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Quelle: Jahres- und Konzernabschlüsse; 2023 und 2024 Schätzung der Redaktion © holzkurier.com

BILANZANALYSE 2022. TEIL 1

Höhenflug verlängert

Ein Artikel von Gerd Ebner | 20.12.2023 - 09:35

Pellets und SNP als Erlösbringer

Pellets und Sägenebenprodukte (SNP) zeichneten sich im gesamten Jahr 2022 als herausragende Erlösquellen aus. Diese Kombination von Marktentwicklungen machen 2022 wohl zum zweitbesten Jahr der vergangenen 100 Jahre. Dies trifft besonders auf die sechs großen österreichischen Holzindustrieunternehmen zu. Diese sind nicht nur groß, sondern auch hochintegriert. Einzige Ausnahme: das unorthodoxe niederösterreichische Großsägewerk der Holzindustrie Maresch (siehe Kasten unten).

Vieles bemerkenswert

Besonders bemerkenswert waren 2022 mehrere Entwicklungen:

  • Seit dem Krisenjahr 2013 haben sich die Umsätze innerhalb von zehn Jahren verdreifacht, das EGT stieg von 10 Mio. € auf 744 Mio. €.
  • Im Vorjahr lag das mittlere EGT bei 18 % des Umsatzes. 2021 waren es noch 26 %.
  • Fünf der sechs Unternehmen steigerten ihre Umsätze weiter.
  • Der Umsatz von Binderholz stieg durch die Integration von BSW um 80 % auf fast 2,5 Mrd. €.
  • Das EBT von Binderholz erreichte 440 Mio. €. Es ist damit fast so hoch wie die EBT/EGT-Summe der Pfeifer Group, Mayr-Melnhof Holz und der Holzindustrie Maresch.
  • Interessant ist auch, dass die Holzindustrie Maresch ihre hohe Umsatzrentabilität halten konnte, während sie bei anderen Unternehmen im Vergleich zu 2021 nachließ.
  • Bei integrierten Standorten performte 2022 die Weiterverarbeitung besser als die Sägewerke.
  • Die Holzindustrie Maresch hat mit 5 % den mit Abstand geringsten Personalkostenanteil. Die anderen liegen im Mittel bei 11 %.
EGT/EBT-Ranking | 2022
Ausgewählte österreichische Holzindustrien; Werte in Mio. €, Prozentwerte Veränderung zum Vorjahr; *: hier EBT statt EGT
Unternehmen in Mio. € Diff. i. %
Binderholz* 440 –1
Pfeifer Group 267 –10
Mayr-Melnhof Holz* 145 +11
Holzindustrie Maresch 64 ± 0
Hasslacher Holding 62 –42
Johann Offner Holzindustrie 35 –5
Umsatzranking | 2022
Ausgewählte österreichische Holzindustrien; Werte in Mio. €, Prozentwerte Veränderung zum Vorjahr
Unternehmen in Mio. € Diff. i. %
Binderholz 2.493 +80
Pfeifer Group 1.226 +21
Mayr-Melnhof Holz 1.063 +32
Hasslacher Holding 624 +3
Holzindustrie Maresch 222 ±0
Johann Offner Holzindustrie 149 +9
Umsatzrenditeranking | 2022
Ausgewählte österreichische Holzindustrien; Werte in Mio. €, Prozentwerte Veränderung zum Vorjahr
Unternehmen  Werte in % Diff. i. % zu VJ
Holzindustrie Maresch 29 ±0
Johann Offner Holzindustrie 24 –3
Pfeifer Group 22 –7
Binderholz 18 –14
Mayr-Melnhof Holz 14 –2
Hasslacher Holding 10 –8

Ehrgeizige Umsatzziele erreicht

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2022 konnte Mayr-Melnhof Holz als einzige ausgewählte Holzindustrie das EBT steigern (+11 %) © holzkurier.com

2022 wurden neben Binderholz auch Pfeifer Group und Mayr-Melnhof Holz als Unternehmen mit Umsätzen von über 1 Mrd. € ausgewiesen. MM-CEO Richard Stralz formulierte bereits im Dezember 2021 gegenüber dem Holzkurier: „1 Mrd. € Jahresumsatz war ein Businessziel, das wir nun mit dem [Anmerkung: Bergkvist-] Deal 2022 schaffen werden“ – so war es dann auch. 

Mayr-Melnhof Holz war überdies das einzige Unternehmen, das 2022 sein EBT steigern konnte (+11 %), während die anderen Einbußen hinnehmen mussten.

Die kumulierten Jahresergebnisse aller sechs Unternehmen lagen zwar rund 50 Mio. € unter denen von 2021, waren aber mit 744 Mio. € weiterhin extrem hoch.

Jahr der Akquisitionen

2022 war auch ein Jahr großer Akquisitionen in der Branche. Binderholz schloss im Januar die Übernahme von BSW ab, Mayr-Melnhof Holz folgte im Februar mit der Übernahme der Bergkvist Siljan-Gruppe. Die Hasslacher Group tätigte drei Zukäufe in Österreich (Gemson, Lau Forstservice und Holzbau Hofer).

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Quelle: Jahres- und Konzernabschlüsse © holzkurier.com

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Quelle: Jahres- und Konzernabschlüsse © holzkurier.com

Verbindlichkeiten steigen markant

Diese Investitionen und Akquisitionen führten zu einem merklichen Anstieg der Verbindlichkeiten. Binderholz erhöhte seine Verbindlichkeiten um 626 Mio. €, Mayr-Melnhof Holz um 210 Mio. €. Heuer zog das Zinsniveau kräftig an. Bei unterstellten zumindest 6% Zinsen gibt es für diese Unternehmen in den Folgejahren nicht unerhebliche Aufwände für diese Position.

Im Gegensatz dazu reduzierte die Pfeifer Group die Verbindlichkeiten um 30 Mio. € auf 55 Mio. €, was ihr Eigenkapitalverhältnis auf 70 % verbesserte.

Die Holzindustrie Maresch konnte ihre beeindruckende Umsatzrendite von 29 % halten, gefolgt von der Johann Offner Holzindustrie und der Pfeifer Group mit Renditen über 20 %. Aufgrund des gestiegenen Umsatzes bei konstantem EBT sank die Marge von Binderholz auf 18 %, gefolgt von Mayr-Melnhof Holz mit 14 %.

Russische Standorte letztmalig in Bilanz

Zuletzt ist anzumerken, dass 2022 das letzte Jahr war, in dem Mayr-Melnhof Holz und die Hasslacher Holding ihre russischen Sägewerksstandorte in ihren Bilanzen auswiesen. Beide wurden verkauft. In den Vorjahren brachten diese gute Erträge, doch schon bei den Bilanzen 2021 mussten Drohverlustrückstellungen eingebucht werden.

Bilanzanalyse: Österreich 2022

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© holzkurier.com

In den vergangenen zehn Jahren analysierte der Holzkurier die Konzernbilanzen von Mayr-Melnhof Holz, der Pfeifer Group, von Binderholz, der Hasslacher Holding, Maresch Holzindustrie, Johann Offner Holzindustrie sowie Donausäge Rumplmayr. Auswahlkriterien waren ein Einschnitt von mindestens 500.000 fm/J und der Sitz in Österreich. (Deshalb fehlen Stora Enso sowie die HS Timber-Gruppe, welche keine Sägewerke im Inland betreiben.) Seit der Bilanz 2021 konzentrieren wir uns nur noch auf sechs Unternehmen: Pfeifer Group, Imst (1); Binderholz, Fügen (2); Hasslacher Holding, Sachsenburg (3); Offner Holzindustrie, Wolfsberg (4); Mayr-Melnhof Holz, Leoben (5); Holzindustrie Maresch, Retz (6).

Bei der Johann Offner Holzindustrie wird KLH nicht berücksichtigt. Es handelt sich also um reine Sägewerkszahlen, genauso wie bei der Maresch Holzindustrie. Die übrigen vier sind voll integrierte Holzindustrien mit internationalen Standorten.