SÄGEWERK OBERMAIER

KI für jedermann

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 13.06.2024 - 12:44

Rund 3000 fm/J laufen beim Sägewerk Obermaier, Irschenberg/DE, über die Gatter- und Bandsäge. Auf dem Sägerparkett gehört man damit wahrlich nicht zu den großen Unternehmen. Dies ist für Obermaier ohnehin nur zweitrangig, beweist das Sägewerk doch bereits seit Jahrzehnten eindrucksvoll, wie man auch als Kleinbetrieb erfolgreich in der Nische bestehen kann. Zum Erfolgsrezept gehört auch, dass man sich laufend weiterentwickelt und neue Technologien im Rahmen seiner Möglichkeiten bestmöglich nützt. So werden die acht beschäftigten Mitarbeiter bei Obermaier seit einiger Zeit auch von künstlicher Intelligenz, vorwiegend in Form des intelligenten Sprachmodells ChatGPT, unterstützt.

„Aus einer anfänglichen Spielerei ist ein beachtlicher Mehrwert entstanden, der uns heute vor allem eine Menge an Zeit erspart“, bestätigt Marinus Obermaier, der den Betrieb vor wenigen Jahren von seinem Vater Matthias in bereits vierter Generation übernommen hat.

Sicherheit in puncto Rechtsfragen

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Wertvolle Unterstützung bei Rechtsfragen: Durch die Hinterlegung der Tegernseer Gebräuche kann sich Obermaier schnell und unkompliziert einen ersten Überblick verschaffen © Obermaier

Den wohl größten Mehrwert sieht Obermaier in einer ersten Begutachtung von undurchsichtigen Rechtslagen und juristischen Angelegenheiten: „Im Sprachmodell sind bei uns die Tegernseer Gebräuche vollumfänglich hinterlegt. Erreicht uns beispielsweise eine Reklamation erst einige Wochen nach Auslieferung oder zahlt ein Kunde die Ware nicht rechtzeitig, so kann ich meine Rechte und Pflichten im jeweiligen Rechtsfall schnell und unkompliziert abfragen. ChatGPT liefert mir bei korrekter Fragestellung unmittelbar eine Antwort inklusive perfekt formulierten Rechtstextes und zitierter Stelle aus den Tegernseer Gebräuchen. Die KI erspart mir zwar keine zusätzliche Prüfung der jeweiligen Situation, sehr wohl aber eine große Menge an Zeit und liefert einen wirklich hervorragenden ersten Überblick.“

Man muss kein Programmierer sein, um KI sinnvoll in seinem Betrieb einzusetzen.


Marinus Obermaier, Sägewerk Obermaier

Auswertung von Betriebsdaten

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Marinus Obermaier zeigt, wie künstliche Intelligenz einen Kleinsäger im Alltag unterstützen kann © Raphael Kerschbaumer

Vor drei Jahren wurde im Sägewerk eine Lagerhalle zu einer modernen Abbundhalle umgebaut. Grund war die Anschaffung einer neuen K2-Industry des Branchenprimus Hundegger, Hawangen/DE. „Mit der Abbundanlage haben wir unseren Betrieb um ein heute wichtiges Standbein erweitert. Die benachbarten Zimmereibetriebe wissen zu schätzen, dass wir ihnen nun nicht nur eigenes Bauholz, sondern auch fertig abgebundenes KVH und BSH anbieten können“, berichtet Obermaier.

Auch für den Abbund erwies sich das intelligente Sprachmodell bereits als nützlich: „Wir verwenden ChatGPT in diesem Bereich hauptsächlich zur Auswertung und Analyse von Betriebsdaten. Haben wir beispielsweise auftragstechnisch etwas Spielraum, wissen wir nun mit Sicherheit, welche Sortimente im Moment am meisten nachgefragt werden und mit gutem Gewissen auf Lager vorproduziert werden können. Somit müssen wir nicht mehr nur rein auf Erfahrungswerte bauen, sondern bekommen die Infos auch schnell und unkompliziert bestätigt“, erklärt Obermaier.

Anwendungsfälle für KI sieht der ausgebildete Sägewerksmeister und Technische Betriebswirt noch viele weitere: „Ich selbst nutze das Programm noch zum Programmieren von Anlagensteuerungen oder der Erstellung von Social Media-Texten und E-Mail-Verteilern. Geben würde es jedoch unzählige weitere Anwendungsfälle. Viele machen jedoch den Fehler, nach ersten Misserfolgen schnell Frustration walten zu lassen. Intelligente Sprachmodelle erfordern schon ein wenig Geduld und man muss auch lernen, dass sie nicht alles können. Wenn man jedoch ein paar wenige Regeln befolgt, können sie einen wirklich toll unterstützen und einem etliches an Zeit ersparen.“