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Holzexporteurstreffen

Produktion muss weltweit runter

Ein Artikel von Gerd Ebner | 10.07.2024 - 13:51

„Am US-Markt sind derzeit viele suizidgefährdet“, fasst ein Exporteur die Marktlage aufrüttelnd zusammen. „Als 2-by-4 im April bei 625 US-$/1000 bft stand – also bei etwa 380 €/m³ – dachten wir alle: Es kann nur raufgehen. Mittlerweile liegen wir bei 465 US-$/1000 bft, also bei rund 280 €/m³. Das sind netto-netto ab Werk 190 €/m³ für mitteleuropäische Sägewerke. Das ist ein völlig unauskömmlicher Sch ... preis“, wurde am Holzexporteurstreffen am 28. Juni in Mailand kurz um Contenance gerungen.

Die Southern Yellow Pine („Sumpfkiefer“) wird völlig atypisch für alle billigen Einsatzzwecke verwendet – und ersetzt am US-Markt so die teurere Spruce-Pine-Fir (Fichte/Kiefer/Tanne). „Wenn die Schnittholzproduktion nicht stark gekürzt wird, wird es nicht besser“, analysierte einer. Knapp vor der Urlaubszeit ist in den USA kein Bedarfsaufschwung zu erwarten.

UK deutlich besser als USA

Zum Vergleich: In Großbritannien bekam man für ähnliche Bausortimente im Juni noch um 60 bis 80 €/m³ mehr. „Es stellt sich nur die Frage: Wie lange noch“, meinte einer. Schwedische Anbieter hätten jüngst schon um 20 GBP/m³ (rund 24 €/m³) reduziert. Die Katze beißt sich in den Schwanz: Wenn weniger Ware in Richtung USA und UK abfließt, wechseln viele mitteleuropäische Säger zur Produktion von KVH-Rohware.

Noch keine Talsohle in den USA

Ein kurzfristiges Absinken auf 430 bis 440 US-$/1000 bft (260 €/m³) wird für den US-Markt nicht ausgeschlossen. Ein Marktteilnehmer: „Ähnliche Preisabstürze hat es schon gegeben – niemals zuvor aber so schlechte Perspektiven auf eine Besserung wie jetzt.“

Ich habe noch nie so pessimistisch auf ein Quartal geschaut wie jetzt auf das 3. Quartal.


Ein US-Marktteilnehmer

Italien: gut begonnen, stark nachgelassen

„Wir sind optimistisch ins Jahr gestartet. Aber schon im Februar begannen die Preise zu sinken. Das ging bis April so“, fasste die Runde den Jahresstart bei Schnittholz in Italien zusammen. Insbesondere die Verpackungsindustrie leidet unter den Umständen, die Baunachfrage wäre nicht so negativ gewesen.

Mehrere Anwesende verwiesen auf die Herausforderungen kleinerer Sägewerke, die, etwa durch den Gattereinsatz, im Verkauf relativ unflexibel sind. „Die können bei Sortimenten wie der Schmalware und im Verkaufsgebiete kaum ausweichen“, bedauerte man.

Italien sehe ich in den kommenden Monaten stabil auf mäßigem Niveau. Aber was passiert, wenn die Levante wieder auslässt?


Ein Holzexporteur

Stabil auf mäßigem Niveau

Mittlerweile seien die Preise auf einem sehr niedrigen Niveau und es gebe wenige Anzeichen für eine Erholung. „Für den Herbst sehe ich ebenfalls keine großen Veränderungen am Horizont“, meinte einer, der aber ergänzte: „Positiv kann ich die Zahlungsmoral der Italiener bewerten.“

Bei gewissen Sortimenten habe es heuer einen Wettstreit mit Levanteprodukten gegeben. „Sortimente wie Morali waren schwerer zu bekommen und stiegen im Preis“, hieß es.

Erkenntnisse vom Holzexporteurstreffen 2024

  • Rundholzpreise im 3. Quartal in Mitteleuropa stabil, ohne Schadholz Rückkehr zu höheren Preisen wahrscheinlich
  • Preise in Italien stabil auf mäßigem Niveau
  • Lukrative Levantepreise verknappten teilweise Angebot für Italien.
  • Spezieller Druck bei kleineren Sägewerken ohne Exportmöglichkeit/geringere Produktionsflexibilität
  • Preisniveau in den USA äußerst unbefriedigend (>200 €/m3 netto-netto Deutschland)
  • US-Preistalsohle noch nicht erreicht, 
  • keine Perspektive auf Steigerung
  • Starke Pelletspreiserhöhung mit abruptem Bedarfsanstieg im Herbst möglich

* Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen am Treffen am 28. Juni in Mailand wurden im Artikel auf den Seiten 03 bis 04 berücksichtigt: Carico, St. Veit; Frischeis, Stockerau; HGS Holzteam, Eben i. Pongau; Georg Pagnia, Oldenburg/DE; Kullik Group, Berlin; Mühlbauer Holz, Himberg; Holzexporte Schuster, Innsbruck; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf

Weniger Fichte in Skandinavien

Aus Schweden wird in den kommenden Jahren weniger Nadelschnittholz kommen, weil das Fichtenaufkommen tendenziell abnimmt. „Rundholz wird weniger und damit teurer“, analysierte ein Holzexporteur in Mailand.

Unbeeinflusst von dieser Situation, verschätzten sich die skandinavischen Anbieter zu Jahresbeginn. Deren Preis für BSH-Lamellen war im 1. Quartal um rund 20 €/m³ unter dem der Mitteleuropäer. Im 2. Quartal ging es in Richtung 280 €/m³. „Für das 3. Quartal ist allenfalls von einer leichten Erhöhung um 10 €/m³ auszugehen. Deutlichere Steigerungen sind unwahrscheinlich, es wird seitwärts dahingehen“, hieß es am Treffen.

In Italien ändert sich bei Pellets das Kaufverhalten: „Das ist klar, die Kunden haben gelernt, dass die Preise im Spätherbst fallen können“, meinte ein Exporteur, der gleich davor warnte: „Wenn dann alle gleichzeitig kaufen, könnte wieder ein abrupter Preisanstieg kommen. Damit würde die Branche noch mehr Kredit verspielen.“

In Österreich ist der Holzbau insbesondere mit mehrgeschossigen Projekten ausgelastet. „Man merkt aber, dass fast alle Holzbausortimente just in time verfügbar sind“, analysierte ein Holzexporteur.

Den rückläufigen Innenausbau in Österreich konnte die Runde am Einbruch beim Wertholz ablesen. „B-Qualitäten gehen überhaupt nicht mehr“, erfuhr man. Umgekehrt führte der Wegfall der Sibirischen Lärche dazu, dass Thermohölzer aus Skandinavien rar wurden.

Kiefer im Kommen

Beim Rundholz geht man in Österreich für das 3. Quartal von konstanten Preisen aus. „Kommt kein Schadholz, werden die Preise wieder steigen. Starke Kiefer war heuer bisher bei den Bauholzsägern sehr gefragt, Großsägewerke setzen eher auf die schwächeren. Der Kiefernmarkt hat sich erholt und die 25 €/fm-Differenz zur Fichte passt gut“, wurde analysiert. Bei der Lärche gebe es hingegen „abartige Rundholzpreise“.

Die Chinesen schätzen unser Holz sehr. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die hier ein Sägewerk kaufen.


Ein Holzexporteur

190 € netto-netto für gesägte, getrocknete, gehobelte, sortierte, verpackte Ware ... In den USA fehlen 80 €.


Ein US-Marktteilnehmer

Wenig Schadholz ist gut. Das stabilisiert die Preise. Auf der Hunderterstelle beim Rundholz sollte ein Einser stehen.


Ein Holzexporteur

Bei geringerem Fichtenaufkommen werden die Mitteleuropäer mittelfristig mehr Kiefer einsetzen.


Ein Holzexporteur

Im Inland könnte es dazu kommen, dass Preislisten wieder drei Monate halten.


Ein Holzexporteur

Ähnliche Preisabstürze hat es in den USA schon gegeben. Niemals zuvor aber so schlechte Aussichten auf Besserung.


Ein US-Marktteilnehmer