Klausner

30 Jahre, die vieles veränderten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 13.12.2023 - 08:43

Neubau, Neubau, Neubau

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30 Mio. €, also inflationsbereinigt 62 Mio. €, waren für den Start in Friesau nötig © Holzkurier-Archiv

Klausner investierte damals in Friesau 420 Mio. Schilling (rund 30,5 Mio. €). Inflationsbereinigt sind heute das 62,4 Mio. €. 1998 folgte der Neustart in Wismar, 2004 dann in Kodersdorf. 2005 verkündete er den Neubau eines Millionensägewerkes in Landsberg am Lech. Das Investitionsvolumen ist bereits doppelt so hoch wie zwölf Jahre zuvor: 65 Mio. €. Als der Bau nicht rasch genug geht, kauft Klausner kurzerhand noch Kühne Holz in Adelebsen und will dort 30 Mio. € investieren. Damit geht das Fass langsam über.

Zu viel gewollt

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1993: Fritz Klausner, 29-jährig, beim Start in Deutschland © Holzkurier-Archiv

Klausner hat vieles bis zum Äußersten strapaziert – und das wurde ihm letztlich wirtschaftlich zum Verhängnis. Er nutzte die Fördermöglichkeiten in den neuen deutschen Bundesländern wie kein anderer. Er setzte im Verkauf nahezu ausschließlich auf einen Markt – mit enormen Möglichkeiten und Gefahren. Und er war unerbittlich im Einkauf.

Klausner war der Katalysator für eine Strukturbereinigung, insbesondere in der deutschen Sägewerkslandschaft. Seine Philosophie war genauso simpel wie riskant: Hochleistungs-Profilierlinien ohne jegliche Flexibilität. Das erzeugte Schnittholz wird getrocknet und gehobelt und in Richtung USA verschifft. Das Holz-Zentralblatt bezeichnete diese treffend als „Sägewerke der Klausner-Liga“. Diesen Titel trug die Geschäftsführung stolz vor sich her.

Einer so viel wie heute alle zusammen

Der Einschnitt der Gruppe wuchs bis 2005 rasant auf bis zu 2,5 Mio. m3/J. Damals wurden allein von Klausner pro Monat rund 200.000 m3 über den Atlantik verschifft. Das schafft 2023 die gesamte deutsche Sägeindustrie – mit 2 Mio. m3 in zehn Monaten.

Klausner war zweifellos ein Mann, der Weichenstellungen erkannte, in der Sekunde reagierte und die Möglichkeiten für sich nutzte – sei es die Förderlandschaft nach dem Fall der Mauer, der US-Nadelschnittholz-Hunger zu Beginn der Nullerjahre oder auch die Gründung der BaySF 2005. Letztere suchten einen Rundholz-Großabnehmer, um fixe Einnahmen zum Start zu haben. Den erhielten sie, allerdings zu Bedingungen, die ausschließlich für den Käufer Klausner lukrativ waren. Unwidersprochen wurde der Benefit der „Klausner-Verträge“ über die Vertragslaufzeit auf rund 150 Mio. € geschätzt.

Mehr Schaden als Nutzen

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© holzkurier.com

Aufgrund dieser Möglichkeiten, die eben nicht jedem anderen auch zur Verfügung standen, schadete das Klausner-Gastspiel in Deutschland der Branche mehr, als es irgendjemanden nutzte.

Es ist eben ein Treppenwitz der Geschichte, dass

  • die vier deutschen Sägewerke, die zwischen 2015 und 2017 neue Eigentümer erhielten, in den Jahren danach zu den effizientesten in Europa gehörten: Kodersdorf ging an HS Timber, Wismar und Landsberg erwarb Ilim Timber und das Urwerk in Friesau/Saalburg-Ebersdorf gehört Mercer Timber Products.
  • wenige Monate nach dem Stillstand seiner beiden US-Sägewerke der US-Markt zu lukrativen Höhenflügen ansetzte (heute beide Binderholz).

Machte alles richtig, …

Klausner hatte alles richtig gemacht, indem er auf effiziente Einschnitttechnik und den US-Markt setzte. Er erkannte als erster das Potenzial im US-Süden, noch bevor die Kanadier dort 17 Mio. m3 Produktionskapazität hinstellten.

… aber auch falsch

Und trotzdem hatte Klausner unternehmerisch alles falsch gemacht. Mit größerer Marktstreuung im Verkauf und kulanterem Lieferantenumgang wäre er 2023 vermutlich einer der erfolgreichsten Sägewerker Europas. Klausner selbst wollte dem Holzkurier kein Interview geben. Er ist mittlerweile wieder wohnhaft in Kitzbühel und einer der größten Waldbesitzer Tirols.

Klausner Geschichte | 1993–2020
Historie des Aufstiegs und Falls der Holzindustrie Klausner
1989 70.000 fm Einschnitt im Stammwerk in St. Johann i. T.
1991 Absiedlung Stammwerk in St. Johann i. T. scheitert.
Januar 1993 Eröffnung Klausner-Holz Thüringen – Fritz Klausner ist 29 Jahre. 
1997 Grundsteinlegung Klausner Nordic Timber, Wismar/DE
2004 Klausner Holz Sachsen, Kodersdorf/DE
Januar 2005 BWI2-Referat: „Weiteres Sägewerk wäre logische Konsequenz.“
April 2005 Klausner-Gruppe verkündet Neubau in Landsberg am Lech/DE.
April 2005 BaySF unterzeichnen mit Klausner-Gruppe Rundholzliefervertrag.
Januar 2006 Klausner-Gruppe meldet Schnittholzproduktion von 2,7 Mio. m3.
Februar 2006 Klausner übernimmt Kühne Holz, Adelebsen/DE.
Dezember 2006 Produktionsbeginn in Landsberg
Februar 2007 Sägerpräsident Sturm nennt den BaySF-Vertrag  „Jahrhundertfehler“.
Februar 2007 Klausner-Gruppe schließt nach Kyrill langfristige Rundholzlieferverträge, unter anderem mit Landesforstbetrieb NRW.
März 2007 Siebenjährige Anleihe spült 125 Mio. € in Klausner-Kassen.
2008 Für Restrukturierung kommt Roland Berger ins Haus.
Mai 2008 Klausner-Anleihe wird vom Handel ausgesetzt.
Juni–Dezember 2008 Standorte führen Kurzarbeit ein.
März 2009 Klausner Holz Niedersachsen meldet „Kurzarbeit 0“ an.
Februar 2010 Das Anleihen-Umtauschangebot der Klausner-Gruppe endete: 61 % der Anteilseigner haben zugestimmt.
April 2010 Södra erwirbt die Adelebsen-Linie.
Juni 2010 Wismar und Landsberg: Verkauf Ilim Timber, St. Petersburg
Dezember 2010 Klausner bezeichnet Anleihenrückkauf als abgeschlossen.
Juni 2011 Klausner kauft die Sägewerksanlage in Domat-Ems/CH.
Oktober 2011 Ex-Klausner-Linie startet bei Södra in Värö/SE.
Februar 2012 Klausner gewinnt am Landesgericht Münster.
Februar 2012 Am Landesgericht München Vergleich KHT und BaySF
Januar 2013 Dritte US-Baugenehmigung in USA: Nord- und Süd-Carolina, Florida
Februar 2013 Klausner legt Klage gegen NRW ein.
März 2013 Klausner erweitert Klage: Streitwert bis zu 125 Mio. €
August 2013 Florida überschreibt 63 ha an Klausner.
Oktober 2013 Klausner-Gruppe schätzt Einschnitt heuer auf 2,7 Mio. fm.
Oktober 2013 Baubeginn in Florida
März 2014 Klausner Lumber One LLC erhält die Baugenehmigung.
Juli 2014 Brand im Sägewerk von Klausner-Holz-Thüringen in Friesau/DE
Januar 2015 Klausner Lumber One beginnt mit Einschnitt am Standort Live Oak.
Juli 2015 Klausner Holz Thüringen baut in Friesau 145 Stellen ab.
Oktober 2015 HS Timber übernimmt sächsische Sägewerk Kodersdorf.
März 2017 Umbau- und Wartungsarbeiten im Sägebetrieb Live Oak, Florida/US
April 2017 Übernahme Klausner-Sägewerk in Friesau/DE durch Mercer
März 2017 Klausner Lumber One startet Sägebetrieb in Live Oak, Florida/US.
Juni 2018 LG Münster: NRW keinen Schadenersatz an die Klausner-Gruppe
September 2018 Die Klausner-Gruppe legt Berufung ein.
März 2020 Klausner Lumber One steht still.
April 2020 Klausner Nordamerika Beteiligungs GmbH und Klausner Trading International GmbH (KTI) melden Insolvenz an.
Dezember 2020 Beide Klausner-Standorte in den USA gehen an Binderholz.