügen. Neben der herkömmlichen Trocknung bieten wir auch Hitzebehandlungen an, um die phytosanitären Richtlinien im Verpackungsbereich erfüllen zu können“, erklärt Franz Schachermayr, Betriebsleiter bei Reitbauer. Durch die drei Kammern verfügt das Unternehmen nun über eine jährliche Trocknungskapazität von über 4500 m³ Schnittholz. Pro Kammer und Durchgang können bis 25 m³ getrocknet werden. 

Hochwertige und effiziente Trocknung

„Dank der Vakuumtrocknung erzielen wir sehr gute Ergebnisse. Gerade Kanthölzer mit Kern neigen beim Lufttrocknen zu Verdrehungen. Bei technisch getrockneten Hölzern erzielen wir sehr verzugsarme Ergebnisse und müssen kaum Ware aussortieren. Alles in allem sind wir sehr zufrieden mit der Trocknungsqualität“, ergänzt Schachermayr. 

Die Vakuumtrockner arbeiten nach folgendem Funktionsprinzip: Anfangs wird das Holz mit Elektroheizungen auf ca. 50 °C erwärmt. Durch das anschließend erzeugte Vakuum sinkt der Verdampfungspunkt des Wassers auf 50 °C. Da die Kammertemperatur dann immer oberhalb des Kochpunktes liegt, trocknet das Holz wesentlich schneller, aber auch schonender. „Im Vakuum arbeiten auch die Ventilatoren deutlich sparsamer, da die zu bewegenden Luftmassen viel geringer sind. Bei schwierig zu trocknenden und stärkeren Hölzern ist der Zeitvorteil noch intensiver und die Vakuumtrocknung noch effizienter“, erläutert Georg Eberl, neben Harald Feuerecker Mitgeschäftsführer von Eberl Trocknungsanlagen.

Die für die Trocknung benötigte Energie stammt unter anderem aus einer 1,1 MW Photovoltaikanlage, die seit 2013 auf den Hallendächern bei Reitbauer installiert ist. „Die Aufheizphase ist etwas energieintensiver und wird daher auf die Tagstunden gelegt. Dann benötigen die Ventilatoren nur noch 25 % Elektroenergie im Vakuum und in dieser Trocknungsphase wird die gesamte Wärmeenergie über die Wärmepumpe zurückgewonnen. Die Feuchtigkeit der umgewälzten Luft kondensiert an den Kühlrohren und wird im Kondensatbehälter zwischengelagert und bei Bedarf auch für die Besprühung genutzt“, erklärt Eberl.

Trockner für sämtliche Anwendungen

Bei Reitbauer entschied man sich für dasselbe Modell, das bereits seit 2017 im Einsatz ist und bei einem Kesseldurchmesser von 2,9 Metern 17 Meter Stapelraumlänge hat. „Im Vergleich zum ersten Modell, das bei uns steht, sind die zwei neueren Trockner um einen halben Meter länger, dadurch können wir auch ungekappte Pakete trocknen“, erläutert Schachermayr. „Über Windkanäle wird die Luft gleichmäßig auf den Holzstapel verteilt und auf der anderen Seite wieder angesaugt, wodurch die Luft durch den Holzstapel strömt, auch wenn die Kammer nicht komplett gefüllt ist. Für die Funktion ist egal, wie voll die Trockner sind“, ergänzt Eberl. Mit sieben verschiedenen Durchmessern und zahlreichen Längen können die bayerischen Spezialisten für Vakuumtrockner über 240 verschiedene Modellvarianten bauen.

An sechs Messstellen wird in der Kammer die Holzfeuchtigkeit gemessen. Die Trocknungsprogramme kommen ebenfalls von Eberl Trocknungsanlagen und lassen sich auch einfach aus der Ferne per App steuern.

Schnelle Installation

Die im Werk komplett hergestellten und getesteten Kammern kommen in einem Stück zum Kunden. Dadurch gestaltet sich die Endmontage äußerst rasch. Kundenseitig müssen lediglich das Fundament, ein Stromanschluss sowie ein Wasserablauf vorbereitet werden. Die 22m lange Anlage wird schließlich nur noch punktuell mit dem Fundament verdübelt. Befüllt und entleert werden die Kammern über Schienen. 

Bei Reitbauer gab es bereits bestehende Schienen. Aus Platzgründen musste man die Kammern nebeneinander aufstellen, wodurch die hintere Schiene nicht mehr zugänglich gewesen wäre. Die Niederösterreicher machten aus der Not eine Tugend und entwickelten kurzerhand ein System, mit dem über eine verschiebbare Schiene beide Kammern befüllt werden können. 

Robuste Anlagen

„Der ganze Kessel und sämtliche Teile sind aus Edelstahl gefertigt. Das bringt Langlebigkeit und Robustheit. Alle von uns ausgelieferten Kammern laufen noch“, erklärt Eberl stolz. Sollte es doch einmal zu Störungen kommen, ist man bemüht, diese schnell und unkompliziert zu beheben. 

Ein weiterer Vorteil der Anlagen: bei Umstrukturierungen in der Betriebsorganisation können die Kammern relativ einfach versetzt werden. „Neben den Vakuumtrocknern mit Wärmepumpe bieten wir auch andere Vakuumtrocknungssysteme sowie unsere Trocknungscontainer für Schnitt- oder Scheitholz und einiges mehr an“, ergänzt Eberl abschließend. 

Die neueste Entwicklung des Unternehmens, der Dämpftrockner, ermöglicht das gleichzeitige Dämpfen und Trocknen im Überdruck (siehe Holzkurier 19/2023).