Ernst Fisch Holzindustrie

Nicht unter diesen Bedingungen

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 24.04.2025 - 11:42

Lange sah alles danach aus, als wollten Sie Ihr Sägewerk nach dem Brand wiederaufbauen. Wieso nun die Kehrtwende? 

Wir bräuchten ein hochmodernes Sägewerk, um uns das teure Rundholz in unserer Region langfristig leisten zu können. Das lässt sich finanziell einfach nicht darstellen. Mit älteren Gebrauchtmaschinen könnten wir den Betrieb mit einem Einschnitt von zuvor rund 200.000 fm/J zwar wieder aufnehmen, damit hätten wir jedoch nicht den Vorteil, den es für einen wirtschaftlich erfolgreichen Restart brauchen würde. 

War im Falle des Baus eines neuen, modernen Sägewerks eine Erhöhung der Einschnittkapazitäten vorgesehen?

Nein. Dafür fehlt in der Region schlicht das Rundholz. Lokal kann man sich nicht mehr versorgen. Auch ohne uns mussten sich umliegende Kollegen schon aus den angrenzenden Bundesländern und teils von noch weiter weg versorgen. 

Sind die gescheiterten Wiederaufbaupläne somit auch mit dem Standort Sauerland verbunden?

Es lässt sich zumindest nicht trennen. Im Sauerland treffen hohe Rundholzpreise auf ein immens verknapptes Angebot. Da kommt es stark darauf an, wie flexibel man im Einkauf aufgestellt ist. Wir hätten durch unseren Gleisanschluss noch einen Vorteil. Dieser ändert jedoch nichts an der allgemeinen Lage am Rundholzmarkt, die sich bereits seit Jahren immer weiter zuspitzt. Wir haben schon vor dem Brand damit begonnen, Kontakte nach Süddeutschland oder Thüringen und Brandenburg aufzubauen. Wenn ein Sägewerk vorhanden ist, kann und will man es auch nicht aufgeben – das hätten wir auch nie getan. Ein notwendiger Neubau ändert die Situation jedoch völlig und ist in allen Belangen mit einem viel zu großen Risiko verbunden. 

Ein Wiederaufbau zu diesen Bedingungen wäre ein finanzielles Himmelfahrtskommando geworden

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Uwe Rubin, Geschäftsführer bei Ernst Fisch
© Ernst Fisch

Wäre der Wiederaufbau an einem anderen Standort möglich gewesen?

Kein Sägewerk mehr zu betreiben, schmerzt mich als Vollblutsäger persönlich sehr. Der Standort und die Erhaltung wichtiger lokaler Arbeitsplätze sind uns jedoch wichtiger. Eine Verlegung in den – noch – nadelholzreicheren Süden war und ist für uns nie ein Thema gewesen. Die Voraussetzungen sind in einer anderen Region jedoch sicher anders. 

Andere Nadelholzarten oder auch Laubholz waren für Sie nie Optionen?

Wir werden uns ein Stück weit von der Fichte verabschieden müssen. Die Kiefer bietet sich hier natürlich an und ist ein Thema, dem man sich mit Sicherheit annehmen muss. Ganz grundsätzlich muss der Markt offener werden und auch andere Holzarten bei bisher fichtenlastigen Produkten zulassen. Laubholz ist sicher interessant, war für uns aber nie eine Option, da wir in diesem Bereich schlicht über keinerlei Expertise verfügen. 

Sind die Abnehmer bereit für neue Produkte aus alternativen Holzarten?

Ich selbst war von Beginn an ein Nadelholzsäger und sehe hier auch in Zukunft weiterhin den Großteil der baulichen Anwendungen. Obwohl von einem Veränderungs-

willen in der Gesellschaft derzeit nur wenig zu spüren ist, muss die Produktpalette dringend wachsen. Viele halten hier leider noch stur an alten Traditionen fest – dies hilft der Branche nicht weiter. Man sollte sich die Frage stellen: Wieso muss ein Dachstuhl zwingend aus Fichte sein? Sobald der Dachdecker kommt, sieht niemand mehr, welche Holzart hier eingangs verwendet wurde.

Ohne Sägewerk: Wie sieht Ihr Plan für die Zukunft aus?

Unser Fokus liegt klar auf der Weiterverarbeitung. Glücklicherweise blieb unsere Hobelhalle von den Flammen verschont. In einem ersten Schritt wollen wir unseren Hobel stärker mit externem Schnittholz auslasten und auch unsere KVH-Kurzlängenproduktion weiter ankurbeln.

Nur mit den bestehenden Hobelkapazitäten wird eine langfristige Aufrechterhaltung des Betriebs dennoch nicht möglich sein?

Wir werden bestimmt zusätzliche Investitionen treffen und unsere Produktpalette deutlich erweitern. Die konstruktive Weiterverarbeitung bietet hier viele spannende Optionen. Ob wir in den Bereichen BSH, KVH, den Holzrahmenbau oder etwas völlig anderes investieren, wollen wir aktuell noch nicht final festlegen. Wir sind jedoch optimistisch, bis Mitte 2026 mit unserer geplanten Erweiterung ins Laufen zu kommen. 

Für den Bereich Weiterverarbeitung sind Sie somit langfristig zuversichtlich?

Für diesen Standort ist es sicherlich die bessere Option. Dem Holzbau gehört klar die Zukunft. Wenn auch nicht sofort, denke ich, dass spätestens 2027 die Holzbranche wieder stärkeren Rückenwind aus dem Wohnungsbau bekommen wird. Hier hängt viel an politischen Entscheidungsträgern. Die Zeit zu handeln ist jedoch längst gekommen.