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Hugo Habisreutinger © Ebner

Starke Marken

Ein Artikel von Administrator | 01.11.2001 - 00:00
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Hugo Habisreutinger © Ebner

Schonungslos verläuft die Baukonjunktur in Deutschland - dass am Branchentag Holz am 18. und 19. Oktober mit 2500 Besuchern trotzdem eine neue Rekordbeteiligung erzielt wurde, ist für Hugo Habisreutinger, Vorsitzender des Gesamtverbandes Holzhandel, ein Beweis für die Kraft der Branche.Königsweg Markenbewusstsein. Kosteneffizienz ist für Habisreutinger ein Mittel, weiterhin erfolgreich zu sein, die Konzentration auf leistungsstarke, fachhandelorientierte Marken das zweite. Ist dies bei Rohprodukten - wie Schnittholz - noch nicht möglich, so herrsche bei Halbfertigprodukten sehr wohl ein Markenwettbewerb.
Das Leithändler-System von Egger, St. Johann, hob er als positives Beispiel hervor. Die jüngsten Schwierigkeiten eines deutschen Holzwerkstoffherstellers, der nicht auf den Fachhandel setzte, sind für ihn ein weiterer Beweis.
Die Reduktion der Läger und ein effizienteres Logistiksystem sind Möglichkeiten der Kostensenkung. Lobend erwähnte Habisreutinger die aktuelle Umsetzung der standardisierten Artikelstammdaten, an denen auch der Gesamtverband intensiv mitarbeitet.
Den Wohnungsmarkt sieht er gesättigt, das frühere Niveau ist nicht mehr erreichbar. „Wir reden daher nicht mehr von Bedarfsdeckung am Bau, sondern von Bedarfsweckung”, erläutert der Verbandsvorsitzende.
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Anton Börner © Ebner

Außenhandel läuft. Geehrt durften sich die Organisatoren fühlen, mit Anton Börner den Präsidenten des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) als Redner gewinnen zu können. Börner verbreitete Zuversicht mit der Beteuerung, dass es in Deutschland keine Wirtschaftskrise geben werden. Die Angst vor einer Rezession sei unbegründet.
Triebfeder sei auch der Außenhandel mit +8% heuer und erwarteten +6% im Jahr 2002. Hinsichtlich der Baukonjunktur sieht Börner erst für 2004 einen markanten Aufschwung. Geringe Eigenkapitaldecke. Probleme ortet Börner in der geringen Eigenkapitalausstattung des deutschen Mittelstandes. Durchschnittliche 20% seien gegenüber den USA mit 80% gering, ein Auseinanderdriften bei der Kreditvergabe werde die Folge sein. Motto: gute Kapitalausstattung, bessere Kreditrahmen.
Die Baugenehmigungen sind heuer zum Erliegen gekommen - dramatische Worte wählte der engagierte Handelsunternehmer Thomas Wolf, Mühl, Berlin, um die Entwicklung am Bau im ersten Halbjahr zu beschreiben. In Westdeutschland sanken die Genehmigungen für Einfamilienhäuser um weitere 19%, im Osten erfolgte ein Einbruch um 26%. Mehrfamilienhäuser: -20% beziehungsweise -33%. 2002 erwartet er einen weiteren Rückgang um 10 bis 20%. „Es müssen dringend Kapazitäten abgebaut werden. Das Markt-Volumen wird künftig nicht mehr 500 sondern nur noch 400 Mrd. DM/J betragen.
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Demonstration für den Regenwald zum Branchentag: Greenpeace sieht Rettung im FSC-System © Ebner

Trotzdem empfiehlt er seinen Kollegen Selbstbewusstsein. „Ich definiere als Ziel eine Rendite von 20%, 2% Gewinn sind eindeutig zu wenig”, erläutert Wolf.
Helfen müsse auch die Industrie. Wenn sie mittelständige Abnehmer wolle, müsse sie diese auch unterstützen - etwa im Marketing. Höhere Ausgaben für Werbung sind für Wolf ein weiterer Weg zum Erfolg. Rettet Zertifikat Urwald? Zwar waren mit FSC und PEFC beide Zertifizierungsorganisationen am Branchentag vertreten, die heißen Diskussionen und merkliches Interesse an der Thematik gehörten in Wiesbaden aber der Vergangenheit an. Für Aufsehen sorgte allerdings eine Greenpeace-Demonstration am Freitag-Morgen vor den Rhein-Main-Hallen, auf der mit überlebensgroßen Tier-Figuren auf die letzten verbliebenen Urwaldreste auf der Erde hingewiesen wurde.
Dr. Jürgen Schrader, Geschäftsführer Gesamtverband Holz, bot darauf hin Oliver Salge, Greenpeace Deutschland, Gelegenheit, am Branchentag zu sprechen. Dieser nannte als Möglichkeit zur Urwaldrettung die Zertifizierung. FSC zog er dabei der „Mogel-Packung” (Salge) PEFC vor.
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Xaver Haas © Ebner

Enormes Potenzial. Der stark vom Bau abhängigen Holzbranche machte Xaver Haas Mut. Der Geschäftsführer der Haas-Group, Falkenberg/D, sprach von einem 600%-igen Wachstumspotenzial, das die Branche erlösen könnte, wenn man Skandinavien oder die USA als Maßstab nehme. Vom mageren 11%-igen Marktanteil von Holzhäusern sollte man auf 60% kommen. „Das Holzhaus muss zur Selbstverständlichkeit werden”, betonte Haas in einem engagierten Vortrag. Derzeit werde den Holzbau-Willigen allerdings vielfach die Entscheidung für diesen Werkstoff erschwert - etwa von der Hausbank.Zuerst Markt, dann Kapazität. Stark ins Gericht ging Haas mit der BSH-Branche. „Dass es zuerst einen Markt und erst danach Kapazitätsausweitungen geben muss, ist offensichtlich nicht allen klar”, erläutert der Holz-Tycoon. Wie man es machen kann, zeigte er am eigenen Produkt BSH-Decke auf. „Ansprechende, selbsterklärende Unterlagen sind notwendig. Wohlbefinden und Sicherheit - das muss transportiert werden.”